Der sächsische Life Sciences-Standort hat sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt. Mit Hilfe der Biotechnologie-Offensive, die der Freistaat vor gut 20 Jahren startete, ist ein erfolgreiches und tragfähiges Ökosystem für Innovation und Wachstum entstanden.
„Gleichzeitig ist es auch ein hervorragendes Beispiel für eine erfolgreiche Strukturentwicklung in Ostdeutschland. Die staatlichen Investitionen in die Infrastruktur sowie der Aufbau wissenschaftlicher Expertise an den Hochschulen haben sich ausgezahlt und bilden heute die Basis für die nachhaltig positive Entwicklung der Branche“, bilanziert Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS). Hinzu komme der hohe Grad an Vernetzung von Forschung und Unternehmen, die branchenübergreifende Zusammenarbeit in vielen Industriezweigen und die passgenaue Unterstützung durch Branchennetzwerke, wie bspw. biosaxony. Inzwischen arbeiten über 330 Unternehmen und Forschungsinstitute mit gut 15.500 Beschäftigten an innovativen Lösungen für die menschliche Gesundheit.
Dabei kann der Standort auch auf langjährigen Traditionen aufbauen. So ist Dresden seit über 120 Jahren erfolgreicher Pharmastandort mit dem Urologiespezialisten Apogepha und der Arevipharma, deren Wurzeln bis zur Salicylsäurefabrik v. Heyden zurückreichen, und an die internationale Pharma-Unternehmen, wie GlaxoSmithKline anknüpfen. Auch bei den Hygienetechnologien wurden in Sachsen mit der Erfindung des Odols durch Karl Lingner wichtige Grundlagen gelegt, die heute in den Projektwerkstätten der WFS fortentwickelt werden.
Das agile Umfeld in Sachsen bietet somit optimale Bedingungen. Start-ups und innovative Unternehmen werden z.B. durch das Leipziger Accelerator Programm „Medical Forge“ dabei unterstützt, ihre Medizinprodukte schneller auf den deutschen Gesundheitsmarkt zu bringen. Auch viele internationale Unternehmen, wie die GENEWIZ Germany GmbH, ein führender Genomik-Dienstleister mit europäischem Sitz in Leipzig, die B. Braun Avitum Saxonia GmbH, die hier ihre europaweit modernste Produktionsstätte sowie ihr Forschungs- und Entwicklungszentrum für Dialysatoren hat oder die SKAN AG, einer der Weltmarktführer bei Reinraumausrüstungen, schätzen den Standort. Interessant sind sächsische Unternehmen auch für Investoren, erläutert Thomas Horn. So ist kürzlich die irische Kerry-Group bei der Leipziger c-lecta GmbH, die sich mit Enzym-Engineering beschäftigt, eingestiegen.
In den vergangenen Jahren hat sich Sachsen im Life Sciences-Sektor national und international einen hervorragenden Ruf erarbeitet und ist heute nationales Leistungszentrum bei den Themen „Zell- und Gentherapie“ sowie „Regenerative Medizin“. Stellvertretend dafür stehen das Leipziger Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI sowie das Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD), ein europaweit einzigartiges Exzellenzcluster.
Aktuell wird an verschiedenen innovativen Ideen gearbeitet. Thomas Horn ist überzeugt, dass dabei die interdisziplinäre und branchenübergreifende Zusammenarbeit ein wichtiger Baustein ist, der ganz wesentlich zum Erfolg dieser Projekte beiträgt. Für den Aufbau einer Forschungs- und Industrieplattform für sog. „lebende Arzneimittel“ in der Zell- und Gentherapie haben sich Wissenschaftler der TU Dresden, der Universität Leipzig und des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie IZI mit den Kliniken in Leipzig, Dresden und Chemnitz und regionalen Industriepartnern im Netzwerk „SaxoCell“ zusammengeschlossen. Das Projekt „Wir sind DIANA“ arbeitet an Technologien für eine zukunftsfähige Point-of-care-Diagnostik. Ziel ist eine hochwertige Wertschöpfungskette mit neuartigen Diagnosesystemen, die eine dezentrale Vor-Ort-Analytik ermöglicht.
Die internationale Vermarktung des Know-hows der Branche unterstützt die WFS mit verschiedenen Aktivitäten. Bereits seit vielen Jahren können sich sächsische Unternehmen auf wichtigen Messen, wie der Arab Health in Dubai und der CMEF in Shanghai präsentieren. Auch Unternehmerreisen, in diesem Jahr u.a. in die Schweiz und virtuell nach Japan, bieten die Chancen auf neue Märkte und interessante Kooperationspartner.
„Angesichts der wachsenden Bedeutung des Life Sciences-Sektor freuen wir uns sehr, dass Sachsen in diesem Jahr erstmals Gastgeber der FlyPharma und der BIO-Europe in Leipzig sein wird. Das bietet uns die Möglichkeit, die ganze Breite und Vielfalt der Branche direkt vor Ort einem internationalen Publikum vorzustellen“, sagt Thomas Horn. Das langfristige Ziel ist es, Sachsen als wichtigen Akteur international fest zu etablieren und das große Wachstumspotenzial in diesem Bereich bestmöglich auszuschöpfen. Durch die traditionell starke Branchenkompetenz bei Mikro- und Nanoelektronik, Sensortechnik, 5G, Automatisierung und Robotik hat Sachsen dafür gute Ausgangsbedingungen.