Mittwoch, September 3, 2025

Rathenow – Rückgrat der Fielmann-Gruppe

Rathenow. Mit knapp über 900 Beschäftigten ist Rathenow der größte Produktions- und Logistikstandort der Fielmann-Gruppe und einer der bedeutendsten Arbeitgeber im Havelland. Die Rathenower Optik GmbH, ein Tochterunternehmen der Fielmann-Gruppe, setzt damit die Tradition der optischen Industrie in Rathenow fort. Auch neue Technologien werden hier erprobt.

Von Matthias Salm

Rathenow gilt als Wiege der deutschen Augenoptik: Seit 1801 werden in der Stadt Brillen hergestellt. Johann Heinrich Duncker legte mit der Entwicklung der Vielschleifmaschine im 19. Jahrhundert in Rathenow den Grundstein für die industrielle Fertigung von Brillengläsern. 

Günther Fielmann bewahrte 1994 den Optik-Standort Rathenow mit der Übernahme der Rathenower Optik GmbH vor dem Sturz in die Bedeutungslosigkeit. Heute durchlaufen die allermeisten Fielmann-Brillen das Brandenburger Werk auf dem Weg zum Kunden. Die Produktion zählt zu den modernsten Werken der augenoptischen Industrie in weltweit. Von hier werden die Brillen an Filialen im gesamten Bundesgebiet und in mehrere europäische Länder versendet.

Und das sind nicht wenige. Fielmann ist nach wie vor der wichtigste Brillenhersteller in Deutschland. Jede zweite Brille hierzulande stammt aus der Produktion des Marktführers. Insgesamt arbeiten rund 24.360 Beschäftigte für das Hamburger Unternehmen, das in Zentraleuropa und Nordamerika 1.241 Niederlassungen betreibt. In Rathenow sind mittlerweile Menschen aus 18 Nationen beschäftigt, viele sind dem Unternehmen seit mehr als zwanzig Jahren treu. Die Frauenquote im Werk – auch das eine Besonderheit – liegt bei 65 Prozent. 

Bis zu 30 Prozent aller bei Fielmann verkauften Gläser stammen aus der Rathenower Eigenfertigung. Während das Schleifen der Gläser automatisiert erfolgt, ist bei der Montage der Brillen weiter Handwerk gefragt. Rund 350 Beschäftigte sind in Rathenow in der Produktion tätig, weiter 300 in der Logistik, der Rest in der Verwaltung. Zwar unterhält Fielmann auch Produktionsstätten im Ausland, in Polen und den USA beispielsweise, doch der Standort Rathenow bleibt das Rückgrat der Fielmann-Gruppe. Mit einem zusätzlichen Standort in Tschechien wird das bereits bestehende Produktions- und Logistik-Netzwerk der Fielmann-Gruppe weiter ausgebaut, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.

Gleichzeitig investiert das Hamburger Unternehmen auch weiter in der Havelstadt. In Rathenow werden beispielsweise neue Technologien in der Gläserproduktion erprobt. Dazu gehört auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). „Wir erproben KI in der Produktion, um die Qualität der Produkte zu steigern und den Ausschuss zu reduzieren“, sagt Andi Köpke, neben Miroslaw Nowak einer der beiden Geschäftsführer der Rathenower Optik GmbH. 

Eine dieser KI-Technologien ist eine neuartige Maschine zur Prüfung der Glasqualität. „Kosmetische Inspektion“ nennt sich dieser Schritt in der Produktion. „Rathenow ist für uns das Center of Excellence“, sagt Geschäftsführer Köpke. Bewährt sich das neue Verfahren, kommt es etwa in einem Fielmann-Werk in Spanien zum Einsatz. „Diese Marktneuheit ist weltweit noch kaum erprobt. Wir sind da Vorreiter“, betont Thomas Mappes, Director Innovation & Technology.. 

Die Kosmetische Inspektion mit Hilfe der KI verläuft wie folgt: Ein optisches System untersucht die Linsen nach Unregelmäßigkeiten wie Kratzern, Vertiefungen, Schleier oder Schneidspuren. Diese werden dann charakterisiert und mit Hilfe von KI bewertet. Danach erfolgt seitens eines Mitarbeitenden eine manuelle Nachkontrolle. Das KI-System ist lernend. Es kann laufend mit Informationen versorgt werden, welche der gefundenen Fehler als akzeptabel im Herstellungsprozess angesehen werden können. Hier ist der Standard bei jedem Unternehmen individuell unterschiedlich, so dass die Maschine gezielt auf die Bedürfnisse der Gläserproduktion bei Fielmann hin trainiert werden kann. 

Bisher war die Qualitätskontrolle ein rein manueller Prozess und damit auch abhängig von menschlichen Fehlern. Das KI-basierte System soll nun die menschliche Entscheidungsfindung nachahmen, aber zugleich auch standardisieren und optimieren. Bei einer weiteren Vernetzung der Produktion wird es dann künftig möglich sein, die Informationen über schadhafte Gläser direkt in die Herstellung weiterzuleiten, um die Fehlerquellen zu beseitigen. Gegenwärtig, so Geschäftsführer Andi Köpke, könne die Maschine 75 Prozent der Unregelmäßigkeiten sicher erkennen, bei einem entsprechenden Lernprozess der KI sollen es dann einmal 85 bis 90 Prozent sein. Bei den rund 11.000 Brillengläser, die die Rathenower Optik GmbH pro Tag fertigen, erhoffen sich die Verantwortlichen mit Hilfe der KI eine wesentliche Reduzierung des Ausschusses und eine deutliche Effizienzsteigerung in der Produktion. 

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