Die Corona-Pandemie traf 2020 die ostdeutsche Wirtschaft vollkommen unvorbereitet. Doch die Folgen fielen höchst unterschiedlich aus: Während ganze Branchen herbe Umsatzeinbußen und Kurzarbeit verkraften mussten, haben andere Unternehmen in der Pandemie neue Geschäftsfelder für sich entdeckt. Wirtschaft + Markt hat ostdeutsche Unternehmer nach ihren Erfahrungen mit der Pandemie und ihren Erwartungen für das neue Jahr befragt.
Folge 14:
Klaus-Peter Gust, Geschäftsführer SIK-Holzgestaltungs GmbH, Niedergörsdorf
Branche: Holzgestaltung/Spielgerätehersteller
1988 gründeten Klaus-Peter und Claudia Gust das Unternehmen mit dem Schwerpunkt Planung, Gestaltung und Produktion von individuellen Kinderspielplatzgeräten aus Robinienholz. Diese liefert das brandenburgische Familienunternehmen heute aus dem Fläming in alle Welt.
W+M: Herr Gust, wie war ihr Unternehmen bzw. ihre Branche in 2020 von der außergewöhnlichen Pandemie-Situation betroffen?
Klaus-Peter Gust: Mit gut gefüllten Auftragsbüchern starteten wir ins Jahr 2020. Die Pandemie und der erste Lockdown trafen uns hart. Mitarbeiter/innen mussten ihre Kinder betreuen, Homeoffice wurde eingerichtet und teilweise hatten wir für zehn Prozent der Belegschaft Kurzarbeit einführen müssen. Für ein produzierendes Unternehmen ist Homeoffice ohnehin kein geeignetes Mittel, um den Kunden gegenüber Lieferverbindlichkeiten einzuhalten. Planungen wurden verworfen, Worst-Case-Szenarien durchgespielt. Die Einhaltung der Hygienevorschriften und die Gesundheit der Mitarbeiter/innen waren für uns oberstes Gebot. Wir entwickelten gemeinsam mit allen Mitarbeiter/innen Maßnahmen zum gegenseitigen Schutz ihrer Gesundheit und zur Sicherung unserer Wirtschaftlichkeit. An zwei Produktionsstandorten in Brandenburg hatten wir seit Anfang des Jahres in die Modernisierung der Fertigungsstätten investiert. Wir konnten alle Aufträge zur vollsten Zufriedenheit unserer Kunden ausliefern und haben unsere Erwartungen übertroffen. Letztendlich haben uns strategische Entscheidungen in Fertigung, Montage und Kundenkommunikation bisher geholfen, ein vorzeigbares Ergebnis für 2020 zu erzielen und eine stabile Auftragslage für 2021 zu sichern.
W+M: Welche Erwartungen und Projekte verbinden Sie mit dem neuen Jahr 2021?
Klaus-Peter Gust: Als führender Hersteller von individuellen Kinderspielplatzgeräten aus Robinienholz bleibt man abhängig von der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und von der Haushaltslage in den Kommunen. Wir denken jedoch optimistisch. Um die Unsicherheitsfaktoren auszugleichen, suchen und entwickeln wir neue Märkte, Produkt- und Zielgruppen. Wir hoffen auf ein ähnliches Ergebnis wie 2020. Wachstum erwarten wir im Jahr 2021 nicht. Jedoch sind wir mit unseren Investitionen in Modernisierung, Fertigungsstättenqualität und innovative Produktentwicklung dafür gut aufgestellt. Ein Erfolg ist zum Beispiel der Großauftrag zur Spielraumgestaltung auf der Landesgartenschau 2022 in Beelitz. Wir hoffen auch wieder auf das Erstarken unserer Exportmärkte innerhalb der EU. Zuversichtlich für 2021 stimmt uns ein exklusiver Vertragsabschluss mit einem neuen Vertriebshändler in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Strategisch sehen wir die Digitalisierung unserer Vertriebswege als ein effizientes Mittel zur Stabilisierung und Steigerung unserer Umsätze.
W+M: Was sollten Bund und Länder nun zur Ankurbelung der Wirtschaft unternehmen?
Klaus-Peter Gust: Grundsätzlich haben Subventionen immer etwas von Wettbewerbsverschiebung. Nicht alles was gefördert wird, ist wirklich gut und nicht alles was gut ist, ist auch wirklich gut.
Es gibt viele Ansätze. Nach Corona weiter wie bisher zu machen, wird nicht ausreichen. Gebildete Menschen, grüne Landschaften und nachhaltige Arbeit sind wunderbar geeignet für intelligente Investitionen. Daher sollten nicht einfach schnell die großen Börsen-Unternehmen wie Lufthansa, TUI und die Automobilhersteller mit Milliarden-Krediten gefördert werden. Vielmehr ist es wichtig, in Infrastruktur und Familienfreundlichkeit zu investieren, etwa in den Ausbau von Fahrradwegen, ÖPNV, 5G-Netze, gute Bildung und in Waldumbauprojekte. Die Umstrukturierung und die Renaturierung des Braunkohletagebaus stehen dabei mit an oberster Stelle. Hier könnten Milliarden Euro sinnvoll investiert werden. In der Lausitz könnten durch eine moderne Bahnverbindung nach Cottbus und über die Ländergrenzen nach Polen hinaus tausende Arbeitsplätze neu entstehen. Damit schafft man Sicherheit und Vertrauen in die Hauptstadtregion. Es lohnt sich immer, in Menschen durch gute Bildung, Arbeit und Lebensqualität zu investieren. Wenn sich diese Menschen für einen öko-sozialen Umbau begeistern lassen, werden wir Umweltkompetenz erreichen, vielleicht weniger, dafür aber sinnvoller und qualitätsorientierter verbrauchen und vielleicht das Müll-Entsorgungsproblem in den Griff bekommen.