Sonntag, Dezember 22, 2024

ifo Konjunkturprognose für Ostdeutschland und Sachsen: Robust trotz Turbulenzen

Dresden, 28. Juni 2022. Der Ausblick in der Weltwirtschaft hat sich seit Dezember 2021 deutlich eingetrübt. Trotzdem dürfte die Wirtschaft in Ostdeutschland und Sachsen weiterhin expandieren. Im laufenden Jahr wird die Wirtschaftsleistung um 2,9 und 1,8 Prozent zulegen (Deutschland: 2,5 Prozent). Unter der Annahme, dass eine Unterversorgung mit Erdgas im kommenden Winter noch abgewendet werden kann, wird die Wirtschaftsleistung in Ostdeutschland im Jahr 2023 um 3,5 Prozent über dem Vorjahresniveau liegen; in Sachsen wird der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts 3,3 Prozent betragen (Deutschland: 3,7 Prozent).

„Dieses Jahr ist geprägt durch die Erholung der konsumnahen Dienstleistungsbereiche nach der Coronakrise. Im Gastgewerbe und Tourismus ist mit hohen, teils zweistelligen Zuwächsen zu rechnen. Hiervon profitieren vor allem Berlin und die touristischen Regionen Ostdeutschlands.“, sagt Konjunkturexperte Joachim Ragnitz von der Dresdner Niederlassung des ifo Instituts. Die hohen Energiepreise, bedingt durch den Ukrainekrieg und die andauernden Störungen der globalen Lieferketten wirken sich allerdings in Teilbereichen der Wirtschaft wie der Industrie und dem Bau negativ aus und bremsen somit das BIP-Wachstum.

„Wir gehen davon aus, dass sich die aktuellen Belastungen der wirtschaftlichen Aktivität im weiteren Prognosezeitraum wieder abschwächen werden“, erklärt Ragnitz. So dürfte die Inflationsrate in den nächsten Monaten wieder zurückgehen, auch wegen der angekündigten Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank. Auch die hohen Energiepreise dürften im Prognosezeitraum sinken, da sich Europa zunehmend unabhängig von russischen Energielieferungen macht. Der langwierige coronabedingte Lockdown in Shanghai wurde wieder aufgehoben, so dass auch der Bezug von Vorleistungsgütern aus China sich in Zukunft normalisieren dürfte. Unter diesen Annahmen sollte die Industrie nächstes Jahr wieder kräftig wachsen können, wovon insbesondere Sachsen profitieren wird. Für die Dienstleistungsbereiche ist mit einer Normalisierung der konjunkturellen Lage zu rechnen.

Der Arbeitsmarkt dürfte sich trotz schwieriger Ausgangssituation weiter erholen, vor allem im Gastgewerbe und Tourismus wird es zu Neueinstellungen kommen. Auch die deutliche Anhebung des Mindestlohns wird wegen der zunehmenden Knappheiten am Arbeitsmarkt keinen gravierenden negativen Effekt auf die Arbeitskräftenachfrage haben. Somit können die ostdeutschen Flächenländer mit einem Anstieg der Erwerbstätigenzahl um 1,2 Prozent in diesem Jahr rechnen (Sachsen: 0,7 Prozent). Im nächsten Jahr dürfte die Zunahme dann aber nur noch bei 0,6 Prozent liegen (Sachsen: 0,3 Prozent), auch weil es an Arbeitskräften fehlt.

Diese Konjunkturprognose wurde vor dem 15.6. abgeschlossen. Die Abwärtsrisiken für die weitere konjunkturelle Entwicklung haben seither allerdings deutlich zugenommen, insbesondere wegen der Drosselung der Gaslieferungen aus Russland. Damit besteht die Gefahr, dass am Ende der nächsten Heizperiode im Frühjahr 2023 die Gasversorgung der Industrie rationiert werden muss. Dies würde hier zu kräftigen Produktionsrückgängen führen, die dann auch auf andere Wirtschaftsbereiche ausstrahlen. Eine Quantifizierung dieser Effekte ist aus heutiger Sicht aber kaum möglich.

 

 

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