Sonntag, November 24, 2024

W+M-Serie: Wirtschaftsförderung in Mecklenburg-Vorpommern

Der Wirtschaftsförderung in den Ländern kommt gerade angesichts der bevorstehenden Transformation der Wirtschaft eine wachsende Bedeutung zu. W+M befragte den Chef der Landeswirtschaftsförderungsgesellschaften.
Teil 4: Fragen an Michael Sturm, den Geschäftsführer von Invest in Mecklenburg-Vorpommern.

W+M: Wie fällt die Bilanz der Wirtschaftsförderung in Mecklenburg-Vorpommern der letzten Jahre aus? Was waren die größten Ansiedlungserfolge?

Michael Sturm. Foto: Invest in MV

Michael Sturm: Invest in Mecklenburg-Vorpommern konnte in den letzten Jahren maßgebliche Unternehmensansiedlungen im Land mit begleiten. Neben dem traditionell starken Wirtschaftsstandort Rostock, wo sich die Firma Liebherr mit ihrer Maritimen Sparte in nur zehn Jahren zum Milliarden-Konzern entwickeln konnte, setzten wir auch in Schwerin maßgebliche Akzente mit dem europaweit modernsten Kaffeewerk der Firma Nestlé oder aber dem Schweizer Produzenten für Diabetes-Pens Ypsomed AG. Die Nähe zur Metropolregion mit Hafen Hamburg spielt uns hier und in den beiden Landkreisen Nordwest- und Südwestmecklenburg in die Karten.
Auch bei unseren östlichen Industriestandorten ganz in der Nähe der polnischen Metropolregion haben wir gemeinsam mit den regionalen Partnern im Auftrag der Landesregierung neue Akzente setzen können, wie das Beispiel des Industrieparks in Pasewalk zeigt. Ein 156 Hektar großes Industriegebiet verspricht nach intensiver Profilierung in der Metropolregion Berlin-Szczecin Qualität „Made in Germany“ und hat mit Top Regal bereits einen ersten Ankerinvestor aus Stuttgart angezogen. Weitere Großansiedlungen deuten sich an diesem Standort an. Auch in anderen Teilen des Landes war die profilierte Vermarktung durch die Invest in Mecklenburg-Vorpommern erfolgreich. Grüne Gewerbegebiete zwischen Rostock-Laage und Grabow/Ludwigslust geben den Investoren Antworten auf die Energiefragen der Zukunft. Neben geeigneten Gewerbeflächen und Fördermöglichkeiten bekommen Sie im Nordosten noch Ihre qualifizierten Fachkräfte, die noch dazu aufgrund großer politischer Anstrengungen des Landes im Bereich Kinderbetreuung eine wunderbare Work-Life Balance haben.
Das Team der Invest in Mecklenburg-Vorpommern hilft Investoren mit Leichtigkeit ins Land.

W+M: Wie haben fast zwei Jahre Pandemie ihre Arbeit beeinflusst?

Michael Sturm: Die Herausforderungen des letzten Jahres könnten, im Hinblick auf die Arbeit einer Wirtschaftsförderung, deren Ansatz es ist, Unternehmen auf Messen und Veranstaltungen im In- und Ausland direkt anzusprechen, nicht größer sein: Sämtliche Abläufe wurden digitalisiert und für eine Online-Nutzungsform umgestellt. Vor allem unsere Akquisitionsstrategie musste komplett verändert werden. Der größte Teil der Messen ist ausgefallen. Veranstaltungen mit politischer Begleitung mussten aufgrund der Pandemie abgesagt werden.  Selbst liebgewonnene Traditionen wie die Ausfahrt mit der Ministerpräsidentin konnten erstmals in diesem Jahr wieder stattfinden. Die meisten Kontaktmöglichkeiten fielen weg. Umso erfreuter können wir feststellen, dass auch Führungskräfte von Unternehmen, mit denen wir schon immer gern über Projekte sprechen wollten, zugänglicher als gewöhnlich waren und sich Zeit nahmen für Gespräche per Videokonferenz. Hieraus sind ebenfalls zum Teil Projekte geworden.

