Samstag, April 27, 2024

IWH-Insolvenztrend: Zahl der Insolvenzen steigt im März weiter, Industriejobs stärker betroffen

Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften ist im März erneut gestiegen, zeigt die aktuelle Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Auch für die nächsten Monate ist eher mit steigenden Insolvenzzahlen zu rechnen. Vor allem in der Industrie sind seit Jahresbeginn ungewöhnlich viele Jobs betroffen.

Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland liegt laut IWH-Insolvenztrend im März bei 775. Das sind 10 Prozent mehr als im Februar und knapp 30% mehr als im Januar. Die Frühindikatoren des IWH las­sen für die kommenden Monate leicht steigende Insolvenzzahlen erwarten.

Die Analyse des IWH zeigt, dass in den größten 10 Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im März gemeldet wurde, mehr als 7 700 Jobs betroffen waren. Die Zahl der betroffenen Jobs liegt damit deutlich über dem Durchschnitt des Jahres 2021.

„Das Insolvenzgeschehen wird seit mehreren Monaten deutlich stärker vom Verarbei­tenden Gewerbe geprägt“, sagt Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität und der dort angesiedelten Insolvenzforschung. So entfielen im Jahr 2021 nur etwa ein Viertel der Jobs bei den 10 Prozent der größten Insolvenzen auf die In­dustrie, aber in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres waren es immerhin 45 Prozent.

Jobverluste in der Industrie führen in der Regel zu langanhaltenden Lohn- und Einkommenseinbußen der Beschäftigten. „Industrieunternehmen sind von Liefer­kettenproblemen und dem technologisch-ökologischen Strukturwandel besonders be­troffen“, erklärt Müller die vermehrten Jobverluste. Die Auswirkungen des Ukraine­krieges zeigen sich noch nicht in den aktuellen Zahlen. Aber die gestiegenen Energie­kosten infolge des Krieges dürften die Industrie stark belasten.

Deutlich schneller als die amtliche Statistik liefert der IWH-Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) jeden Monat einen belast­baren Befund zum bundesweiten Insolvenzgeschehen für Personen- und Kapital­gesellschaften. Die Ergebnisse weisen nur geringfügige Abweichungen von den amt­lichen Zahlen auf, die mit etwa zwei Monaten Zeitverzug eine umfassende Ein­schätzung der Lage erlauben (vgl. Abbildung 3). Der IWH-Insolvenztrend ist deshalb ein verlässlicher Frühindikator. Für seine Analysen wertet das IWH die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen. Dank seiner langjährigen Expertise, gebündelt in der IWH-Insolvenzforschungsstelle, gehört das Institut bundesweit zu den führenden Einrichtungen auf diesem Themengebiet.

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