Mittwoch, Dezember 11, 2024

IHK-Konjunkturumfrage Frühjahr 2023: Risiken für die sächsische Wirtschaft bleiben bestehen

Chemnitz/Dresden/Leipzig. Gegenüber der Konjunkturbefragung zum Jahresbeginn 2023 hat sich die Stimmung in der sächsischen Wirtschaft insgesamt aufgehellt. So haben sich die Geschäftslage der Unternehmen geringfügig und die Geschäftserwartungen etwas stärker verbessert. Damit steigt auch der IHK-Geschäftsklimaindex nach seinem Absturz im Herbst 2022 zum zweiten Mal in Folge auf nunmehr 111 Punkte.
Trotz dieser positiven Entwicklung sind die Aussichten der sächsischen Unternehmen immer
noch verhalten. Die Rezessionsängste lassen zwar weiter nach, ein nachhaltiger konjunktureller Aufschwung ist daraus jedoch nicht abzuleiten. Die Konjunkturrisiken sind nach wie vor erheblich. Weiterhin belasten die Folgen des Krieges in der Ukraine, die massiv gestiegenen Energie- und Materialpreise, ebenso wie die steigenden Arbeitskosten und die hohe Inflation die sächsischen Unternehmen stark.
Die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern, die im April 2023 durchgeführt wurde, basieren auf den Antworten von 1.623 Unternehmen mit nahezu 85.000 Beschäftigten aller Wirtschaftsbereiche

Geschäftslage und Erwartungen

Die Geschäftslage der sächsischen Unternehmen hat sich in den vergangenen Monaten
leicht verbessert. Die anhaltende konjunkturelle Schwäche bremst aber einen starken Aufschwung. Der Lagesaldo klettert um vier auf 29 Punkte. Mit Blick auf die Wirtschaftsbereiche ist einzig im Baugewerbe ein Rückgang zu beobachten. Aufgrund des anhaltend hohen Kostendrucks hat sich jedoch die Ertragslage wieder etwas eingetrübt. Der Saldo sinkt von 36 auf 30 Punkte.
Hinsichtlich ihrer finanziellen Situation berichten aktuell 23 Prozent der Unternehmen von Eigenkapitalrückgängen und 16 Prozent von Liquiditätsengpässen. Jeweils 10 Prozent beklagen eine hohe Fremdkapitalbelastung sowie zunehmende Forderungsausfälle. Einen erschwerten Zugang zu Fremdkapital melden 8 Prozent und ein Prozent der Betriebe befürchtet eine drohende Insolvenz.
Stärker als die Lagebeurteilungen legen die Geschäftserwartungen der sächsischen Betriebe zu. Vor allem der Anteil der pessimistischen Stimmen ging deutlich von 32 auf 23 Prozent zurück. Der Anteil der Betriebe mit positiven Geschäftsaussichten steigt von 15 auf 19
Prozent. Im Ergebnis klettert der Prognosesaldo um 13 auf nunmehr -4 Punkten. Damit liegt der Saldo immerhin 40 Punkte über dem Tiefpunkt vom Herbst 2022 und 12 Punkte über dem Vorjahresstand. Bei unverändert schwierigen Rahmenbedingungen lässt das verbesserte Ergebnis dennoch nur ein eher schwaches Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr erwarten.

