Ostdeutscher Tourismus: Zurück aus dem tiefen Tal – Teil 3/3 – Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt

Kaum eine Branche wurde von der Corona-Pandemie schwerer gebeutelt als die Tourismuswirtschaft. Nicht nur die Besucherzahlen brachen ein, auch viele Arbeitskräfte verließen dauerhaft die touristischen Berufe. Nun kehren die Tourismusbetriebe langsam aus dem tiefen Tal zurück. W+M veröffentlicht den Tourismusreport in drei Folgen. Von Matthias Salm.

24.04.2023
Teil 1: Berlin: Die Rückkehr der Kongresse/Brandenburg: Tagestouristen beflügeln das Geschäft

02.05.2023
Teil 2: Sachsen: Masterplan soll Branche weiterentwickeln/Thüringen: Neue Förderanreize für den Tourismus

09.05.2023
Teil 3: Mecklenburg-Vorpommern: Zweitbeliebtestes innerdeutsches Reiseziel/ Sachsen-Anhalt: Weltkulturerbe als Highlight

Mecklenburg-Vorpommern: Zweitbeliebtestes innerdeutsches Reiseziel

Foto: AdobeStock

Mecklenburg-Vorpommern behauptete 2022 mit einem Marktanteil von 4,8 Prozent an allen 2022 getätigten Urlaubsreisen der Deutschen seinen Platz als zweitbeliebtestes Reiseland hinter Bayern. Zudem konnte Mecklenburg-Vorpommern seinen Vorsprung gegenüber den vergleichbaren Küstenländern Schleswig-Holstein (3,8 Prozent) und Niedersachsen (3,5 Prozent) halten. Auch im Vergleich mit den internationalen Reisezielen schlug sich Mecklenburg-Vorpommern gut und landete vor Österreich (4,2 Prozent) auf Platz fünf.

2022 wurden rund 7,4 Millionen Gäste (+34,7 Prozent) an das Statistische Amt Mecklenburg-Vorpommern gemeldet, die etwa 31,8 Millionen Übernachtungen (+19,6 Prozent) im Urlaubsland verbracht haben. Die Zahlen bewegten sich damit fast auf Vor-Corona-Niveau (2019: rund 8,4 Millionen Ankünfte, rund 34 Millionen Übernachtungen).

Badespaß mit der ganzen Familie auf der Insel Usedom Quelle TMV.jpg

Ein Blick auf die Reiseregionen des Landes offenbart, dass im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Mecklenburgische Ostseeküste (+28,7 Prozent) das stärkste Übernachtungswachstum registrierte. Ein Vergleich mit 2019 zeigt zudem, dass besonders Fischland-Darß-Zingst und die Mecklenburgische Ostseeküste (-1,5 Prozent bzw. -2,5 Prozent gegenüber 2019) schon fast wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen sind. Auch derv Städtetourismus erholte sich_ besonders in der Hansestadt Rostock (+44,4 Prozent).

„Gleichzeitig ist das Ergebnis Antrieb, um weiter besser zu werden. Daher ist es wichtig, mit frischen, nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Angeboten die Urlauber ins Land zu locken. Auch das Landesinnere muss beispielsweise weiter gestärkt werden. Hier besteht Potenzial für mehr Gäste“, analysierte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer bei der Präsentation des Landes auf der ITB Berlin die Lage und forderte zudem. „Es muss gelingen, neue Besuchergruppen für Mecklenburg-Vorpommern zu gewinnen, die Infrastruktur qualitativ auszubauen, die Nebensaison zu stärken und auch mehr ausländische Gäste für einen Urlaub bei uns im Land zu begeistern.“

Foto: Tourismusverband MV

Für 2023 will das Land deshalb mit neuen Attraktionen glänzen: Die im Bau befindliche längste Seebrücke in Prerow, der Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide, der Ende des Jahres als offizieller Sternenpark ausgewiesen werden soll, und die Rostocker Kunsthalle, der einzige Kunstmuseumsneubau in der DDR, die im Frühjahr 2023 nach drei Jahren umfangreicher Sanierung wieder neu eröffnen soll. Mecklenburg-Vorpommern will sich 2023 und auch als Radreiseland empfehlen. Im Mittelpunkt der Vermarktung steht der Radfernweg Berlin-Kopenhagen, der bis 2030 zu einem so genannten Leitprodukt entwickelt werden soll.

