Leipzig/Erfurt, 25. April 2024. Der Thüringer Maschinen- und Anlagenbau hat im Jahr 2023 einen neuen Meilenstein erreicht: Erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen 1991 übertraf der Gesamtumsatz die 4-Milliarden-Euro-Marke. Auch die Beschäftigtenkurve zeigte nach oben. Das geht aus den Daten des Thüringer Landesamtes für Statistik für Betriebe mit mindestens 50 Mitarbeitern hervor.
Die 101 Maschinenbau-Unternehmen dieser Betriebsgröße steigerten ihren Gesamtumsatz mit Maschinen, Anlagen, Komponenten und Dienstleistungen gegenüber dem Vorjahr um nominal 14 Prozent von 3,6 Milliarden Euro auf knapp 4,1 Milliarden Euro. „Die Branche hat nicht nur zum dritten Mal in Folge ihren Jahresumsatz wesentlich gesteigert, sie übertraf auch den erst 2022 aufgestellten Rekord“, sagt Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA Ost.
Köhn sieht zwei wesentliche Gründe für das deutliche Umsatzplus. Zum einen wurde der Auftragsstau abgebaut, der in den vergangenen Jahren vor allem infolge von Materialengpässen entstanden war. Zum anderen verteuerte die Inflation die Maschinenbauprodukte.
Im ostdeutschen Branchenranking rangiert der Thüringer Maschinenbau an dritter Stelle hinter Spitzenreiter Sachsen (Gesamtumsatz 2023: 8,5 Milliarden Euro) und Mecklenburg-Vorpommern (Gesamtumsatz 2023: 4,7 Milliarden Euro).
Exportquote nahezu unverändert
Im Jahr 2023 legten der Auslands- und der Inlandsumsatz in einem ähnlichen Maße zu. Der Inlandsumsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Mit Aufträgen ausländischer Kunden erwirtschaftete der Thüringer Maschinen- und Anlagenbau 1,9 Milliarden Euro – das entsprach einem Plus von 16 Prozent. Die wichtigsten Handelspartner waren die USA, China und Polen. „Insbesondere die Geschäftsbeziehungen in die Vereinigten Staaten und nach China sind sehr eng. Diese Länder gehören seit Jahren regelmäßig zu den TOP-3-Auslandsmärkten“, erläutert Köhn.
Die Exportquote blieb nahezu konstant. Die Betriebe verkauften 46 Prozent ihrer Maschinen und Services ins Ausland – 2022 waren es 45 Prozent. Im gesamtdeutschen Maschinen- und Anlagenbau beträgt sie rund 80 Prozent. „Gegenüber der Jahrtausendwende haben die Thüringer Unternehmen ihre Auslandsaktivitäten deutlich ausgebaut – damals ging gerade einmal jedes vierte Produkt ins Ausland. Doch mittlerweile ist der Schwung verloren gegangen. Seit 2017 bewegt sich die Exportquote zwischen 45 und 46 Prozent“, erklärt der Landesverbandsgeschäftsführer. Der Grund für die Stagnation: Viele kleine und mittlere Firmen agieren als Zulieferer, beispielsweise Werkzeugbauer und Werkzeugmaschinenbauer für die heimische Automobilindustrie.
Beschäftigtenzahl überspringt 16.000er-Marke
Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich 2023. In den 101 Maschinenbau-Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten arbeiteten im Jahr 2023 durchschnittlich 16.307 Menschen. Das waren etwa 360 mehr als 2022 (plus 2 Prozent). Damit sprang die Mitarbeiterzahl erstmals nach 2019 wieder über die 16.000er-Marke.
Ausblick auf 2024
Auf das laufende Jahr blickt Landesverbandsgeschäftsführer Oliver Köhn mit gemischten Gefühlen. „Die Absatzflaute im Ausland lässt nach. Das stimmt mich zuversichtlich. Da jedoch zahlreiche Thüringer Maschinenbau-Betriebe auch für den deutschen Markt produzieren, bereitet mir die anhaltend schwache Inlandsnachfrage echte Sorgen“, sagt er. „Die unsteten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und politischen Entscheidungen setzen die Branche enorm unter Druck. Gerade für Thüringen mit seiner starken Automobil-Zulieferstruktur ist das fatal. Zusätzlich wird die Fachkräftesituation über künftiges Wachstum mitentscheiden“, ergänzt Köhn.