Donnerstag, Dezember 26, 2024

W+M Redaktions- und Consulting-Netzwerk Ost

W+M-Serie: MdB OST – Die ostdeutschen Bundestagsabgeordneten/Teil 11

Von den 736 Mitgliedern des 20. Deutschen Bundestages sind insgesamt 145 Vertreter aus Ostdeutschland inkl. Berlin, die direkt oder über die Landesliste ihrer Partei in den Deutschen Bundestag gewählt wurden und nun dort die Interessen Ostdeutschlands vertreten. Aktiv im Wahlkreis, in den Fraktionen und in den unterschiedlichsten Ausschüssen stehen sie für ihre Wahlversprechen und den Spagat zwischen lokalen, regionalen und überregionalen Interessen.

W+M befragte alle Bundestagsabgeordneten aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Es ging dabei um die Stärken und Probleme der einzelnen Wahlkreise und für welche wirtschaftlichen und infrastrukturellen Projekte sie sich dort einsetzen wollen. Nicht jeder hat die Gelegenheit genutzt, aber die  Antworten sind ausreichend, um insgesamt und im Einzelnen einen guten Überblick über die Situation in den ostdeutschen Regionen und ihre Perspektiven zu vermitteln.

Im Teil 11 der Serie kommen zu Wort: Jens Lehmann (CDU), Edgar Naujok (AFD), Dr. Markus Reichel (CDU), Merle Spellerberg, (Bündnis90/Die Grünen), Nadja Sthamer (SPD), Kassem Taher Saleh (Bündnis90/Die Grünen)

Jens Lehmann, CDU        

Jens Lehmann, CDU/CSU, MdB, Foto: DBT – Stella von Saldern

Erzieher, *19.12.1967 in Stolberg (Harz)
Wahlkreis: Leipzig I / Sachsen
Sportausschuss, Verteidigungsausschuss
jens.lehmann@bundestag.de

Welche wirtschaftlichen Stärken und Probleme gibt es in Ihrem Wahlkreis?

Mein Wahlkreis ist geprägt von einem breiten Mix aus kleinen und mittelständischen Handwerksbetrieben sowie den Werken der großen Unternehmen Porsche und BMW. Mit dem Flughafen Leipzig haben wir einen internationalen Flughafen ohne Nachtflugverbot, dass insbesondere für Logistikunternehmen besonders attraktiv ist. Deshalb unterhält die DHL hier ein großes Drehkreuz und profitiert so von der Lage Leipzigs. Zahlreiche Leipziger Unternehmen fungieren für DHL, BMW und Porsche als Zulieferer und Dienstleister. Die Ansiedlung der Unternehmen in meinem Wahlkreis erfolgte auch aufgrund der sehr guten Anbindung an die Autobahn, an das Eisenbahnnetz und an den Flughafen. Dazu haben wir noch Flächen in unterschiedlichen Größen, die für Unternehmen attraktiv sind. Um diese Unternehmen auch weiterhin für eine Ansiedlung oder Vergrößerung ihrer bisherigen Kapazitäten zu gewinnen, muss der Nahverkehr des Leipziger ÖPNV besser ausgebaut und dichter vertaktet werden. Hier gibt es noch Luft nach oben. Bereits gut erreichbar sind beispielsweise große Einkaufszentren im nördlichen Teil meines Wahlkreises wie das Paunsdorf Center oder der Sachsenpark. Diese ergänzen die Einkaufsmöglichkeiten des Einzelhandels im südlichen Teil meines Wahlkreises. Diese Einkaufsmöglichkeiten haben nun die Herausforderung, die coronabedingten Ladenschließungen zu kompensieren und dauerhaft gegen den Onlinehandel zu bestehen.

Für welche wirtschaftlichen und infrastrukturellen Projekte in Ihrem Wahlkreis werden Sie sich einsetzen?

