Freitag, Juli 18, 2025

Bayern zieht Berlin davon

Berlin. Aus einem hauchdünnen Vorsprung ist ein deutlicher Abstand geworden: Bayerische Startups konnten in den vergangenen sechs Monaten knapp 2,1 Milliarden Euro Risikokapital einsammeln – 262 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2024. Berliner Jungunternehmen sammelten dagegen 1,5 Milliarden Euro ein – ein Anstieg um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Blick auf die Liste der Top-Deals, die lange Zeit von Berliner Jungunternehmen dominiert wurde. Im ersten Halbjahr 2025 gingen sechs der zehn deutschlandweit größten Finanzierungsrunden an Startups aus Bayern – nur drei an Jungunternehmen aus Berlin. Komplettiert wird das Top-10-Deal-Ranking von einem Unternehmen aus Baden-Württemberg. Die größte Geldspritze erhielt das KI-Startup Helsing aus München (600 Millionen Euro), gefolgt von dem Batteriespeicheranbieter Green Flexibility aus Kempten im Allgäu (400 Millionen Euro) und dem Software-Startup AMBOSS aus Berlin (240 Millionen Euro).

Das zeigt das Startup-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Die Studie basiert auf einer Analyse der Investitionen in deutsche Startups. Als Startups werden dabei grundsätzlich Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind.

Dr Thomas Prüver, Partner bei EY: „Das Startup-Ökosystem in Deutschland hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich verändert, die Gewichte verschieben sich. In Berlin finden nach wie vor die meisten Deals statt. Und Berlin bleibt beispielsweise im Bereich E-Commerce deutschlandweit klar führend. Aber: Infolge neuer Megatrends setzen Investoren andere Schwerpunkte als in den Vorjahren: der Krieg in der Ukraine bzw. die steigende Bedeutung des Rüstungssektors zum einen, der weltweite Vormarsch der Künstlichen Intelligenz zum anderen und schließlich die Energiewende und der Umbau der Energieversorgung in Deutschland.“

So waren die Finanzierungsrunden für die in Bayern ansässigen Startups Helsing und Quantum Systems die größte bzw. viertgrößte Investition im ersten Halbjahr in Deutschland – beide Unternehmen sind in der Rüstungsbranche tätig. Von den gut 4,6 Milliarden Euro, die deutschlandweit im ersten Halbjahr investiert wurden, flossen zudem knapp zwei Milliarden Euro an KI-Startups – auch ein Bereich, in dem Bayern besonders stark ist. Und zwei der zehn größten Deals in der ersten Jahreshälfte gingen an bayerische Anbieter von Batterielösungen Bzw. Energiegewinnungstechnologien.

Gefragt sind aktuell vor allem Jungunternehmen aus dem Sektor Software & Analytics, sie erhielten in den ersten sechs Monaten des Jahres mit Abstand am meisten Investitionskapital: Knapp 1,5 Milliarden Euro standen hier zu Buche, ein Zuwachs von fast 400 Millionen Euro im Vergleich zur Vorjahresperiode (plus 36 Prozent). Ein Ende dieses Booms ist laut Prüver nicht in Sicht: „Wir stehen gerade erst am Anfang der Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz, die Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologie in Unternehmen werden rasant steigen. Das Potenzial ist riesig, Deutschland hat hier alle Möglichkeiten, dieser Entwicklung durch eigene Ideen und Startups seinen Stempel aufzudrücken und wirtschaftlich zu profitieren.“

Auch wenn der Softwaresektor das meiste Risikokapital auf sich vereinigen konnte: andere Bereiche ziehen auch das Interesse der Investoren auf sich. Ein starkes Wachstum konnte etwa der Bereich Energy erzielen: Die investierte Risikokapitalsumme stieg hier von 349 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2024 auf 922 Millionen Euro im aktuellen Vergleichszeitraum – und damit um 164 Prozent. Prozentual noch stärker stiegen Investitionen nur in den Bereichen Education, wo – nach 20 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum – in den ersten sechs Monaten 324 Millionen Euro (plus 1.520 Prozent) eingesammelt werden konnten, sowie im Bereich PropTech. Hier flossen im ersten Halbjahr 2024 sechs Millionen Euro, im aktuellen Beobachtungszeitraum sind es 91 Millionen Euro (plus 1.416 Prozent).

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