Perleberg. Torsten Blüthmann übernahm 2023 erfolgreich den Handwerksbetrieb seines Vaters in Perleberg. Doch nicht immer finden sich in der eigenen Familie Kinder, die im elterlichen Betrieb nachfolgen wollen. Das stellt vor allem das brandenburgische Handwerk vor eine Herausforderung. Dort erreichen in den kommenden zehn Jahren knapp mehr als 18.000 Betriebsinhaber das Ruhestandsalter.
Von Matthias Salm
Für Torsten Blüthmann war die Übernahme der „Blüthmann´s Sanitär und Heizungsbau“ hingegen nur folgerichtig. Obwohl eigentlich gelernter Einzelhandelskaufmann, war Blüthmann schon zwanzig Jahre zuvor als Quereinsteiger in den Betrieb seines Vaters Karsten Blüthmann eingestiegen. Dieser wiederum hatte sich 2001 in Perleberg selbständig gemacht, nachdem sein früherer Arbeitgeber in Insolvenz gegangen war.
Konkret wurde der Nachfolgegedanke für Torsten Blüthmann spätestens 2016. Da trat der Perleberger die Ausbildung zum Handwerksmeister in Vollzeit an, absolvierte 2019 erfolgreich seine Meisterprüfung. „Einen Handwerksbetrieb neu gegründet hätte ich aber nicht“, räumt Blüthmann ein. Bei Null anzufangen, davor hätte der heute 40-Jährige einen zu großen Respekt gehabt. Stattdessen profitierte er von den Vorteilen, einen eingeführten Betrieb fortführen zu können. „Wiederkehrende Aufträge waren vorhanden und viele Kunden kannten mich bereits“, beschreibt Blüthmann seinen Start in die Selbständigkeit. Schwieriger gestaltete sich der Übergang zwischen Vater und Sohn. „Es war schließlich das Lebenswerk meines Vaters“, sagt Blüthmann.
Schließlich stieg Vater Karsten Blüthmann komplett aus dem Unternehmen aus. Ein harter Schnitt. „Für mich war das aber die bessere Variante als eine längere Übergangszeit“, erinnert sich Torsten Blüthmann. Schließlich wollte er seine eigenen Vorstellungen von der Führung des Unternehmens umsetzen. Nach der Übernahme investierte Blüthmann in die Digitalisierung des Betriebs und weitete den Radius seines Geschäftes aus, u.a. ins benachbarte Mecklenburg-Vorpommern. Das Hauptaugenmerk des Perleberger Handwerksbetriebs gilt dem Umbau und Ausbau von Bädern. Von den anfangs drei Mitarbeitern ist „Blüthmann´s Sanitär und Heizungsbau“ mittlerweile auf elf Beschäftigte angewachsen, nicht zuletzt weil Torsten Blüthmann seine künftigen Fachkräfte selbst ausbildet.
Vor der Frage nach der geeigneten Nachfolge stehen in den kommenden zehn Jahren viele Handwerksmeister im Land. In der Prignitz allein sind 51 Prozent der Handwerksinhaber älter als 55 Jahre. In ganz Brandenburg erreichen in den kommenden zehn Jahren knapp mehr als 18.000 Betriebsinhaber im Handwerk das Ruhestandsalter. Viele werden im eigenen Familienkreis keinen Nachfolger finden. Steht niemand zu Übernahme bereit, drohen viele der Betriebe vom Markt zu verschwinden.
Dies möchten die brandenburgischen Handwerkskammern gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern und der Bürgschaftsbank Brandenburg verhindern. Deshalb haben sie im Oktober 2024 die Nachfolgezentrale Brandenburg ins Leben gerufen. Auf dem Onlineportal www.nachfolgezentrale-brandenburg.de können sich Unternehmer, die eine Nachfolge planen, registrieren lassen und ihr Unternehmen vorstellen. Auf der anderen Seite können sich dort auch potenzielle Nachfolger listen lassen. Von beiden Seiten werden die wichtigsten Daten zum Angebot beziehungsweise zum Übernahmewunsch erhoben. Die Nachfolgezentrale führt dann einen Matching-Prozess durch und führt potenzielle Partner zusammen. Gegenwärtig sind in der Nachfolgezentrale mehr als 260 nachfolgesuchende Unternehmen aus der gesamtem brandenburgischen Wirtschaft sowie rund 520 potenzielle Übernehmer angemeldet.