Mittwoch, September 3, 2025

Mehr Übernachtungen, aber sinkende Umsätze in MV

Schwerin. In der aktuellen Umfrage des Landestourismusverbandes MV mit rund 250 Teilnehmenden zeichnet sich sowohl für das erste Halbjahr als auch für den Verlauf der Hauptsaison ein positiveres Bild im Vergleich zum Vorjahr ab. 

Demnach sind mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Betriebe (sehr) zufrieden mit dem Verlauf der Hauptsaison (vgl.: 2024: 37 Prozent). 22 Prozent verhielten sich neutral; 24 Prozent sind (sehr) unzufrieden (vgl.: 2024: 42 Prozent). Ähnlich verhält es sich bei der Einschätzung für das erste Halbjahr: 45 Prozent der Betriebe sind (sehr) zufrieden; ein Viertel verhält sich neutral; nur 29 Prozent sind (sehr) unzufrieden.

Allerdings haben sich laut den Befragten betriebswirtschaftliche Kennziffern wie Umsatz und Ertrag in der Hauptsaison rückläufig entwickelt. Ebenso rückläufig waren laut Einschätzung der Befragten die Gästezahlen aus dem In- und Ausland. Eine gestiegene Preissensibilität (gaben 77 Prozent der Betriebe an), wechselhaftes Wetter (gaben 59 Prozent der Betriebe an) und kürzere Aufenthaltsdauern (gaben 53 Prozent der Betriebe an) wurden dabei als Top 3-Gründe für den Nachfragerückgang bei den Gästezahlen angeführt.

Neben Umfrageergebnissen zum Verlauf des Sommers liegen jetzt auch die Halbjahreszahlen vom Statistischen Amt vor. Demnach gab es per Juni 3,5 Millionen Ankünfte (+2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und 13,2 Millionen Übernachtungen (+0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) in Mecklenburg-Vorpommern. Damit liegt Mecklenburg-Vorpommerns Übernachtungsentwicklung über der in ganz Deutschland (Deutschland: 223,3 Millionen Übernachtungen, +0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).

Birgit Hesse, Präsidentin des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern, ergänzte: „Dieser Sommer war gefüllt mit zahlreichen Höhepunkten im Kultur- und Aktivbereich, viel Sonne im Juni, sehr wechselhaftem Wetter im Juli und längeren Sonnenschein-Perioden im Spätsommer. Mehr als vier Millionen Übernachtungsgäste haben ihren Urlaub zwischen Ostseeküste und Seenplatte verbracht. Der erste SailGP in Sassnitz, das sanierte Großherzogliche Palais in Neustrelitz, das modernisierte Meeresmuseum in Stralsund, aber auch neue Kulturformate wie das erste Literaturfestival in Graal-Müritz setzten dabei neue Akzente. Die Wiedereröffnung des Staatlichen Museums in der UNESCO-Welterbestadt Schwerin sowie die Eröffnung der Kranichwelten auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst bergen darüber hinaus Chancen, dass auch im Herbst viele Menschen nach Mecklenburg-Vorpommern reisen werden.“

Lars Schwarz, Präsident des Dehoga MV, fügte hinzu: „Übernachtungszahlen und Ankünfte sind eine Seite der Medaille, die zwar einen Überblick ermöglichen, aber keinen realitätsnahen Einblick in die Betriebe zulassen. Betrachtet man mit der wirtschaftlichen Situation die Kehrseite der Medaille, belegen unsere Umfrage-Ergebnisse die dramatische Entwicklung der Branche: Der sinkende Umsatz (-4,8 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr muss bei der gesamtheitlichen Einordnung der Statistiken ebenso berücksichtigt werden wie der Fakt, dass ein Drittel der Betriebe befürchtet, in diesem Jahr in die Verlustzone zu geraten und zwei Drittel der Betriebe in den letzten Jahren notwendige Investitionen nicht durchführen konnten. Sinkende Umsätze, steigende Kosten in allen Bereichen (Personal, Lebensmittel, Energie) und eine angespannte Buchungslage setzen die Betriebe wirtschaftlich massiv unter Druck. Die geplante Mehrwertsteuersenkung ist bitter notwendig, um die öffentlichen Wohnzimmer der Gesellschaft zu erhalten.“

Zwei Drittel der Befragten gab an, dass ihre Gäste im Vergleich zum Vorjahr weniger ausgeben. 29 Prozent sagten, sie gäben gleich viel aus; 5 Prozent sagten, dass sie etwas mehr ausgegeben hätten. Dabei stellten die Betriebe fest, dass die Gäste bei der Verpflegung (gaben 77 Prozent der Betriebe an), bei der Dauer des Aufenthaltes (gaben 70 Prozent der Betriebe an) sowie bei den Freizeitaktivitäten (gaben 44 Prozent der Betriebe an) sparen. Weitere Nennungen zum Sparverhalten beziehen sich auf das Shopping-Verhalten (gaben 31 Prozent der Betriebe an) sowie die Unterkunft (gaben 29 Prozent der Betriebe an).

