- Gesamtsituation der Unternehmen verschlechtert sich
- Geschäftserwartungen schwanken zwischen Hoffen und Bangen
- Stellenabbau rückt stärker in den Fokus
Leipzig, 2. November 2023 – Die wirtschaftliche Entwicklung des ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbaus verliert weiter an Schwung. Im dritten Quartal 2023 sanken im Vergleich zum Vorquartal erneut wichtige Konjunkturindikatoren wie die Kapazitätsauslastung und das Auftragspolster. Das wirkt sich auch auf die Bewertung der aktuellen Geschäftssituation aus: 62 Prozent der Unternehmen und damit spürbar weniger als zuletzt stuften ihre Gesamtsituation positiv ein (Jahresmitte: 68 Prozent – 1. Quartal 2023: 78 Prozent). Die vielfältigen politischen und ökonomischen Risikofaktoren schlagen sich zudem in verhaltenen Geschäftserwartungen sowie Personalplanungen nieder. Das ergab eine Umfrage des VDMA Ost unter den 350 Mitgliedern in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
„Wir beobachten seit Beginn dieses Jahres einen schleichenden Abwärtstrend. Das Auftragspolster der Unternehmen schmilzt, zugleich investieren die Kunden weniger in neue Maschinen und Produkte. Das bringt die Branche zunehmend in die Bredouille“, sagt Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA Ost.
Lage kühlt sich merklich ab
Im dritten Quartal 2023 bewertete etwa die Hälfte der ostdeutschen Maschinenbauer ihre wirtschaftliche Situation als „gut“ (54 Prozent). Weitere 8 Prozent stuften diese als „sehr gut“ ein. Dagegen beurteilten fast vier von zehn Firmen die eigene Lage negativ (38 Prozent) – im Vorquartal sagten das drei von zehn Firmen (32 Prozent).
Die Auftragsbücher sind derzeit im Branchenschnitt für knapp sechs Monate bis Ende März 2024 gefüllt. Innerhalb der Branche zeigen sich jedoch erhebliche Unterschiede. Die Unternehmen können zwischen einem Monat und zwei Jahren planen. Darüber hinaus verzeichneten 40 Prozent der Betriebe im dritten Quartal 2023 ein Auftragsminus im Vergleich zum Vorquartal – auf ein Auftragsplus blickten 18 Prozent der Firmen.
Die schwierige Auftragslage spiegelt sich in der Kapazitätsauslastung nieder. Im dritten Quartal 2023 schöpften die Firmen ihre vorhandenen Kapazitäten zu durchschnittlich 83 Prozent aus – dieser Wert liegt 2 Prozentpunkte unter dem des Vorquartals und zum zweiten Mal in Folge unter dem langjährigen gesamtdeutschen Durchschnittswert von zirka 86 Prozent.
„In den vergangenen Monaten haben sich die drastischen Materialengpässe abgeschwächt, die Unternehmen bauen den Auftragsstau zunehmend ab. Unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie das eingetrübte Geschäftsklima bei den Maschinenbau-Kunden spülen nun wieder zwischenzeitlich verdrängte Probleme an die Oberfläche. Dazu gehören auch Liquiditäts- und Finanzfragen“, erklärt Köhn.
Geschäftserwartungen und Personalplanungen durchwachsen
Auf die kommenden Monate blicken die ostdeutschen Maschinenbau-Betriebe eher zurückhaltend. 61 Prozent der Unternehmen erwarten bis zum Jahresende 2023 unveränderte Geschäftschancen. Etwa jeder fünfte Betrieb (22 Prozent) rechnet indes damit, dass sich die Geschäftsaussichten im Vergleich zu bisher verschlechtern werden. Einer positiven Entwicklung sehen 17 Prozent der Firmen entgegen.
Einen herben Einschnitt verursachte die jüngste wirtschaftliche Entwicklung bei den Personalplanungen. Zwar wollen 53 Prozent der Unternehmen bis zum März 2024 ihre aktuelle Mitarbeiterzahl beibehalten. Fast ein Viertel der Firmen plant allerdings einen Stellenabbau – das sind doppelt so viele wie im Vorquartal. „Bisher haben die Firmen trotz der vielfältigen Herausforderungen an ihren Belegschaften festgehalten oder diese sogar vergrößert, auch aufgrund der Fachkräftelücke. Daher betrachte ich die Kursänderung mit großer Sorge“, sagt Landesverbandsgeschäftsführer Köhn.
„Die Konjunkturabkühlung ist im ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbau angekommen. Eine schwache Inlands- und Auslandsnachfrage, Kostensteigerungen, immer neue geopolitische Risiken sowie unsichere innenpolitische Rahmenbedingungen wirken sich negativ auf die Lage und Stimmung aus“, fasst der Landesverbands-Geschäftsführer zusammen. Umso wichtiger sei deshalb, dass die Bundespolitik die Standortbedingungen in Deutschland verbessert und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie stärkt.