W+M: Welche Schwerpunkte setzt sich die Wirtschaftsförderung in Mecklenburg-Vorpommern in Ihrer gegenwärtigen und künftigen Arbeit?

Michael Sturm: Der Fokus der Arbeit der Invest in Mecklenburg-Vorpommern wird fortlaufend aktualisiert und orientiert sich an der Ausrichtung des Landes in den für MV wichtigsten Wirtschaftsbereichen, wie zum Beispiel Ernährung, Gesundheitswirtschaft, Maritime Industrie/Maschinenbau und Automotive. Bei der Direktansprache von Unternehmen haben wir natürlich die Marktentwicklung im Blick und setzen daher aktuell einen besonderen Akzent im Bereich der Medizintechnik, von Industrie 4.0, den Erneuerbaren Energien sowie hier in der Wasserstoff- und Batterietechnik. Weitere innovative Bereiche wie z.B. die Meerestechnologie geben uns Alleinstellung im Wettbewerb. Das Rostocker Offshore Technology Center wurde als eines der Exzellenzcluster der Bundesregierung ausgezeichnet.

W+M: Wie steht es um die Zusammenarbeit mit anderen ostdeutschen Ländern und deren Wirtschaftsförderungen?

Michael Sturm: Es gibt einen etablierten Austausch sämtlicher Wirtschaftsförderungen der Länder im Beirat der GTAI und darüber hinaus auch der Vereinigung der Wirtschaftsförderungen der Länder. Darüber hinaus tauschen wir uns in den östlichen Ländern traditionell zu Themen mit Schnittmengen aus.

W+M: Was sind gegenwärtig die größten Probleme der Wirtschaftsförderer bei der Investorenwerbung?

Michael Sturm: Unternehmen erwarten im Vorfeld ihrer Standortentscheidung immer häufiger belastbare Aussagen zu Genehmigungsverfahren. Das ist sicherlich ein Ergebnis der Tesla-Ansiedlung und etwas, das im Zusammenspiel mit den Institutionen, der Politik und den lokalen/regionalen Partnern eine Herausforderung darstellt und mehr und mehr zum entscheidenden Kriterium einer Ansiedlung wird.

W+M: In welchen Regionen/Ländern (national/international) werden (z.B. auf Messen) Investoren besonders angesprochen?

Michael Sturm: Wir waren bereits in diesen Wochen erstmals wieder mit kleineren Investoren-Events in der Schweiz und Dänemark. Die DACH-Region ist bei unserer Arbeit besonders stark, ebenso Skandinavien, Russland, Polen und die Türkei. Es stehen aber auch Nordamerika, Großbritannien und China im Fokus. Ganz wichtig ist auch hier, neue Wege zu gehen. Die gemeinsame länderübergreifende Vermarktung im Bereich Wasserstoff mit der Norddeutschen HY-5-Initiative ist ein erster wichtiger Ansatz, den wir sehr engagiert mitgehen.

W+M: Wie haben sich aus Ihrer Sicht Messen als Präsentationsorte für Wirtschaftsregionen verändert?

Michael Sturm: Messen werden ihre Bedeutung als Treffpunkte und Handelsorte nach der Pandemie wieder gewinnen. Der menschliche Austausch face-to-face ist durch keine Videokonferenz zu ersetzen. Wir sehen das derzeit wie sehr Unternehmen unsere Besuche wertschätzen.

W+M: Großansiedlungen machen auch Infrastrukturmaßnahmen notwendig, etwa ÖPNV, Straßenbau, Wohnungsbau. Inwiefern können die Wirtschaftsförderer auf die Koordination dieser Themen Einfluss nehmen?

Michael Sturm: Gerade wurde ein neues grünes Gewerbegebiet in Grabow/Ludwigslust mit einem Förderbescheid des Landes in Höhe von 38 Mio. Euro auf den Weg gebracht. Der oben genannte Industriepark Berlin-Szczecin erhielt im letzten Jahr einen Förderbescheid in Höhe von 12 Mio. Euro zur Entwicklung. Beide Projekte sind zentral für die jeweiligen Landesteile und machen es Investoren leicht, sich für den Standort MV zu entscheiden. Mit Invest in MV finden sie dabei den zentralen Ansprechpartner.

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