In meinem Wahlkreis gibt es mehrere große Projekte, die ich seit Jahren als Mitglied des Bundestages und als Leipziger Stadtrat begleite. Zum einen geht es im Zuge der Beschaffung eines neuen Schweren Transporthubschraubers der Bundeswehr um ein großes Logistik- und Flottenmanagementzentrum am Leipziger Flughafen. Von hier aus möchte der Hersteller der Hubschrauber die Ersatzteile und die Hubschrauberflotte an den beiden Bundeswehrstandorten managen. Am Flughafen selbst soll sich die Cyberagentur des Bundes dauerhaft ansiedeln, die bislang noch ihren Übergangssitz in Halle hat. Am Flughafen selber engagiere ich mich seit Jahren in der Diskussion um die Südabkurvung. Wichtig ist auch der Breitbandausbau in meinem Wahlkreis, der vor allem für die ansässigen Wirtschaftsunternehmen von hoher Bedeutung ist.

Edgar Naujok, AFD          

Edgar Naujok. Foto: privat

Unternehmer, *25.05.1960 in Oggersheim
Wahlkreis: Leipzig-Land / Sachsenn
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
edgar.naujok@bundestag.de

Am Montag, dem 28. Februar 2022, hatte ich ein intensives und aufschlussreiches Gespräch mit der IHK Leipzig. Dabei wurde eine ganze Reihe an konkreten Problemstellungen an mich herangetragen, die es politisch zu lösen gilt.

Wichtiges Kernthema ist die Energie- und Versorgungssicherheit in Deutschland: Die Ukraine-Krise und deren Folgen haben der gesamten Öffentlichkeit mit einem Mal vor Augen geführt, wie fragil unser eigenes Energiesystem ist. Es wäre vollkommen illusorisch, auf erneuerbare Energien zu setzen, denn diese haben sich bis heute nicht als grundlastfähig erwiesen. Atom- und Kohleenergie sollten deshalb unbedingt wieder hochgefahren werden, um eine weitere Verschärfung der Energieknappheit zu verhindern. Bereits jetzt sind die steigenden Energiepreise der konjunkturhemmende Faktor Nummer 1. Ziel muss es sein, Industrieunternehmen in unserer Region zu halten. Das sind wir den Arbeitsplätzen und allem, was damit verbunden ist, verpflichtet.

Ein weiterer Punkt ist die steigende Inflation, die alle massiv zu spüren bekommen. Sie stellt gerade für Wirtschaft und Industrie einen immer kritischer werdenden Standortfaktor dar. Hier muss klar gegengesteuert werden. Eine Senkung staatlicher Abgaben sollte das Gebot der Stunde sein, damit sich die Energiepreise endlich stabilisieren.

Zudem setzt der Fachkräftemangel unserer Wirtschaft spürbar zu. Darauf haben die sächsischen Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern in ihrem Fachkräftemonitoring 2022

eindringlich hingewiesen. Mit 64 offenen Stellen je 1.000 Beschäftigte wird der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2018 (52 offene Stellen) nochmals deutlich überschritten. Der Bedarf an Facharbeitern und Gesellen ist besonders hoch. Sie werden branchenübergreifend für 4 von 10 offenen Stellen benötigt.

Das dritte Jahr in Folge leiden die Ausbildungsbedingungen unter den staatlichen Corona-Maßnahmen. Unternehmen und Verbänden blieb so beispielsweise der Zugang zu den Schulen verwehrt, wo sie sonst grundlegende Berufsorientierung angeboten hätten. Hier sollte unbedingt eine Rückkehr zu einem geregelten, ungehinderten Schulbetrieb angestrebt werden. Auch der Wert der Arbeit muss den Heranwachsenden wieder verstärkt vermittelt werden.

Ein letzter wichtiger Punkt ist der Strukturwandel in unserer Region. Hierfür stehen bis 2038 14 Mrd. Euro zur Verfügung, deren konkrete Verwendung allerdings kritisch hinterfragt werden muss. So wurden schon jetzt Mittel vorschnell verbraucht und ein Wirtschaftsbezug ist bei den Förderprojekten nur selten zu finden. In der Regel verwenden Kommunen die Fördermittel für seit langem hinausgeschobene Projekte.

