Warum hinkt die Ost-Industrie dem Westen auch über 30 Jahre nach der Einheit hinterher, und welche Perspektiven hat sie? Eine IG-Metall-Tagung in Chemnitz gab Antworten.
Wirtschaftskraft bei kaum 87 Prozent des Westens
Ostdeutschland ist immer noch überwiegend eine strukturschwache Region. Die Wirtschaftskraft Erwerbstätigen liegt 32 Jahre nach der Wende bei kaum 87 Prozent des Westniveaus. Allerdings entwickelt sich die Wirtschaftsregion besser als im Westen. Die Bruttowertschöpfung ist um 18 Prozent angestiegen, im Westen lag sie nur bei der Hälfte. Ein wichtiges Thema für die geringere Produktivität ist die Größe der Unternehmen. Die Betriebe sind mit im Schnitt 96 zu 145 Beschäftigten viel kleiner als im Westen.
Angesichts der starke Subventionierungen der internationalen Ansiedlungen, sollte der Fokus verstärkt auf die Förderung der Qualität der Arbeitsplätze gerichtet werden, denn die Innovationskraft der Unternehmen sei entscheidend.
Größter Nachteil des Ostens ist laut Ragnitz der wachsende Personalmangel von im Schnitt zehn bis 15 Prozent. Da Zuwanderer dort nicht gern gesehen und Niedriglöhne kein Lockmittel seien, müsse man auf Automatisierung und Digitalisierung zur Arbeitseinsparung setzen. Er ist dagegen, Firmen mit obsoletem Geschäftsmodell mit Staatshilfe am Leben zu erhalten.
Osten bleibt noch lange eine strukturschwache Region
Fazit: Der Osten habe strukturelle Defizite, die sich durch die Politik weder kurz- noch mittelfristig beheben ließen. Dazu Ragnitz: „Erfahrungen des Westens zeigten, dass die meisten Regionen, die in den 1970ern als strukturschwach galten, trotz Intervention noch immer förderbedürftig seien. Es ist deshalb davon auszugehen, dass Ostdeutschland noch lange eine strukturschwache Region bleibt – trotz einzelner Inseln industrieller Prosperität“.