Die Wirtschaftsbilanz Mecklenburg-Vorpommerns fiel 2022 durchwachsen aus. Einer Erholung im Tourismus und einigen Neuansiedlungen auf der Habenseite standen die Turbulenzen der Werftenkrise gegenüber. Hoffnungsträger der Zukunft soll nun die Wasserstoffwirtschaft werden. W+M startet mit diesem Beitrag eine Länderreport-Serie. Die ersten drei Teile nehmen Mecklenburg-Vorpommern ins Visier. Von Matthias Salm.
Hier beginnt Teil 2:
MV will Wasserstoff-Land werden
Mecklenburg-Vorpommern sieht seine Zukunft mittlerweile als Energieland. „Wir legen in Mecklenburg-Vorpommern ein besonderes Augenmerk darauf, dass nicht nur Produktionskapazitäten für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff aufgebaut werden, sondern dass wir komplette Wertschöpfungsketten inklusive des Verbrauchs hier im Land errichten“, skizziert Meyer die Zukunftsvision. Mecklenburg-Vorpommern will den Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft mit 560 Millionen Euro fördern. Mit den Anteilen der beteiligten Firmen ist mit Investitionen von insgesamt 700 Millionen Euro zu rechnen. Bereits heute produziert das Land doppelt so viel Öko-Strom wie es selbst verbraucht. Ein Teil davon soll in den Aufbau der Wasserstoff-Industrie fließen.
Eine weitere große Aufgabe in MV ist die Errichtung von Energiespeichern. Außerdem geplant ist eine Forschungsfabrik Wasserstoff als wirtschaftsnahe Infrastruktur. Die im ersten Teil der Forschungsfabrik Wasserstoff entwickelten Technologien des Rostocker Leibniz-Instituts für Katalyse sollen in einem zweiten Teil, dem Anwendungszentrum Wasserstoff im Fraunhofer Institut für Großstrukturen in der Produktionstechnik, in die Praxis überführt werden.
Flaute bei der Windkraft
Allerdings glänzt Mecklenburg-Vorpommern noch nicht überall beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Beispiel Windkraft: Nach Zahlen des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) kamen nach 32 neuen Windkraft-Anlagen in 2020 im Folgejahr noch 19 und 2022 nur noch 15 neue Windräder hinzu. Der Grund hierfür nach Ansicht von Experten: Die Genehmigungshürden in MV sind weiterhin zu hoch. Immerhin hat Umwelt- und Klimaminister Till Backhaus diesbezüglich Besserung mit dem neuen Windkraft-Beschleunigungsgesetz gelobt. Zudem soll der Photovoltaik-Ausbau auf Dächern, Fassaden, Balkonen, versiegelten Flächen und Freiflächen beschleunigt werden.
Gesundheitswirtschaft baut Stellung aus
Jenseits der Zukunft als Land der Energiewende baut Mecklenburg-Vorpommern aber weiterhin auch auf seine klassischen wirtschaftlichen Standbeine. Dazu zählt seit jeher die Gesundheitswirtschaft. Jeder fünfte Erwerbstätige zwischen Müritz und Ostsee arbeitet in einem Unternehmen in dieser Branche, das ist weit mehr als bundesweit üblich. Mehr als jeder siebte Euro an Bruttowertschöpfung entsteht im Gesundheitssektor. Seit 2009 ist die Bruttowertschöpfung kontinuierlich angestiegen.
Auch der Anteil der Branche an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung liegt in MV mit 14,4 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt. Insgesamt arbeiten 156.000 Erwerbstätige rund um das Thema Gesundheit. Eher enttäuschend fällt allerdings nach wie vor die Exportleistung aus. Mit 4,0 Prozent Anteil an der Gesamtwirtschaft in MV liegt der Exportanteil deutlich unter dem Bundesdurchschnitt der Gesundheitswirtschaft mit 9,7 Prozent. Auch in der industriellen Gesundheitswirtschaft hinkt das Land noch hinterher.
Die Grundlage der weiteren Entwicklung bildet der Masterplan Gesundheitswirtschaft MV 2030. Bereits in den letzten Jahren entstanden in MV das Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie in Greifswald, das Kompetenzzentrum Diabetes in Karlsburg und das Kompetenzzentrum Medizintechnik in Rostock. Das ambitionierte Ziel: Mecklenburg-Vorpommern soll das Gesundheitsland Nummer eins in Deutschland werden. Die Schwerpunkte setzt die Landespolitik in den Bereichen Life Science, den Gesundheitsdienstleistungen, der Altersgesundheit, dem Gesundheitstourismus und der Verbindung mit einer weiteren Schlüsselbranche des Landes, der Land- und Ernährungswirtschaft.
Länderreport MV Teil 1 – 14.02.2023
Tourismusbranche hat sich erholt
Lösungen für Werftenstandorte gefunden
In Vorbereitung:
Länderreport MV Teil 3 – 27.02.2023
Agrarwirtschaft dominiert in MV
Schwierige Lage der Automobilbranche
Rostock Gewinner im Land