Leipzig. Erfreuliche Nachrichten aus dem ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbau: Die wirtschaftliche Erholung hat sich im vierten Quartal 2021 fortgesetzt. 83 Prozent der Unternehmen bewerteten zum Jahresende ihre wirtschaftliche Situation als „sehr gut“ oder „eher gut“. Ähnlich viele sagten das zuletzt Anfang 2019. Neun von zehn Betrieben erwarten zudem, dass sich die Auftragslage auch in den kommenden Monaten positiv entwickelt: Etwa 30 Prozent aller Unternehmen rechnen bis März 2022 mit besseren Geschäftschancen. Weitere 60 Prozent gehen von gleichbleibenden Perspektiven aus. Das ergab eine Umfrage des VDMA Ost unter seinen 350 Mitgliedern in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

„Die Richtung zeigt schon seit einigen Quartalen nach oben. Immer mehr Maschinenbau-Betriebe blicken auf gut gefüllte Auftragsbücher und wollen in den kommenden Monaten neue Mitarbeitende einstellen“, sagt Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA-Landesverbandes Ost.

Kapazitätsauslastung und Auftragspolster so gut wie letztmals Mitte 2019
Im Vergleich zum Vorquartal um reichlich 3 Prozentpunkte geklettert ist die Kapazitätsauslastung. Die Firmen lasteten im vierten Quartal 2021 ihre vorhandenen Kapazitäten zu durchschnittlich 89,9 Prozent aus. Dieser Wert ist der höchste seit mehr als zwei Jahren.

Ebenfalls zugelegt hat das Auftragspolster der Betriebe. Es reicht im Durchschnitt für 5,7 Produktionsmonate bis Ende Juni 2022. Neun von zehn Firmen meldeten zudem ein Auftragsplus oder eine stabile Auftragslage gegenüber dem dritten Quartal.

Viele Neueinstellungen geplant – aber Schwierigkeiten bei Stellenbesetzung
Mit der erhöhten Nachfrage nach Produkten und Services des Maschinenbaus steigt zugleich der Fachkräftebedarf. Bis Juni 2022 wollen 50 Prozent der Firmen ihre jetzigen Mitarbeitenden halten und weitere 47 Prozent der Betriebe neue Mitarbeitende einstellen. „Dadurch ergeben sich für die Menschen in den ostdeutschen Regionen beste Chancen in einer zukunftsorientierten Branche. Allerdings hatten zum Jahresende etwa vier von fünf Firmen (84 Prozent) Schwierigkeiten, die offenen Stellen mit passenden Facharbeitern oder Ingenieuren zu besetzen“, erklärt Köhn. Die Probleme ziehen sich durch alle Unternehmensbereiche. Am stärksten betroffen waren der Umfrage zufolge jedoch Stellen in der Konstruktion, in der Software-Entwicklung, im Service und in der Produktion.

Sorgen nehmen zu – Stimmung bleibt dennoch gut
Nach wie vor große Sorgen bereiten den Firmen zudem die Lieferengpässe für Bauteile, Material und Rohstoffe sowie die immens steigenden Material- und Energiekosten. Doch auch die Coronavirus-Pandemie wirkt sich auf den betrieblichen Alltag aus. So nannten drei Viertel der Unternehmen die Auswirkungen der Pandemie als größte Herausforderung im Jahr 2021. Dazu gehörten die Reisebeschränkungen, unterbrochene Lieferketten und der Ausfall von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Diese Sorge beschäftigt die Unternehmen auch in diesen Tagen. Teilweise wiegen das krankheits- und quarantänebedingte Fehlen der Fachkräfte schwerer als Lieferantenausfälle. Die Beschränkungen sowie die häufig wechselnden und regional verschiedenen Regelungen erhöhen zudem die Unzufriedenheit“, beschreibt der Verbands-Geschäftsführer die Situation. Hinzu kommt der wieder aufflammende Russland-Ukraine-Konflikt mit drohenden Sanktionen. „Die Politik muss sich intensiv für eine diplomatische Lösung einsetzen“, fordert Köhn.

Trotz der vielfältigen Belastungen ist die Branche weitgehend optimistisch gestimmt. 90,4 Prozent der Unternehmen rechnen im ersten Quartal 2022 mit unveränderten oder besseren Geschäftschancen im Vergleich zu bisher.