Samstag, Dezember 21, 2024

Start-up-Szene in Ostdeutschland: Rückblick 2024

Ostdeutschland hat sich in den vergangenen Jahren als bedeutender Standort für Innovation etabliert. Insbesondere Dresden und Leipzig gelten inzwischen als aufstrebende Hotspots der deutschen Gründerszene. Ein Gastbeitrag von Dr. Eric Weber.

Während viele andere Bundesländer im Jahr 2023 mit einem deutlichen Rückgang bei den Start-up-Gründungen kämpfte, konnte Sachsen eine positive Entwicklung verzeichnen: Die Zahl der Neugründungen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent. Treibende Kräfte hinter diesem Wachstum sind die attraktiven Ökosysteme in Leipzig und Dresden, die Gründer aus ganz Deutschland anziehen. Die Städte Leipzig, Dresden und Jena sind wachsende Städte mit einer starken Forschungslandschaft. Sechs der 15 patentstärksten Universitäten Deutschlands befinden sich in Ostdeutschland, angeführt von der TU Dresden, die das Ranking deutlich dominiert.

Auch die deutschlandweite Finanzierungssituation gibt Anlass zur Hoffnung. Nach turbulenten Jahren zeigt das EY Startup-Barometer 2024 eine positive Entwicklung: Im ersten Halbjahr 2024 wuchs das Volumen der Risikokapitalinvestitionen im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent und erreichte etwa 3,4 Milliarden Euro. Dies stellt den dritthöchsten Wert für ein erstes Halbjahr seit 2015 dar. Bemerkenswert ist, dass besonders große Deals über 50 Millionen Euro deutlich zulegen konnten. Gleichzeitig ging die Anzahl der Finanzierungsrunden um 19 Prozent auf 367 Deals zurück, was auf eine zunehmende Fokussierung auf wenige, aber bedeutende Investitionen hinweist.

Fünf Start-up Erfolgsbeispiele aus Ostdeutschland

Das Jahr 2024 brachte zahlreiche Erfolgsgeschichten hervor, von denen fünf aus Ostdeutschland besonders herausragen:

  1. Sunfire: Das Dresdner Unternehmen sicherte sich im März über 500 Millionen Euro in einer Finanzierungsrunde.
  2. Wattron: Das Start-up aus Freital schloss im März eine Series-B-Finanzierung über 12 Millionen Euro ab. Zu den Investoren gehörte unter anderem der Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS).
  3. Solar Materials: Das Magdeburger Unternehmen sammelte im Juni 12,2 Millionen Euro in einer Series-A-Finanzierungsrunde ein.
  4. Enginsight: Das Start-up aus Jena erhielt im September eine Finanzierung über 6 Millionen Euro, unterstützt von bm-t und Smart Infrastructure Ventures.
  5. Data Virtuality: Das Leipziger Unternehmen wurde im April durch einen internationalen Marktführer übernommen. 

Neue Förderungen und Möglichkeiten 

Ende April verabschiedete das sächsische Kabinett die Förderrichtlinie Akzeleratoren, ein Programm, das gezielt die Gründerlandschaft in Sachsen unterstützen soll. Bis 2027 sind dafür rund 30 Millionen Euro eingeplant. Zu den geförderten Projekten gehört ExciteLab in Dresden, ein Hightech-Hub, der sich als Katalysator für die Skalierung vielversprechender Technologie-Start-ups etablieren soll.

Ein weiteres positives Zeichen für regionale Unterstützung war die Förderung des neuen bm-t Fonds (Thüringer Zukunftsfonds III) mit einem Volumen von 40 Millionen Euro. Das Kapital wird gezielt in die Stärkung und Stabilisierung der regionalen Start-up-Szene investiert. Auch der Accelerator R42, der in der Games-Branche tätig ist, konnte sich kürzlich eine Förderung in Höhe von 900.000 Euro sichern.

Weitere digitale Hubs in Mitteldeutschland wurden dieses Jahr vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) ausgewählt, um die Region als Innovationsstandort weiter zu stärken. Jena wurde zum Digital Hub für Photonics & Digital Experience Platforms ernannt, während Halle (Saale) gemeinsam mit dem Weinberg Campus und Future Forest den Schwerpunkt auf Life Science & Bioeconomy legt. Diese Hubs verbinden innovative Start-ups mit Forschungseinrichtungen, Technologieexperten und der Industrie, um disruptive Technologien zu entwickeln.

Dank der umfassenden regionalen Unterstützung und der lebendigen Innovationszentren sind die Voraussetzungen gegeben, dass das Start-up-Ökosystem in der Region sein Wachstum fortsetzt.

Der Autor: Dr. Eric Weber

Dr. Eric Weber, Gründer und Geschäftsführer von SpinLab. Foto: SpinLab

Dr. Eric Weber ist Mitgründer sowie Geschäftsführer des SpinLabs in Leipzig, einem der führenden Gründerzentren Europas. Er ist zudem Mitgründer des Wagniskapitalfonds Smart Infrastructure Ventures. Sein Unternehmen SpinLab hat Standorte in Leipzig, Dresden (ExciteLab) und Hannover (RootCamp) und fördert Innovationen in Bereichen wie Energie, Robotik, Bioökonomie und Gesundheit.

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