Zu Ersatzeinrichtungen sind Zweifel angebracht.

In Borna, dem Sitz der Landkreisverwaltung in meinem Wahlkreis, wird eine Außenstelle des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle errichtet. Diese soll nach dem Sorgfaltspflichtengesetz – auch Lieferkettengesetz genannt – gewährleisten, dass Kinder- und Zwangsarbeit bei Zulieferern eingedämmt und Umweltzerstörungen verhindert werden. Landrat Henry Graichen rechnet langfristig mit dreistelliger Zahl an Behördenbediensteten.

Dies greift allerdings nicht ins Grundproblem, dem Wegfall von Produktionsstandorten vor Ort, im Wahlkreis, dem Mangel an Handwerkern.

Hier sollten sich alle Verantwortlichen ehrlich machen: Vorrangiges Ziel muss das Schaffen und Sichern von produktiven Arbeitsplätzen sein. Eine effektive und sparsame Mittelverwendung ist dafür unabdingbar!

 

Dr. Markus Reichel, CDU       

Dr. Markus Reichel. Foto: Blend3-Frank-Graetz

Diplom-Mathematiker, *15.07.1968 in München
Wahlkreis: Dresden I /Sachsen
Ausschuss für Arbeit und Soziales, Ausschuss für Digitales
markus.reichel@bundestag.de Sachsen

Welche wirtschaftlichen Stärken und Probleme gibt es in Ihrem Wahlkreis?

Dresdens größte Stärke ist die Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung. In meinem Wahlkreis befindet sich eine Vielzahl von national und international tätigen Unternehmen aus verschiedensten Branchen, von der Mikroelektronik – Stichwort „Silicon Saxony“ – über den Maschinenbau, die Flugzeugindustrie, Ernährungswirtschaft und das Druckwesen bis hin zur Verpackungstechnologie – alle mit einem hohen Spezialisierungsgrad. Die vielfältige Hochschul- und Forschungslandschaft hilft ihnen dabei, technologisch mit an der Weltspitze zu bleiben.

Die Technische Universität Dresden gehört seit 2012 zu den elf Exzellenzuniversitäten in Deutschland. Auch alle vier großen deutschen Forschungsorganisationen sind mit ihren Instituten in meinem Wahlkreis vertreten: die Fraunhofer-Gesellschaft, Leibniz-Institute, die Max-Planck-Gesellschaft sowie die Helmholz-Gemeinschaft. Außeruniversitäre Einrichtungen beschäftigen in Dresden etwa 4.000 Personen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) visualisiert bei uns beispielweise neue Technologien für Flugzeuge, Transporte im Weltraum oder auch Züge der nächsten Generation. Die Forschungsdichte sorgt für ein innovatives Klima, Start-Up-Ausgründungen und viele Kooperationen.

Der Schwerpunkt liegt auf der Forschung und Entwicklung von Zukunftstechnologien. Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen ist zum Beispiel nicht nur Auslieferungszentrum für Elektrofahrzeuge in ganz Deutschland, sondern entwickelt sich auch zum deutschlandweiten Kompetenzzentrum für Digitalisierung. Ein junges Dresdner Unternehmen, das man ebenfalls unbedingt im Blick behalten sollte, ist Wandelbots. Es entwickelt eine sogenannte No-Code-Software – eine Art Software-Baukasten –, die die Programmierung von Industrierobotern für Unternehmen erleichtert.

Wie andere Standorte weltweit haben auch wir in Dresden mit den Lieferengpässen, die in den vergangenen zwei Jahren der Corona-Pandemie entstanden sind, zu kämpfen. Diese werden durch den Krieg in der Ukraine verstärkt. Dresden hat zudem historisch bedingt eine stärkere wirtschaftliche Verbundenheit zu Russland; damit haben Sanktionen gegenüber Putin auch Auswirkungen auf unsere Unternehmen. Wir kämpfen – wie alle andere auch – mit dem Fachkräftemangel und haben aufgrund der hohen Spezialisierung unserer Industrie einen besonders hohen Bedarf an qualifizierten Fachkräften.

