Donnerstag, Dezember 26, 2024

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W+M-Serie Internationale Märkte: Österreich – Drehscheibe zwischen West- und Osteuropa

In der W+M-Serie Internationale Märkte kommen Länderexperten von Germany Trade and Invest GTAI zu Wort, die mit ihrer Expertise Impulse für einen stärkeren internationalen Austausch setzen wollen. Hier der Beitrag von Martin Schulte.

Österreich zählt zu den weltweit führenden Industrieländern. Mit ihren knapp neun Millionen Einwohnern und einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 403 Milliarden Euro im Jahr 2021 ist die Alpenrepublik ein wichtiger Wirtschaftspartner Deutschlands. Die Konsumgewohnheiten ähneln denen in Deutschland und die Industriebranchen beider Länder sind eng miteinander verwoben. Die gemeinsame Sprache erleichtert die Geschäftsbeziehungen zwischen deutschen und österreichischen Unternehmen erheblich.

Deutschland ist wichtigster Handelspartner

Unter den wichtigsten deutschen Ausfuhrmärkten belegte Österreich 2021 Rang sieben. Umgekehrt ist Deutschland für Österreich der mit Abstand wichtigste Handelspartner: Fast 30 Prozent der Warenausfuhr gingen 2021 an den nördlichen Nachbarn und knapp 40 Prozent der Importe stammten aus Deutschland.

Wichtigste Branchen der österreichischen Industrie sind der Maschinenbau und die Chemische Industrie, gefolgt von der Kfz- und Kfz-Teile-Herstellung. Bei Maschinen und Fahrzeugen liegt der deutsche Marktanteil in Österreich konstant bei rund 50 Prozent. In beiden Produktkategorien haben sich die deutschen Ausfuhren nach Österreich in den letzten zwanzig Jahren wertmäßig fast verdoppelt. Von zentraler Bedeutung für die Wirtschaft ist auch der Tourismus. Der Bereich Handel/Gaststätten/Hotels trug 2020 rund 15 Prozent zum BIP bei.

Attraktiver Standort

Als besonderer Standortvorteil Österreichs gilt die geografische und kulturelle Nähe zu den Märkten in Südost- und Mitteleuropa. Für ausländische Firmen ist es deshalb besonders attraktiv, in Österreich ihre Unternehmenszentrale oder ihr regionales Hauptquartier zu etablieren.

Internationale Headquartiers in Wien. Foto: AdobeStock

In einem internationalen Vergleich liegt die Alpenrepublik mit über 300 Headquarters deutlich vor potenziellen Konkurrenten wie Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn. Viele deutsche Unternehmen bearbeiten von Wien aus die angrenzenden Märkte Ungarn, Tschechien, die Slowakei oder Kroatien. Laut Statistik Austria waren 2020 knapp 4.900 deutsche Unternehmen in Österreich ansässig und boten mehr als 311.000 Arbeitsplätze im Land.

Ähnlich wie Deutschland verfügt Österreich über ein gut funktionierendes duales Ausbildungssystem, von dem vor allem die Industrie profitiert. Über 100.000 Personen befinden sich zu jedem Zeitpunkt in der Ausbildung und lassen sich zu Fachkräften ausbilden. Das österreichische duale Ausbildungssystem ist eines der „best practice“-Modelle in Europa. Einen guten Ruf genießen auch die Höheren Technischen Lehranstalten (HTL), berufsbildende höhere Schulen für technische Berufe.

Konjunkturerwartungen sind gedämpft

Auch die österreichische Wirtschaft bekommt die Auswirkungen des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine deutlich zu spüren. Vor allem steigende Energie- und Vorleistungspreise machen den Unternehmen zu schaffen. Das österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) prognostiziert für das Jahr 2022 Jahr ein BIP-Wachstum von real 4,8 Prozent. Für 2023 gehen die Wirtschaftsforscher allerdings nur noch von 0,2 Prozent Wachstum aus. Auch die Konjunkturerwartungen der Wirtschaft haben sich deutlich eingetrübt. Die Mehrzahl der österreichischen Unternehmen blickt zurzeit pessimistisch in die Zukunft.

Energiewende birgt Geschäftspotenzial

Geschäftschancen, auch für deutsche Unternehmen, bietet in den nächsten Jahren die Energiewende, die sich ähnlich wie in Deutschland an den Klimazielen der Europäischen Union orientiert. Anders als Deutschland bezieht Österreich bereits jetzt rund 81 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien, hauptsächlich aus Wasserkraftwerken. Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Firmen bieten der Neu- und Ausbau von Wasserkraftanlagen sowie Fotovoltaik und Windenergie. Das Gleiche gilt für Maßnahmen der Energieeffizienz im Gebäudebau, moderne Heizungsanlagen, Fassadendämmungen oder Isolierglasfenster. In vielen Segmenten treiben öffentliche Förderungen die Nachfrage an.

Der Autor: Martin Schulte

Martin Schulte. Foto: Frank May

Martin Schulte ist langjähriger Redakteur bei Germany Trade & Invest und zuständig unter anderem für Österreich

 

 

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