Aus Sicht vieler Arbeitnehmer scheint die Antwort auf diese Frage klar: ja, die Arbeitszeit muss reduziert werden, um ein ausgeglicheneres Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit zu ermöglichen. Aber wie sehen das die Unternehmer?
Um das zu erfahren, führte die IHK Chemnitz bei ihren ehrenamtlich engagierten Mitgliedsunternehmen eine Blitzumfrage durch und das Ergebnis ist eindeutig: in Zeiten des Fachkräftemangels würde eine Arbeitszeitreduzierung vielerorts zu einer weiteren Verschärfung der ohnehin angespannten Personalsituation führen. Aktuell beträgt die Regelarbeitszeit bei 63 Prozent der Befragten 40 Stunden, bei jeden zehnten Unternehmen sogar mehr als 40 Stunden. Die übrigen Arbeitszeiten lagen zwischen 37,5 und 39 Wochenstunden. Bei jedem vierten Unternehmen ist die Regelarbeitszeit in den letzten Jahren bereits gesunken.
Die Antworten zeigen zwar, dass sich die Unternehmer der Wirkung von Arbeitszeitverkürzungen auf ihre Attraktivität als Arbeitgeber durchaus bewusst sind. 27 Prozent rechnen mit einer Steigerung der Arbeitgeberattraktivität, die sich beispielsweise in einer höheren Motivation (13 Prozent), geringeren Fluktuation (6 Prozent) und mehr Bewerbungen (10 Prozent) niederschlägt. Insgesamt überwiegen allerdings die kritischen Stimmen deutlich. So geben 77 Prozent der Befragten an, dass eine Arbeitszeitverkürzung zu einem höheren Arbeitskräftebedarf führe, der die oftmals angespannte Personalsituation weiter verschärfen würde. 61 Prozent müssten ihr Angebot an Produkten oder Dienstleistungen bzw. ihre Öffnungs- und Servicezeiten reduzieren. 36 Prozent befürchten, dass Arbeitszeitreduzierungen zu einer Arbeitsverdichtung führen, also die Anforderungen an die Arbeitnehmer steigen würden.
„Die Blitzumfrage zeigt, dass die Unternehmen mehrheitlich negative Auswirkungen der Regelarbeitszeit auf ihr Unternehmen sehen. Nur jedes zehnte Unternehmen rechnet mit Produktivitätssteigerungen. Die Mehrheit der Unternehmen erwartet bei einer Arbeitszeitreduktion einen höheren Arbeitskräftebedarf. Nicht zuletzt bleibt zu bedenken, dass vor allem im verarbeitenden Gewerbe und bei den Dienstleistern eine Reduzierung der Regelarbeitszeit insbesondere aufgrund von Schichtbetrieb und kundenfreundlichen Arbeits- bzw. Öffnungszeiten nur schwerlich möglich ist,“ fasst Martin Witschaß, Geschäftsführer Standortpolitik der IHK Chemnitz die Blitzumfrage zusammen.
Die Unternehmen setzen stattdessen auf alternative Lösungen, um ihren Mitarbeitern ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten: flexible Arbeitszeiten, Homeofficeregelungen und Teilzeitmöglichkeiten sind einige davon.
Die Befragung fand im Juni 2024 statt. An der Blitzumfrage beteiligten sich 48 Unternehmen aus dem IHK-Ehrenamt.