Für welche wirtschaftlichen und infrastrukturellen Projekte in Ihrem Wahlkreis werden Sie sich einsetzen?

Für mich ist Wirtschaftspolitik eine Querschnittsaufgabe und Grundlage für alles andere: für gute Arbeit und ein gutes Lohnniveau, aber auch für genügend Steuereinnahmen, um damit gute Bildung, Infrastruktur und auch soziale Ausgaben finanzieren zu können. Gerade in den Bereichen Elektromobilität, Batterietechnologie, Klimaschutz, Künstliche Intelligenz und Robotik können wir in der Dresdner Metropolregion noch einiges an Potenzial ausschöpfen. Dafür muss Politik die richtigen Weichen stellen. Ich arbeite daran, in meinen Ausschüssen Digitales sowie Arbeit und Soziales dafür die entsprechenden Impulse zu setzen; das Thema Fachkräfte ist dabei eines meiner Schwerpunktthemen. Mein Ziel ist, uns zu einer der wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen in Europa weiterzuentwickeln und Dresden in eine Stadt, in die Fachkräfte mit Begeisterung kommen.

Konkret möchte ich unter anderem eine bessere Anbindung Dresdens in die europäischen Schienenverkehrswege, vor allem von Ost nach West, erreichen. Wenn wir es schaffen, in den kommenden vier Jahren mindestens ein DAX-Unternehmen in Dresden auf den Weg zu bringen, wäre das auch ein großer Erfolg.

Merle Spellerberg, Bündnis90/Die Grünen

Merle Spellerberg. Foto: Spellerberg

Studentin, *13.11.1996 in Höxter
Wahlkreis: Dresden II – Bautzen / Sachsen
Auswärtiger Ausschuss, Verteidigungsausschuss
merle.spellerberg@bundestag.de

Welche wirtschaftlichen Stärken und Probleme gibt es in Ihrem Wahlkreis?

Der Großraum Dresden punktet allem voran als Wissenschaftsstandort. Mit der TU beheimatet die Stadt eine von elf deutschen Exzellenzuniversitäten, die im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes gefördert werden. Und das zahlt sich aus: wichtige Zukunftsbranchen, wie die Halbleiterindustrie oder die erneuerbaren Energien, haben sich in den letzten Jahren in der Region angesiedelt. Diese Unternehmen können hier nicht nur auf hochausgebildete Fachkräfte und eine große Auswahl an Fördermöglichkeiten zurückgreifen. Auch die Lage Dresdens im Dreiländereck mit unmittelbarer Nähe zu Tschechien und Polen ist von Vorteil. Nicht zuletzt profitiert Dresden auch von seinem vielfältigen kulturellen Angebot, das die Stadt für Studierende und Arbeitnehmer*innen attraktiv macht. Nicht ohne Grund hat Dresden von allen Landkreisen und kreisfreien Städten Sachsens die durchschnittlich jüngste Bevölkerung. Diese birgt für die Stadt und ihr Umland ein enormes Potential. Denn wir wissen: der Zuzug junger Menschen leistet einen erheblichen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit, Lebensqualität und wirtschaftlichen Dynamik jeder Region.

