Vor wenigen Tagen erklärte die Bundesregierung, das für 2030 gesetzte Klimaziel sei auf Grundlage aktueller Treibhausgas-Prognosen weiterhin erreichbar. Berechnungen des LBBW Research setzen hingegen hinter der Absicht, in den kommenden Jahren die Treibhausgasemissionen um mindestens 65 Prozent zu senken, ein dickes Fragezeichen.
Das Klimaziel 2030 gerate zwar erstmals in den Blick, urteilt Nachhaltigkeitsanalystin Sabrina Kremer in einer am Mittwoch veröffentlichten zweiteiligen Studie: „Aber mit der Schadstoff-Reduktion um 46,1 Prozent (im Vergleich zu 1990) haben wir bislang nicht einmal die Hälfte des Wegs geschafft. Die angestrebte Klimaneutralität ist nur noch erreichbar, wenn wir uns zu einem Kraftakt durchringen könnten.“
Mit Sorge habe sie gesehen, dass die Emissionen 2023 insbesondere durch
Rückgänge in der Produktion rückläufig waren. Mit einer wachsenden Wirtschaft
würden die CO2-Emissionen aber wieder steigen, denn teilweise fehle es in der
Industrie noch immer an funktionierenden oder bezahlbaren Technologien zur
Emissionsreduktion.
Fast noch gravierender seien die Unwägbarkeiten bei den Immobilien, bei denen
die neue Gebäudeeffizienzrichtlinie der EU für eine deutliche Emissionsreduktion
sorgen soll. Es sei fraglich, inwieweit es dafür ausreichend Fachkräfte und
Material für die Sanierungen von Bestandsimmobilien gibt.
Bei der Energiegewinnung müssten bis 2030 schließlich noch mehr als 15.000
km Übertragungsnetze gebaut und mit ebenfalls noch zu errichtenden
Kraftwerken verbunden werden, wie sie die Kraftwerksstrategie des Bundes
vorsieht. „Nur so kann die Energie, die wir durch Erneuerbare produzieren, auch
genutzt werden“, erklärt Kremer.
Ihre größten Zweifel bestehen aber für den Verkehrssektor. Nachdem die
Emissionszahlen jahrelang nur geringfügig rückläufig waren, müsste er seinen
Schadstoffausstoß bis 2030 um mehr als 60 Millionen Tonnen CO2 reduzieren,
um sein Sektorziel doch noch zu erreichen.