Schönefeld, 18. Juni 2021. „Die Luftfahrtindustrie befindet sich in einem Transformationsprozess. Herkömmliches Kerosin als Flugzeugtreibstoff ist ein Auslaufmodell. Die Antwort der Branche auf den Klimawandel muss emissionsarmes Fliegen heißen. Die Zukunft gehört elektrischen und hybrid-elektrischen Antriebssystemen. Ich bin fest davon überzeugt, dass aus erneuerbaren Energien gewonnener ‚grüner‘ Wasserstoff eine tragende Rolle in der nächsten Generation der Luftfahrt spielen wird.“ Das erklärte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach heute bei einer Paneldiskussion im Rahmen der Nationalen Luftverkehrskonferenz in Schönefeld. Die Diskussionsrunde stand unter dem Titel: „Der Weg in die Zukunft – Deutschland als Technologieführer des grünen Fliegens“. Steinbach verwies darauf, dass sein Ministerium derzeit als Bestandteil der Wasserstoff-Strategie Brandenburgs einen H2-Handlungsplan erstelle. Darin spiele die Luftfahrt eine wichtige Rolle.
Infrastrukturminister Guido Beermann, Teilnehmer an der Paneldiskussion „Politischer Rückenwind für das klimaneutrale Fliegen“ erklärte: „Der Flugverkehr wird auch in Zukunft eine wichtige Säule der Mobilität bleiben. Vor dem Hintergrund des Klimawandels müssen wir aber in vielen Bereichen umdenken. Das Fliegen muss noch mehr in einen verkehrspolitischen Gesamtkontext gestellt werden, Stichwort Intermodalität, also die Verknüpfung mit anderen umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Der BER ist hier als Schnittstelle insbesondere zwischen der Bahn und dem Flugzeug gut aufgestellt.“ Vor allem mit Blick auf den BER habe laut Beermann auch das ökoeffiziente Fliegen selbst für Brandenburg eine große Bedeutung. „Deshalb muss die Entwicklung von neuen Antriebstechnologien und Kraftstoffen weiter vorangetrieben werden. Ich begrüße, dass in Brandenburg Unternehmen ansässig sind, die intensiv an diesen Themen arbeiten“, so Beermann.
Die Hauptstadtregion habe sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer national und international bedeutenden Luftfahrttechnologie-Region entwickelt, insbesondere im Bereich der Triebwerkstechnik, sagte Minister Steinbach. „Und auch am nächsten Kapitel der Luftfahrt wird die Region kräftig mitschreiben“, so Steinbach weiter. „Brandenburg verfügt über leistungsfähige und engagierte Unternehmen, Forschungseinrichtungen und die entsprechende Infrastruktur, um neue Antriebstechnologien entwickeln und realisieren zu können.“ Außerdem seien in Cottbus und Schönhagen Testzentren geplant, in denen diese neuen Technologien erprobt und zur Marktreife geführt werden könnten. „Mit diesen beiden Standorten entsteht ein auch überregional herausragendes Angebot, mit dem das komplette Spektrum aller erforderlichen Tests abgedeckt werden kann“, betonte Steinbach.
Die Elektrifizierung des Luftverkehrs werde aus seiner Sicht bei kleinen Flugzeugen beginnen. Im Kurz- und Mittelstrecken-Luftverkehr könne auch der direkte Einsatz von flüssigem Wasserstoff mittelfristig zu CO2-Emissionseinsparungen führen. Große Passagier- und Frachtmaschinen könnten dagegen langfristig über strombasierte Kraftstoffe dekarbonisiert werden, erklärte Steinbach. Brandenburg biete neben dem Potenzial für erneuerbare Energien vor allem auch den notwendigen Raffineriestandort sowie den neuen Flughafen BER. „Die Region um den BER hat zudem die Chance, sich zu einem globalen Schaufenster für Energiewende und Wasserstoffwirtschaft zu entwickeln“, sagte der Minister.
Brandenburg setze sich für Vorhaben zur Elektrifizierung des Flugverkehrs mit Batterie- und Brennstoffzellen ebenso ein und wie für den Einsatz strombasierter Kraftstoffe im Flugverkehr. Eine ganze Reihe von Innovationsvorhaben in Brandenburg hätten bereits mit Hilfe des Luftfahrtforschungsprogramm des Bundes (LuFo) realisiert werden können, sagte Steinbach. Als Beispiele nannte er die Entwicklung eines Hochleistungsgetriebes für Rolls-Royce zur Reduzierung des Treibstoffverbrauchs sowie die Technologieentwicklung des Strausberger Unternehmen Apus für einen Brennstoffzellenantrieb. Seit 2014 wurden aus dem LuFo mehr als 260 Millionen Euro für 80 märkische Projekte zur Verfügung gestellt. Ergänzt wird die Bundesförderung mit eigenen, regionalspezifischen Fördermaßnahmen, vornehmlich finanziert über das brandenburgische Technologieförderprogramm ProFIT.
Im Bereich der Verkehrsinfrastruktur rund um das Fliegen sei das Land Brandenburg laut Beermann ebenfalls zukunftsfähig aufgestellt. „Beim BER haben wir die Bedeutung der Intermodalität von Anfang an erkannt und sie entsprechend umgesetzt. In dichtem Takt verkehren heute Flughafen Express (FEX), Regionalexpress- und Regionalbahn-Linien zwischen dem Berliner Stadtzentrum und aus der Region zu dem direkt unter dem Flughafenterminal gelegenen Flughafenbahnhof. Kurze Wege zwischen Zügen und Fliegern sind somit garantiert“, erklärte Brandenburgs Verkehrsminister. Darüber hinaus ergänzen die S-Bahnlinien S9 und S45 die Anbindung der Flughafen-Terminals 1-2 sowie das Terminal 5. Lokale, regionale, nationale und internationale Buslinien runden das Angebot ab.
Mit dem aktuell laufenden Wiederaufbau der Dresdner Bahn im Süden Berlins für den Regional- und Fernverkehr wird die Anbindung des Flughafen BER an den Schienenverkehr voraussichtlich ab Dezember 2025 weiter verbessert: Die Fahrzeit von und zum Berliner Hauptbahnhof wird auf etwa 20 Minuten verkürzt und zusätzliche Ziele, wie zum Beispiel Cottbus, können direkt an die Terminals 1-2 angebunden werden. „Die derzeit laufenden Infrastrukturmaßnahmen auf der Schiene bilden zusammen wichtige Meilensteine für eine nachhaltige Personenbeförderung zum Flughafen“, betonte Beermann.