 Die Beherbergungsunternehmen erwarten für den September eine Auslastung von rund 67 Prozent, die damit etwas höher liegt als im Vorjahreszeitraum (64 Prozent). Sowohl für den Oktober (2025: 51 Prozent; 2024: 52 Prozent) als auch für den November (2025: 25 Prozent; 2024: 27 Prozent) liegt die erwartete Auslastung allerdings etwas niedriger als im Vorjahreszeitraum. Für den Tag der Deutschen Einheit, den viele Gäste zum Anlass für einen Kurzurlaub nehmen, wird eine Auslastung von 64 Prozent erwartet.

Rund jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) ist laut Umfrage vom Arbeitskräftemangel betroffen. Das sind weniger als in den Vorjahren (vgl.: 2024: 42 Prozent, 2023: 40 Prozent, 2022: 49 Prozent). Den betroffenen Unternehmen fehlen vor allem Auszubildende (68 Prozent), Aushilfen (44 Prozent) sowie Teilzeitarbeitskräfte (36 Prozent). Bei den Vollzeitangestellten ist immer noch jede vierte Stelle (24 Prozent) unbesetzt. Die Mitarbeitenden in den betroffenen Unternehmen fehlen vor allem in der Küche (46 Prozent), im Service (45 Prozent), im Housekeeping (39 Prozent) sowie an der Rezeption (30 Prozent). „Die Unternehmen haben sich auf den Arbeitskräftemangel eingestellt, zum Beispiel, indem sie das Angebot oder die Öffnungszeiten angepasst oder Automatisierungsprozesse vorangetrieben haben. Einige Unternehmen haben ihr Geschäft auch aufgegeben müssen. Insofern bleibt das Thema als eine der größten Herausforderungen auch im Tourismus bestehen“, sagte Hesse.

UNESCO-Effekt in Schwerin spürbar

Seitdem das Schweriner Residenzensemble im Sommer 2024 in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen wurde, werden in touristischen Einrichtungen der Stadt steigende Besucherzahlen verzeichnet. Von Anfang Januar bis Ende Juli dieses Jahres besuchten rund 142.000 Gäste das Schlossmuseum, ein Plus von rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Tourist-Information suchten rund 60.000 Menschen auf, ein Plus von rund acht Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mehr als 22.000 Gäste buchen Führungen in der Landeshauptstadt. Das sind rund 18 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

So lief es bei den Veranstaltungen

Die Organisatoren der 34. Hanse Sail zogen mit 500.000 Gästen (2024: 500.000) ein positives Fazit. Mit der Ausweitung des Festgeländes in die Innenstadt, der feierlichen Eröffnung mit einem Höhenfeuerwerk über der Ostsee vor Warnemünde und knapp 16.000 Menschen, die auf 120 Traditionsschiffen ausgefahren sind, habe das Fest laut Veranstalter nicht nur an die erfolgreiche Vergangenheit angeknüpft, sondern auch neue Perspektiven für die Weiterentwicklung der Traditionsveranstaltung aufgezeigt. 

Das 18. Umweltfotofestival »horizonte zingst« auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst zog rund 25.000 Gäste an. Die Kur- und Tourismus GmbH Zingst verzeichnete großes Interesse der Gäste für die Vernissagen, Foto-Workshops, Foto-Talks, Multivisionsshows und Panels. Die Zingster Fotoschule beispielsweise verweist allein auf 800 Teilnehmende bei den Fotoworkshops. I

Im Ostseebad Kühlungsborn konnten die Veranstalter des SEA&SAND-Festivals einen Erfolg verbuchen: Das erste Mal seit Beginn des Festivals war die Veranstaltung an beiden Tagen ausverkauft. Im August fand die internationale Segelveranstaltung „SailGP“ zum ersten Mal in Deutschland statt: in Sassnitz auf Rügen. Insgesamt war das Event, das auch im nächsten Jahr fortgeführt wird, mit rund 13.000 Besucherinnen und Besuchern ausverkauft. Bei den Rad-Events gab es neue Formate wie etwa den Seaside Ride mit dem ehemaligen professionellen Radrennsportler André Greipel an der Mecklenburgischen Ostseeküste (mehr als 200 Starter und 2.000 Schaulustige). Das erste Literaturfestival in Graal-Müritz lockte zahlreiche Kulturinteressierte in das Ostseeheilbad.

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