Die chemisch-pharmazeutische Industrie gehört zu den Eckpfeilern der ostdeutschen Wirtschaft. Ihr steht in den nächsten Jahren ein grundlegender Transformationsprozess bevor, zugleich erschüttert die aktuelle Energiekrise die Branche mehr denn andere.
In einer neuen Serie stellt W+M 36 Top-Unternehmen, Chemieparks und Forschungseinrichtungen der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Ostdeutschland vor. Jenseits der Leuchttürme sollte aber nicht übersehen werden: Die Basis der Ostchemie wird zu 95 Prozent aus kleinen und mittleren Unternehmen gebildet. Rund 54.500 Beschäftigte haben ihren Arbeitsplatz in der Ostchemie.
Folge 1: Berlin
Berlin steht in erster Linie für die Pharmaindustrie. Mehr als 90 Prozent der Umsätze werden in der Pharmasparte verdient. Entsprechend arbeiten auch 80 Prozent der Chemiebeschäftigten in der Hauptstadt in der Pharmaproduktion, vornehmlich bei den fünf größten Unternehmen der Branche.
BERLIN-CHEMIE AG
Sitz: Berlin-Adlershof
Beschäftigte: ca. 5.000 weltweit
Produkte: Arzneimittel, insbesondere für die Bereiche Diabetes und Kardiologie
Im September feierte der international tätige Arzneimittelhersteller BERLIN-CHEMIE AG seine 30jährige Zugehörigkeit zur italienischen MENARINI-Gruppe. Doch die Tradition des Unternehmens reicht natürlich viel weiter zurück. Mittlerweile können die Adlershofer auf eine über 130jährige Geschichte zurückblicken. Mit einem Umsatz von 1,5 Milliarden Euro ist die BERLIN-CHEMIE AG das Schwergewicht der Branche an der Spree. Die Berliner tragen damit auch einen Drittel des Umsatzes des Gesamtkonzerns MENARINI bei. Bei der BERLIN-CHEMIE AG werden Herz-Kreislauf-Präparate, Atemwegstherapeutika und Antidiabetika für die Märkte in Deutschland, Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien gefertigt. International liefert BERLIN-CHEMIE Medikamente in mehr als 30 Staaten. Berlin ist zudem der zentrale Forschungsstandort für die Entwicklung von Arzneimittelinnovationen.
Bayer AG Berlin
Sitz: Berlin-Wedding
Beschäftigte: rund 5.000
Produkte: Pharmazeutische Medikamente. u. a. Eylea™, Kogenate™, Betaferon™
Mit rund 5.000 Beschäftigten zählt die Pharmasparte des Chemiegiganten Bayer AG in Berlin zu den größten Arbeitgebern und mit 16 verschiedenen Ausbildungsgängen auch zu den wichtigen Ausbildungsbetrieben. 2006 übernahmen die Leverkusener den Standort des Pharmakonzerns Schering im Norden Berlins und integrierten ihn später in die Division Pharmaceuticals des Konzerns. In Berlin sind vor allem Forschung und Entwicklung, Marketing und Produktion beheimatet, wobei sich die Forschung schwerpunktmäßig auf Onkologie und Frauengesundheit konzentriert und die gesamte Wertschöpfungskette der Wirkstoffforschung abdeckt. Berlin ist nicht nur Hauptsitz der Pharmasparte, sondern einer der weltweit wichtigsten Forschungsstandorte der Bayer AG. Zahlreiche Serviceleistungen werden ebenso vom Firmensitz in Berlin-Wedding koordiniert.
Braun SE
Sitz: Berlin-Rudow
Beschäftigte: rund 1.100
Produkte: kleinvolumige sterile Injektionslösungen
Das Werk des hessischen Chemieunternehmens B. Braun in Berlin-Rudow dient als Kompetenzzentrum für kleinvolumige sterile Injektionslösungen. Neben Natriumchlorid werden in Berlin Betäubungsmittel für die Schmerzbehandlung sowie Arzneimittel für die Sedierung wie Propofol oder Midazolam zur Injektion produziert. B. Braun investiert seit vielen Jahren kontinuierlich in den Ausbau der Berliner Pharmaproduktion, seit 2011 wurden dafür rund 185 Millionen Euro aufgebracht. Zuletzt wurde der Standort 2021 erweitert, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Produkte bei der Behandlung von Coronapatienten gefragt waren. Die Nordhessen produzieren seit 1978 am Berliner Mistelweg im Südosten der Hauptstadt. Insgesamt verfügt der Konzern über drei Standorte in Berlin. Die sterilen Injektionslösungen in Kunststoff- und Glasampullen gehen aus Rudow in die ganze Welt.
Wird fortgesetzt.