Dennoch hat der Ruf Dresdens und des Landkreises Bautzen zuletzt gelitten. Pegida-Aufmärsche, rassistische Übergriffe und Corona-Proteste können Fachkräfte, besonders People of Colour und Investoren davon abschrecken, sich hier niederzulassen. Darüber hinaus fehlen meinem Wahlkreis, wie allen anderen ostdeutschen Regionen auch, die Hauptsitze der großen börsennotierten Unternehmen. Auch über 30 Jahre nach der Wende ist die Region vor allem Produktionsstandort, wo ostdeutsche Arbeitnehmer*innen weiterhin oft weniger verdienen als ihre Kolleg*innen im Westen. Für Arbeitgeber*innen mag das auf den ersten Blick attraktiv sein. Allerdings befeuert das auch den demographischen Wandel, weil qualifizierte Arbeitskräfte abwandern. Genau diese brauchen wir aber, wenn wir die vom Strukturwandel betroffenen Regionen, vor allem im Bautzener Raum, fit für die Zukunft zu machen wollen.

Für welche wirtschaftlichen und infrastrukturellen Projekte in Ihrem Wahlkreis werden Sie sich einsetzen?

In Dresden muss es darum gehen, die Stadt als Nährboden für innovative und zukunftsweisende Ideen zu erhalten und ihre Vorreiterrolle auszubauen. Daher setze ich mich für Investitionen in die Forschung und starke Förderprogramme für Startups und Projekte ein, insbesondere wenn diese einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten können. Gleichzeitig muss Dresden ein attraktiver Wohn- und Arbeitsort für Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters sein. Konkret will ich dafür die Dresdner Zivilgesellschaft und den Kampf gegen Rechtsextremismus stärken, unter anderem durch das Demokratiefördergesetz. Ein weiteres Herzensanliegen ist mir die Unterstützung der Kultur- und Clubszene Dresdens, die durch die Pandemie gebeutelt, aber so essenziell für die Attraktivität unserer Stadt ist.

Der Strukturwandel, besonders im Landkreis Bautzen, kann nicht ohne die Menschen geschehen. Zunächst heißt das: Arbeit in der Region muss attraktiv sein. Wenn wir gut ausgebildete Fachkräfte halten oder sogar anziehen wollen, müssen wir sie angemessen bezahlen. Deshalb setze ich mich in dieser Legislaturperiode für die Anpassung der Löhne in Ostdeutschland an das Westniveau ein. Gleichzeitig muss der ländliche Raum, insbesondere für junge Menschen, lebenswerter werden. Neben langfristigen Weichenstellungen, wie der Ansiedlung von Behörden und Industrie oder dem Ausbau der Mobilfunk- und Breitbandnetze, fängt das schon im Kleinen an, zum Beispiel mit der Förderung von Vereinen, dem Ausbau und der Integration der Nahverkehrsnetze und der fairen Bezahlung von Auszubildenden. Gerade junge Menschen will ich in die Entwicklung ihrer Regionen einbeziehen.

Nadja Sthamer, SPD       

Nadja Sthamer. Foto: SpD

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, *13.03.1990 in Reichenbach
Wahlkreis: Leipzig II /Sachsen
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
nadja.sthamer@bundestag.de

Welche wirtschaftlichen Stärken und Probleme gibt es in Ihrem Wahlkreis?

Leipzig überzeugt mit einer hervorragenden Infrastruktur. Dank der Hochgeschwindigkeitsstrecken der Bahn ist man mit dem ICE von Leipzig aus in einer Stunde in Berlin und in drei Stunden in München, Frankfurt und Hamburg. Es gibt einen Autobahnring und Trassen in alle Richtungen. Auch werden immer mehr Fahrradwege so gesichert und ausgebaut, dass ein Transport mit Lastenfahrrrädern auf der letzten Meile möglich sind. Der Flughafen ist 24 Stunden in Betrieb für Fracht. Leipzig verfügt zudem über eine moderne Telekommunikationsinfrastruktur. Darüber hinaus ist der Leipziger Süden ist durch seine Diversität, besonders in der Medien- u. Kreativwirtschaft, breit aufgestellt. Trotz der Pandemie und Lockdown sehe ich den Leipziger Süden, wie die gesamte Stadt Leipzig gut aufgestellt. Der Bund und die Stadt Leipzig haben enormen Förderprogramme aufgelegt, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln und Betrieben über die Pandemie hinwegzuhelfen. Auch sehe ich weiterhin die fünf Cluster, welche die gesamte Stadt Leipzig für sich identifiziert hat, als Wegweisend, um weiterhin eine gute wirtschaftliche Lage zu erreichen. Dabei behält Leipzig das Soziale im Blick. Die Cluster sind: Automobil- u. Zulieferindustrie, Gesundheitswirtschaft und Biotechnologie, Logistik, Energie und Umwelttechnik sowie die Medien- und Kreativwirtschaft.

