In Kooperation mit den Experten des BWA Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft veröffentlicht W+M Beiträge zu interessanten Auslandsmärkten. Der Fokus liegt auf den Geschäftsmöglichkeiten vorrangig für ostdeutsche Unternehmen. Der aktuelle Beitrag wurde von Claus R. Mayer verfasst.
Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rd. 720 Milliarden US$ in 2020 ist die Türkei eine der größten Volkswirtschaften Europas (7. Platz im Ranking EU ohne GB und inkl. Beitrittskandidaten). Damit konnte die Türkei in 2020 trotz Coronakrise ein reales Wirtschaftswachstum von knapp 2 Prozent realisieren und wuchs als eine der wenigen Volkswirtschaften weltweit in der Coronakrise. Für 2021 erwartet der Internationale Währungsfond ein weiteres Plus von real 6,0 Prozent.
Die engen deutsch-türkischen Wirtschaftsbeziehungen bilden eine tragende Säule der bilateralen Beziehungen. Sie sind geprägt von einer bereits seit dem 19. Jahrhundert existierenden Freundschaft und Tradition, die sich im Laufe der Jahre noch weiter verstärkt und intensiviert haben. Deutschland ist wichtigster Handelspartner und einer der größten ausländischen Investoren in der Türkei. 2020 betrug das bilaterale Handelsvolumen 36,6 Milliarden Euro. Die Zahl deutscher Unternehmen bzw. türkischer Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung in der Türkei beträgt über 7.400. Die Betätigungsfelder reichen von der Industrieerzeugung und dem Vertrieb sämtlicher Produkte bis zu Dienstleistungsangeboten aller Art. Bereits seit 1985 ist die deutsche Wirtschaft in der Türkei durch die Deutsch-Türkische Industrie- und Handelskammer in Istanbul vertreten. Sie zählt mittlerweile rd. 1.000 Mitglieder. Darüber hinaus dienen die 2018 gegründete Bilaterale Wirtschafts- und Handelskommission (JETCO) und das Deutsch-Türkische Energieforum als Plattformen für den Dialog zwischen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Wirtschaft beider Länder.
Trotz bestehender Risiken wie steigender Inflation, hoher Volatilität der türkischen Lira und struktureller Probleme setzt sich der Aufschwung in der Türkei fort.
Das Marktwachstum, niedrige Löhne (jährliches Durchschnittseinkommen 9.684 € (Stand 2017)) bei hoher Qualität, hoher industrieller und technologischer Standard sowie die geostrategische Lage an der Nahtstelle zwischen westlicher und islamischer Welt machen das „Land auf zwei Kontinenten“ für ausländische Investoren insbesondere in den Schwerpunktbranchen Automobil- und Luftfahrtindustrie sowie dem Energiesektor (Green Energy) daher weiterhin höchst interessant.
Der Autor: Claus R. Mayer ist Vizepräsident des BWA Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft. Als CEO der MR PLAN Group, Engineering-Company mit 6 Standorten in Deutschland, Tochterunternehmen in China und Ungarn und rd. 300 Mitarbeitern, ist er in verschiedenen Aufsichts- und Verwaltungsratspositionen tätig.