2024 wird in der Hansestadt Greifswald der 250. Geburtstag des Malers, Grafikers und Zeichners Caspar David Friedrich gefeiert. Hier sind u.a. zwei Sonderausstellungen „Zeichenstunde“ und „Geburtstagsgäste“ im Pommerschen Landesmuseum, die liturgische Einweihung des Kirchenfensters im Dom St. Nikolai und ein Jubiläumskonzert in Uraufführung im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern geplant. Ende April wird darüber hinaus der Skywalk Königsstuhl auf der Insel Rügen eröffnet.

Wirtschaftsminister Reinhard Meyer will die Branche in Mecklenburg-Vorpommern zukunftssicher und nachhaltiger aufstellen. „Wir haben bereits eine Reihe von Initiativen gestartet. Diese müssen jetzt mit Leben gefüllt werden. Mit der Änderung der Kommunalgesetzgebung und des Kurortegesetzes sind bereits die ersten Schritte umgesetzt worden. Zentrale Zukunftsprojekte der Landesregierung sind die Realisierung eines Tourismusgesetzes, das Aufsetzen einer tragfähigen Tourismusfinanzierung und der Aufbau einer Tourismusakademie, um Fachkräfte im Land zu sichern und zu gewinnen.“

Sachsen-Anhalt: Weltkulturerbe als Highlight

Foto: AdobeStock

Auch in Sachsen-Anhalt hat sich die Tourismusbranche aus der Corona-Schockstarre gelöst. Dies zeigen die Zahlen des Statistischen Landesamts Sachsen-Anhalt: Mit 3,15 Millionen Ankünften und 7,91 Millionen Übernachtungen wurde beinahe das Niveau von 2019 erreicht. Dabei blieben die Übernachtungszahlen zwar um 8,5 Prozent gegenüber 2019 zurück, konnten aber ein Plus von 36 Prozent im Vergleich zu 2021 erreichen. Beliebteste Reiseregion war der Harz mit dem Harzvorland.

Die positive Entwicklung ordnete Sven Schulze, Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt, mit Blick auf die Bedeutung der Branche für das Land ein: „70.000 Menschen in Sachsen-Anhalt arbeiten direkt und indirekt im Tourismusbereich. Damit ist der Tourismus ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für unser Land, insbesondere für die ländlichen Regionen.“

Bauhaus Dessau, Bauhausgebäude. Copyright: WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg e.V. Uwe Weigel.jpg

Nun soll das Marketing des Reiselands weiter verstetigt und international ausgebaut werden. Dazu wurden zwei neue Premium-Partnerschaften mit der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) eingegangen, bei der der Naturtourismus und das Weltkulturerbe ins rechte Licht gerückt werden. Zu den Highlights des Reiselands Sachsen-Anhalt zählen die sechs Weltkulturerbestätten: das Bauhaus und seine Stätten in Dessau, die Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg, das Gartenreich Dessau-Wörlitz, der Naumburger Dom, Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg sowie die Himmelsscheibe von Nebra. Welterbestatus haben im Bundesland auch das Biosphärenreservat Mittelelbe, der Naturpark Harz, der zum „Global UNESCO Network of Geoparks“ gehört, und die frühen Schriften der Reformationsbewegung als Weltdokumentenerbe.

Die einzelnen Reiseregionen des Landes setzen unterschiedliche Schwerpunkte: Magdeburg konzentriert sich auf Camping- und Aktivurlaub in der Stadt, während man in der Welterberegion Anhalt-Dessau-Wittenberg den Radtourismus für Touren sowohl entlang der Industriekultur als auch der Welterbestätten forcieren will. Halle feiert die Eröffnung seines neuen Planetariums sowie die einzige Ausstellung des Picasso-Jubiläums in Deutschland.

Naumburger Dom. Foto: AdobeStock

2023 feiert Sachsen-Anhalt zudem mehrere Jubiläen: Dem Naumburger Dom wurde vor fünf Jahren der Welterbe-Titel verliehen, und die Straße der Romanik, die sich in einer Nord- und Südroute durch Sachsen-Anhalt zieht, feiert ihr 30-jähriges Bestehen. Kulturhistorisch bedeutend ist auch der 1050. Todestag von Kaiser Otto des Großen. Entlang der Route des Kaisers letzten Reise von Magdeburg über Quedlinburg, Walbeck bis zu seinem Sterbeort Memleben gibt es vielfältige Ausstellungen, Pilgertouren und Veranstaltungen.