Potsdam, 7. März 2024. „Frauen gründen anders: Sie starten oft im Nebenerwerb und neben der Familie. Aber es sind leider immer noch zu wenige.“ Das sagt Ina Hänsel, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Potsdam, anlässlich des Internationalen Frauentages. „Es ist ermutigend zu sehen, dass Frauen trotzdem den Weg in die Selbstständigkeit einschlagen und sich in verschiedenen Branchen engagieren. Immerhin wird inzwischen die knappe Hälfte aller Gründungsberatungen mit Frauen durchgeführt, doch es bleiben noch zu viele große Chancen ungenutzt. So rollt eine große Welle von Unternehmensnachfolgen auf uns zu. Allein im Land Brandenburg stehen bis zum Jahr 2026 fast 5.000 übergabereife Betriebe vor dem Generationswechsel. Die IHK berät hier sowohl gründungs- als auch Übergabewillige und ermuntert auch die Frauen, hier noch aktiver zu werden.“ Die Anzahl derer, die nach erfolgter Beratung bei der IHK wirklich gründen, ist mit rund 41 Prozent bei Nebenerwerbsgründungen und 34 Prozent bei Vollerwerbsgründungen laut KfW-Gründungsmonitor erheblich geringer.
Laut Landesamt für Statistik betrug der Gründerinnen-Anteil im Jahr 2023 für das Land Brandenburg insgesamt 34,1 Prozent (2022: 33,4). Dabei sind die Gründe für einen Start im Nebenerwerb vielfältig. Es sind häufig die gleichen, die Unternehmen anführen, wenn sie die Karrieren von Frauen unterstützen wollen. Nach einer IHK-Umfrage unter den Unternehmen geben rund 40 Prozent an, dass keine ausreichende Kinderbetreuung gewährleistet sei. Weitere Gründe neben der Vereinbarkeit von Familie und Karriere sind die fehlenden Karriereambitionen bei Arbeitnehmerinnen, die von jeweils fast der Hälfte der Unternehmen als große Hürde bei der Karriereförderung von Frauen wahrgenommen werden. Weibliche Vorbilder könnten da eine wichtige Rolle spielen.
Insgesamt gab es im Jahr 2023 im Land Brandenburg 13.928 Neugründungen von insgesamt 15.257 Gewerbetreibenden, von denen 5.207 (34,1 Prozent) weiblich sind. Dies entspricht einer Steigerung von 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil an Gründerinnen mit einer Migrationsgeschichte im Jahr 2023 betrug 16,8 Prozent. Die Auswertung des Landesamts für Statistik zeigt, dass ein Großteil aus Osteuropa und Vietnam kommt. Ina Hänsel sagt: „Auch hier müssen noch Eintrittsbarrieren und bürokratische Hemmnisse abgebaut werden, die zum Beispiel mit der Sprachbarriere daherkommen.“
Laut DIHK-Report Unternehmensgründung 2023 blieb bundesweit der Anteil an weiblichen Gründungsinteressierten im Vergleich zum Vorjahr stabil bei 43 Prozent und damit leider immer noch unter der 50-Prozent-Marke. Als zentrales Motiv für die Gründung wurde mit 93 Prozent die durch die Selbstständigkeit gewonnene Flexibilität am häufigsten genannt. Für 58 Prozent stellen finanzielle Anreize einen wichtigen Faktor dar. Im Sinne des Social Entrepreneurships wollen 38 Prozent mit ihrer Gründung vor allem auch zum Gemeinwohl beitragen. Für 12 Prozent stellt der Mangel an Erwerbsalternativen das Hauptgründungsmotiv bei Frauen dar.