Digitalisierung in deutschen Unternehmen – der Stand der Dinge

Der Prozess der Digitalisierung in Deutschland wurde lange Zeit als eher schleppend wahrgenommen. Doch in der jüngsten Vergangenheit schien bedingt durch Pandemie und Lockdowns die Digitalisierung einen Schub zu erhalten. Doch wo stehen deutsche Unternehmen heute? Und wie können sie die Digitalisierung sinnvoll einsetzen und ihre digitale Entwicklung voranbringen? Ein Beitrag von Dr. Klaus Rosen.

Digitalisierung in der Wirtschaft

Digitalisierung in Unternehmen findet immer dann statt, wenn ein Business beginnt, digitale Technologien zu nutzen, um sein Geschäftsmodell zu verbessern, zu verändern und neue Möglichkeiten der Wertschöpfung zu kreieren. Dabei umfasst die Digitalisierung unterschiedlichste Bereiche von der Automatisierung bestimmter Marketingaktivitäten bis hin zur Abwicklung von Aufträgen. In der Wirtschaft kann die Digitalisierung dazu dienen, Abläufe effizienter zu gestalten, menschliche Fehler zu verringern und damit nicht zuletzt die Betriebskosten zu senken. Und: Digitalisierung ist stetig in Bewegung. Denn war bis vor gar nicht allzu langer Zeit beispielsweise üblich, Daten auf Speichermedien zu sammeln, so wird heute von vielen Unternehmen die Cloud bevorzugt, um Datensilos zu vermeiden. Und Cloud-Computing hat vielen Unternehmen zu einem Wettbewerbsvorteil verholfen. Durch den Einsatz der Cloud-Speicher werden Verluste von Daten verhindert und die Datensicherung wird automatisiert.

Die Digitalisierung hat zahlreiche Veränderungen in unterschiedlichsten Unternehmensbereichen mit sich gebracht. Und tatsächlich diente die Pandemie in Deutschland als Triebfeder für den Fortschritt einer bislang mittelmäßig betriebenen digitalen Transformation. Doch noch immer ziehen nicht alle mit.

Pandemie als Triebfeder

Und plötzlich war alles anders. Ließen sich viele Unternehmen vor Beginn der Corona-Pandemie Zeit mit der Digitalisierung, war man nun gezwungen, doppelt Gas zu geben, um konkurrenzfähig oder überhaupt handlungsfähig zu bleiben. Dies reichte von der Nutzung digitaler Kommunikationswege für Mitarbeitermeetings bis hin zum Serviceangebot für die Kunden. Manch ein Business war sogar gezwungen, sein Geschäftsmodell auf digitaler Ebene mehr oder weniger neu zu erfinden.

In einer Bitkom-Umfrage gaben 92 Prozent der befragten Unternehmen an, dass die Digitalisierung für sie durch die Pandemie an Bedeutung gewonnen hat. Und für die meisten Unternehmen ist die vermehrte Digitalisierung mehr als eine Übergangslösung. Denn der Großteil der Befragten will die in Gang gebrachten Projekte auch unabhängig von der Entwicklung des Pandemiegeschehens weiter vorantreiben.

Wichtigster Ansatzpunkt für die digitale Transformation in Unternehmen ist das Kundenverhalten in digitalisierter Umgebung. Dies wurde während der Corona-Pandemie, einer Zeit, in der Unternehmen ihren Kunden fast ausschließlich digital begegnen konnten, deutlich wie nie. Doch auch unabhängig von der Pandemie wird eine digitalisierte Umgebung von immer mehr Kunden genutzt und bevorzugt. Unternehmen sind gezwungen, entsprechend zu handeln.

Digitalisierung sinnvoll umsetzen

Digitalisierung und digitale Transformation sind ein weites Feld und nicht jeder Bereich ist für jedes Unternehmen gleich relevant. Doch es gibt ein paar grundsätzliche Punkte, die alle Unternehmen für eine erfolgreiche Digitalisierung berücksichtigen können.

Keep it simple

Je mehr man sich vornimmt, desto größer ist die Gefahr, sich zu viel auf einmal vorzunehmen und daran zu scheitern. Selbst in Krisenzeiten heißt es, vor allem langfristig zu denken, Schritt für Schritt vorzugehen und nicht alles auf einmal zu wollen. Zu diesem Zweck kann es hilfreich sein, Experten mit ins Boot zu holen. Unternehmen können von dem Blick von außen und von der Erfahrung profitieren, wenn sie selbst nicht wissen, wo sie am besten anfangen sollen.

Verknüpfungen herstellen

Schritt für Schritt vorzugehen ist die eine Sache. Doch muss im Digitalisierungsprozess darauf geachtet werden, dass die einzelnen Schritte gegebenenfalls miteinander verknüpft werden. Ganz konkret bedeutet das beispielsweise, dass die Digitalisierung in der Marketingabteilung mit der in der Sales-Abteilung an den Schnittstellen zusammengeführt werden muss, damit das Unternehmen umfassend von den Maßnahmen profitiert. Zu diesem Zweck müssen Systeme vernetzt und eine zusammenhängende IT-Architektur aufgebaut werden.

Mitarbeiter einbinden und fördern

Der Erfolg eines jeden Unternehmens steht und fällt mit den Mitarbeitern, ihrer Kompetenz und ihrer Zufriedenheit. Damit gilt es, bei Digitalisierungsprozessen im Unternehmen jeden Einzelnen mitzunehmen. Nicht zuletzt aus dem Grund, weil sich viele Arbeitnehmer von digitalisierten Prozessen bedroht fühlen. Es geht um die Sorge, überflüssig zu werden und den Arbeitsplatz zu verlieren. Und natürlich muss der Umgang mit neuen Technologien erlernt werden. Mitarbeiter müssen umfassend geschult und Kompetenzen gefördert werden.

Fazit

In der jüngsten Vergangenheit ging vieles voran bezüglich Digitalisierung in deutschen Unternehmen. Doch es gibt noch einiges zu tun und es heißt, am Ball zu bleiben. Dadurch, dass sich viele deutsche Wirtschaftsunternehmen vor der Pandemie mit der Einführung digitaler Technologien sehr viel Zeit gelassen haben, muss noch immer einiges aufgeholt werden. Ein Stolperstein dabei ist der Fachkräftemangel in Deutschland. Für die Digitalisierungsprozesse werden vor allem IT-Experten gebraucht und diese sind hierzulande rar gesät. Und auch, wenn die Digitalisierung Potential für Einsparmöglichkeiten bietet, sind die Kosten für die Einführung neuer Technologien nicht zu unterschätzen. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen laufen dadurch Gefahr, abgehängt zu werden. Und noch ein Punkt ist nicht zu unterschätzen: Das an vielen Standorten in Deutschland noch immer viel zu langsame Internet. Hier besteht Handlungsbedarf.