Ausbau des 50Hertz Übertragungsnetzes nimmt Geschwindigkeit auf
Mit dem beschleunigten Ausbau der Wind- und Solarenergie wachsen die Anforderungen an die Transportkapazität der Stromnetze. Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz hat im vergangenen Jahr so viel Strom aus Erneuerbaren Energien in das elektrische System integriert wie nie zuvor.
„50Hertz tritt in eine neue Phase seiner Unternehmensgeschichte ein. Der Fokus verschiebt sich vom Planen und Genehmigen auf das Investieren, Bauen und Liefern. Dabei kommen wir gut voran“, sagte Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung von 50Hertz bei der heutigen Jahrespressekonferenz in Berlin. Rund ein Viertel aller derzeit gesetzlich vorgeschriebenen Ausbaumaßnahmen für das Übertragungsnetz an Land, das sind über 800 Leitungskilometer, hat 50Hertz inzwischen fertiggestellt, weitere knapp 600 Kilometer befinden sich aktuell in Bau. In diesem Jahr wird 50Hertz weitere wichtige Bauvorhaben beenden und die Leitungen in Betrieb nehmen. Dazu gehören der Nordring Berlin, die Uckermarkleitung als wichtige regionale Nord-Süd-Verbindung zwischen Ostsee und dem Großraum Berlin und die Offshore-Netzanbindung für den Windpark Baltic Eagle (Ostwind 2). Offshore haben die Trassierungsarbeiten im Projekt Ostwind 3 zum Anschluss des 300 MW-Windparks Windanker begonnen. Und in diesem Jahr haben auch vorbereitende Arbeiten, unter anderem die Unterquerung von Straßen und Eisenbahnlinien, für das bisher aufwändigste Projekt in der 50Hertz Historie begonnen – die Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ) SuedOstLink zwischen den Umspannwerken Wolmirstedt und Isar bei Landshut in Bayern. Den südlichen Teil ab der bayerischen Landesgrenze realisiert TenneT.
Künftig kommen für 50Hertz weitere rund 4.000 Kilometer an Land und auf See hinzu, wenn alle von der Bundesnetzagentur (BNetzA) bestätigten Projekte des Netzentwicklungsplan 2037/2045 in das Bundesbedarfsplangesetz aufgenommen werden sollten. „Wir bereiten uns darauf vor, dass bis in die 2040er Jahre hinein enorme Anstrengungen erforderlich sind, um unser Übertragungsnetz fit zu machen für die deutschen und europäischen Klimaschutzziele. Schnellerer Netzausbau und Akzeptanz für Energiewende sind aber nur mit mehr Kosteneffizienz erreichbar“, so Stefan Kapferer weiter. Um das enorme Pensum zu bewältigen, ist qualifiziertes Personal erforderlich. 50Hertz hat im vergangenen Jahr über 230 Fachkräfte für die Zentrale in Berlin und die fünf Regionalzentren gewonnen und wird noch in diesem Jahr mehr als 2.000 Mitarbeitende zählen.
Unterschiedliches Ausbautempo bei Wind und Photovoltaik
Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien im Netzgebiet gibt es 2023 einen deutlichen Aufwärtstrend. Insgesamt erzeugten die Erneuerbaren Energien 68 TWh Strom bei einem auf 94 TWh leicht zurückgegangenen Stromverbrauch. Insgesamt wurden 2023 Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen und Dächern mit einer Leistung von 2.877 MWp in Betrieb genommen, das ist eine Steigerung um knapp 60 Prozent. Demgegenüber verlief der Zubau bei Windkraftanlagen an Land eher schleppend. Mit 640 MW lag der Leistungszuwachs nur knapp über dem Niveau von 2022. Allerdings kamen mit der vollständigen Inbetriebnahme des Ostsee-Windparks Arcadis Ost 1 rund 250 MW Leistung aus Offshore-Windkraft hinzu. Dazu Stefan Kapferer: „Die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten Vereinfachungen bei Genehmigungsverfahren haben bei der Windenergie insbesondere in den östlichen Bundesländern noch nicht die erforderliche Dynamik entfaltet. Windenergie an Land bildet das Rückgrat der zukünftigen Stromversorgung, Photovoltaik allein kann einen unzureichenden Windkraftausbau nicht kompensieren.“
Rekordinvestitionen in die Netzinfrastruktur
Um das Netzausbauprogramm realisieren zu können, sind in den kommenden Jahren immense Investitionen erforderlich. 2023 hat 50Hertz 1,7 Mrd. Euro in die Netzinfrastruktur investiert, bis 2028 ist ein Anstieg auf rund 5 Mrd. Euro/Jahr geplant. Insgesamt will 50Hertz in Strom-Freileitungen, Land- und Seekabel, in Umspannwerke und weitere Technologien in den kommenden Jahren 20,7 Mrd. Euro investieren gegenüber 4,8 Mrd. Euro in den zurückliegenden fünf Jahren. Marco Nix, Geschäftsführer Finanzen und Investitionen: „Börsennotierte Anleihen bleiben das Rückgrat unserer Kapitalstruktur. Rund 60 Prozent sind Fremdfinanzierungen wie die beiden Green Bonds im Umfang von 1,5 Mrd. Euro, die wir kürzlich mit Erfolg am Markt platzieren konnten. Für den nachhaltigen Unternehmenserfolg sind darüber hinaus eine solide Entwicklung von Eigenkapital und Nettoergebnis erforderlich.“ 2023 erzielte 50Hertz ein Jahresergebnis in Höhe von 220 Mio. Euro und das Eigenkapital konnte mit Unterstützung der Anteilseigner um über zehn Prozent nachhaltig gestärkt werden.
Elia Group richtet sich stärker international aus
Catherine Vandenborre, CEO der Elia Group und Aufsichtsratsvorsitzende von 50Hertz ad interim, unterstrich bei der Pressekonferenz die Bedeutung des regulierten Netzbetriebes in Deutschland und Belgien für den Erfolg der Unternehmensgruppe. Zugleich positioniere sich die Elia Group zunehmend international. Nachdem vor zwei Jahren das Tochterunternehmen Windgrid zur Erweiterung der Offshore-Aktivitäten gestartet wurde, ist die Elia Group nun eine Kooperation mit dem US-amerikanischen Unternehmen energyRe Giga eingegangen. „Zum ersten Mal in der Geschichte hat die Elia Group eine Vereinbarung über die Beteiligung an einem Unternehmen in den Vereinigten Staaten von Amerika abgeschlossen“, sagte Catherine Vandenborre. „Durch diese strategische Entscheidung entwickelt sich die Elia Group zu einem multinationalen Unternehmen, das aufgrund seiner langjährigen Erfahrung mit Stromnetzen, seiner innovativen Projekte und seiner hochwertigen Studien eine relevante Stimme auch auf globalem Parkett sein wird.“ Das Jahr 2023 stelle daher – nicht zuletzt wegen des Investments-Programms in Höhe von 30 Mrd. Euro in Belgien und Deutschland – einen Wendepunkt dar.
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