Für welche wirtschaftlichen und infrastrukturellen Projekte in Ihrem Wahlkreis werden Sie sich einsetzen?

Neben besseren ÖPNV Verbindungen im Wahlkreis steht für mich die Energiepolitik im Fokus. Ich bin sehr froh, dass die Stadtwerke im Leipziger Süden ein Wasserstoffprojekt auf den Weg bringen, damit wir die Energiewende zügig bewerkstelligen können.

Hervorzuheben ist zudem, dass Leipzig seit Jahren über ein überdurchschnittliches Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum verfügt. Um dies beibehalten zu können werde ich mich für die weiterhin exzellente Ausbildung von Fachkräften in und um Leipzig einsetzen, sowie die Innovationsfähigkeit von Firmen in Bezug auf FuE (besonders bei KMU) fördern.

 Kassem Taher Saleh, Bündnis90/Die Grünen

Kassem Taher Saleh. Foto: Juliane Mosterz

Diplom-Bauingenieur, *01.06.1993 in Zakho/Irak
Wahlkreis: Dresden I / Sachsen
Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen
kassem.tahersaleh@bundestag.de

Welche wirtschaftlichen Stärken und Probleme gibt es in ihrem Wahlkreis?

Antwort: Dresden zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass unsere Stadt mit ihrer großen Hochschullandschaft einer der wichtigsten Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorte in ganz Deutschland ist. Das „Silicon Saxony“ ist im europaweiten Vergleich eine nahezu einzigartige Verbindung unserer Hochschulen und Forschungsinstitute mit der Industrie und den Unternehmen. Wir müssen dennoch weiter daran arbeiten, dass öffentlich geförderte Spitzenforschung nicht nur im Westen von Deutschland stattfindet. Hierbei spielen für mich Vielfalt, Internationalität und eine offene Willkommenskultur eine wichtige Schlüsselrolle. Als wirtschaftliche Stärke bedeutsam ist ebenso die Kultur- und Kreativwirtschaft in Dresden. Sie bildet eine leistungsstarke Wirtschaftsbranche und eine wichtige Säule auf unserem Arbeitsmarkt, nicht zuletzt auch durch Dresdens positives Gesamtbild mit einem ansprechenden Lebens- und Arbeitsumfeld. Nicht nur die Pandemie, sondern auch der Mangel an Büro-, Präsentations-, und Produktionsräumen sind hierbei ein Hemmnis für die weitere Entwicklung der Branche: Entsprechende Raumangebote in Dresden sind sehr knapp und mit hohen Mieten im Bereich der Innenstadt verbunden. Hier sehe ich ein großes Potenzial an Fördermaßnahmen, damit Dresden weiter eine Stadt des kreativen Miteinanders der Kultur- und Kreativszene sein kann. Innenstädte und vor allem kleine Läden und Betrieben haben in der Pandemie gelitten. Die Innenstädte sind Kern einer belebten Stadt, nicht nur für die Dresdnerinnen und Dresdner, sondern auch für Touristinnen und Touristen, die unsere schöne Stadt besuchen und genießen.

Für welche wirtschaftlichen und infrastrukturellen Projekte in ihrem Wahlkreis werden Sie sich einsetzen?