Branchenüberblick

In der sächsischen Industrie hat sich die Geschäftslage gegenüber dem Jahresbeginn nicht
verändert. Die Geschäftserwartungen können dagegen zulegen und entfernen sich weiter vom letztjährigen Stimmungstief im Herbst. Der Prognosesaldo verfehlt mit -1 Punkt nur knapp die Nulllinie. Die nach wie vor zurückhaltenden Aussichten lassen insgesamt nur auf ein geringes Industriewachstum schließen.
Im sächsischen Baugewerbe setzt sich der Abwärtstrend weiter fort. Insbesondere die Entwicklung der Auftragseingänge zeigt deutlich nach unten. Entsprechend skeptisch fallen die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate aus. Mit -26 Punkten ist der Prognosesaldo im Bau nunmehr der schlechteste unter allen betrachteten Wirtschaftsbereichen.
Erheblich besser ist der Konjunkturverlauf im sächsischen Dienstleistungsgewerbe. Der
Saldo aus guten und schlechten Beurteilungen steigt kräftig auf aktuell 47 Punkte, dem mit
Abstand besten Wert aller Wirtschaftsbereiche. Auch die Geschäftsaussichten sind mit einem Saldo von 7 Punkten am zuversichtlichsten und lassen ein weiteres Wachstum erwarten.
Leicht verbessert sind auch die Lageeinschätzungen im sächsischen Handel. Jedoch zeigt
die Ertragsentwicklung nach unten. Der immense Kostendruck lässt die Preise im Handel – speziell bei Lebensmitteln – immer weiter steigen. Die hohe Inflation drückt die Anschaffungsneigung der Verbraucher, so dass die Geschäftserwartungen vor allem im Einzelhandel (Saldo: -20 Punkte) weiterhin sehr zurückhaltend ausfallen. Dagegen sind die Aussichten im Großhandel (Saldo: -3 Punkte) deutlich günstiger.
Im sächsischen Verkehrsgewerbe hat sich die Lage in den vergangenen Monaten ebenfalls leicht aufgehellt. Die Kraftstoffpreise haben die Höchststände des vergangenen Jahres hinter sich gelassen, bleiben aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Konjunkturelle Impulse sind dagegen kaum zu erkennen. Entsprechend verhalten beurteilen die Verkehrsunternehmen ihre zukünftige Geschäftsentwicklung. Trotz Verbesserung liegt der Prognosesaldo mit -22 Punkten immer noch tief im negativen Bereich.
Auch im sächsischen Gast- und Tourismusgewerbe hat sich die Situation verbessert. Mit 13 Punkten erreicht der Lagesaldo den höchsten Wert seit Beginn der Corona-Pandemie. Die Umsatzentwicklung verlief positiv, jedoch schmälern die hohen Kosten die Erträge vieler Betriebe. Ihre Geschäftsaussichten bewerten die Tourismusbetriebe ebenfalls günstiger als zuletzt. Die angespannte Personalsituation hemmt jedoch die Wachstumsperspektiven der Branche zunehmend.

Investitionen, Beschäftigung, Risiken

Die Investitionsbereitschaft in der sächsischen Wirtschaft bleibt nach wie vor schwach. 19 Prozent der Unternehmen mit steigenden stehen 24 Prozent mit sinkenden Investitionsausgaben gegenüber. Der Saldo von -5 Punkten bleibt somit negativ. Die verhaltenen Konjunkturaussichten sowie gestiegene Finanzierungskosten dämpfen die Investitionstätigkeit.
Auch die Personalplanungen fallen zurückhaltend aus. Aufgrund der schwachen Konjunktur
und des angespannten Beschäftigungsmarktes gehen nur 18 Prozent von einem Mitarbeiterzuwachs in den kommenden Monaten aus. 17 Prozent rechnen mit einem Personalrückgang.
Damit dürften sich auch die Beschäftigtenzahlen der gewerblichen Wirtschaft insgesamt nur
geringfügig verändern. Am ehesten ist noch ein leichter Personalzuwachs im Dienstleistungsgewerbe zu erwarten.
Der Blick auf das Risikoradar der sächsischen Wirtschaft zeigt, dass weiterhin eine Vielzahl
von Faktoren die geschäftliche Entwicklung beeinträchtigen. Der meistgenannte Risikofaktor bleibt nach wie vor die Entwicklung der Energiepreise. Gut zwei Drittel der Unternehmen sehen darin ein geschäftliches Risiko. Wie schon zum Jahresbeginn folgen unverändert auf den Rängen 2 und 3 die Entwicklung der Arbeitskosten (62 Prozent) und der Fachkräftemangel (58 Prozent).

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