Antwort: Die nächsten Jahre in Dresden werden von Straßenbau- und Sanierungsprojekten geprägt sein, das vielleicht Größte darunter ist die Grundsanierung der historischen Loschwitzer Brücke, auch bekannt als“ Blaues Wunder”. Solche Erneuerungen müssen wir als Chance nutzen, mehr Raum für Fußgängerinnen und Fußgänger, Radfahrende und ÖPNV zu schaffen, statt weiter ausschließlich Straßenbau für den Autoverkehr zu betreiben. Hier werde ich mich auf Bundesebene für die entsprechenden Fördermittel einsetzen. Als Bauingenieur habe ich zudem den Anspruch, dass Menschen zu fairen Mieten attraktiv, bezahlbar und ökologisch wohnen und leben können. Als Obmann im Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen setze ich mich für eine ökologische und sozialverträgliche Wohnungs- und Baupolitik ein. Ressourcenknappheit, immenses Abfallaufkommen, anhaltend hohe Treibhausgase, knapper Wohnraum in der Stadt – all das sind Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft seit Jahren steht. Bauen muss wieder zu einer gemeinschaftlichen Aufgabe werden, bei der sozial-ökologische Transformation im Fokus steht. Der Alte Leipziger Bahnhof ist dafür ein Beispiel: Ein riesiges historisches Areal in Dresden, das seit Jahren verwildert und wegen seines Potentials schon lange umkämpft ist. Dort soll jetzt ein neues grünes Stadtviertel unter Beteiligung verschiedener Akteurinnen entstehen. Eigentumswohnungen sollen neben Sozialwohnungen sein, die historische Bausubstanz soll erhalten bleiben, während dabei aber auch die Barrierefreiheit konsequent durchgesetzt wird. Solche Projekte sind unheimlich wichtig, denn sie bieten eine Chance, bisherige Gestaltungs- und Beteiligungsstrukturen zu überdenken. Es muss ein lebenswertes Viertel werden, bei dem möglichst viele Dresdner Bürgerinnen und Bürger verschiedene Projekte mitgestalten können.

 

Bisher erschienen:

Teil 1:  Knut Abraham, Philipp Amthor, René Bochmann, Ingo Bodtke, Dr. Gregor Gysi, Christian Hirte,

Teil 2: Friedhelm Boginski, Katrin Budde, André Hahn, Thomas Heilmann, Ralph Lenkert, Claudia Müller

Teil 3: Johannes Arlt, Sonja Eichwede, Fabian Funke, Dr. Ottilie Klein, Martin Kröber, Tina Rudolph

Teil 4: Dr. Dietmar Bartsch (Die Linke), Annika Klose (SPD), Ariane Fäscher (SPD), Philipp Hartewig (FDP), Antje Tillmann (CDU)

Teil 5: Clara Bünger (Die Linke), Hannes Gnauck (AFD), Daniela Kluckert (FDP), Enrico Komming (AFD), Jan-Wenzel Schmidt (AFD), Gerald Ullrich (FDP)

Teil 6: Dr. Marcus Faber (FDP), Christian Görke (Die Linke), Reginald Hanke (FDP), Ulrike Harzer (FDP), Dr. Jan-Marco Luczak (CDU), Dietrich Monstadt (CDU)

Teil 7: Susanne Henning-Wellsow (Die Linke), Carlos Kasper (SPD), Jana Schimke (CDU), Ruppert Stüwe (SPD), Dr. Herbert Wollmann (SPD), Stefan Zierke (SPD)

Teil 8: Torsten Herbst (FDP), Michael Kellner (Bündnis 90/Die Grünen), Jens Koeppen (CDU), Michael Müller (SPD), Dr. Paula Piechotta (Bündnis90/Die Grünen), Dr. Petra Sitte (Die Linke)

Teil 9: Mario Czaja (CDU), Carsten Körber (CDU), Caren Lay (Die Linke), Lisa Paus (Bündnis90/Die Grünen), René Springer (AFD), Kai-Uwe Ziegler (AFD)

Teil 10: Ingo Bodtke (FDP),Steffen Kotré (AFD), Holger Mann (SPD), Kathrin Michel (SPD), Frank Müller-Rosentritt (FDP), Rasha Nasr (SPD)

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