- Auslandsaufträge lassen Gesamtumsatz auf Rekordwert springen
- Exportquote erstmals höher als im gesamtdeutschen Maschinenbau
- Türkei, Schweden und USA sind größte Handelspartner
Leipzig. Ein überdurchschnittlich starkes Auslandsgeschäft hat den Umsatz des Maschinen- und Anlagenbaus in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2021 sprunghaft in die Höhe schnellen lassen. Die Unternehmen steigerten ihren Gesamtumsatz gegenüber dem Vorjahr um 48 Prozent auf knapp 3,4 Milliarden Euro, den höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 1990. Das geht aus den Daten des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern für Betriebe mit mindestens 50 Mitarbeitern hervor.
„Der Maschinenbau in Mecklenburg-Vorpommern hatte uns bereits im vergangenen Jahr überrascht, als die Umsatzzahlen entgegen dem Branchentrend leicht nach oben zeigten. In diesem Jahr haben einzelne Unternehmen außergewöhnlich hohe Auslandsumsätze erzielt. Das ist der maßgebliche Grund für das enorme Umsatzplus“, sagt Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA Ost.
Im ostdeutschen Branchenranking rangiert der Maschinenbau Mecklenburg-Vorpommerns an zweiter Stelle – hinter Spitzenreiter Sachsen (mit einem Umsatz von 7,4 Milliarden Euro) und vor Thüringen (3,1 Milliarden Euro).
Branche lebt von Auslandsgeschäft
Im Inland erwirtschafteten die Firmen ein Plus von 9 Prozent. Damit erhöhte sich der Binnenumsatz auf 656 Millionen Euro. Maßgeblich für das kräftige Umsatzwachstum war jedoch das erfolgreiche Auslandsgeschäft. Der Auslandsumsatz legte im Jahr 2021 um 64 Prozent zu – er stieg von 1,7 Milliarden Euro (2020) auf fast 2,8 Milliarden Euro. Noch nie zuvor exportierten die Maschinenbau-Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern so viele Waren.
Etwa vier von fünf Maschinen, Anlagen, Komponenten und Dienstleistungen (knapp 82 Prozent) wurden demnach ins Ausland verkauft. „Der Maschinenbau Mecklenburg-Vorpommerns hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich seine Exportquote erhöht. 2021 kletterte der Wert nun erstmals über die Marke von 80 Prozent. Damit wurde sogar der gesamtdeutsche Branchendurchschnitt von 81 Prozent übertroffen“, betont Köhn. Zugleich behaupteten die Maschinenbau-Betriebe aus Mecklenburg-Vorpommern im ostdeutschen Branchenvergleich ihre Position als Exportchampion. Danach folgten die Berliner Firmen (68 Prozent).
Ein Drittel der Exporte ging in die Türkei, nach Schweden, in die USA, nach Frankreich und Norwegen. „Auffällig ist, dass es von Jahr zu Jahr zum Teil sehr große Schwankungen in den Handelsvolumina mit einzelnen Ländern gibt. Daher variieren auch die Top-Märkte. 2020 war beispielsweise Polen der viertwichtigste Markt, 2021 lag unser Nachbarland auf Platz zehn“, erläutert Köhn. Er führt dies vor allem auf den Anteil von Großprojekten einzelner Unternehmen zurück. Sind diese abgeschlossen, fällt das nachfolgende Geschäft häufig geringer aus.
Mitarbeiterzahl fällt leicht
Etwas nach unten zeigte 2021 die Beschäftigungskurve. In den 31 Firmen mit mindestens 50 Mitarbeitern arbeiteten im Jahresdurchschnitt 6.416 Menschen. Das waren 2,2 Prozent oder etwa 140 Beschäftigten weniger als 2020. Diese Entwicklung ist vor allem auf einen statistischen Effekt zurückzuführen. Die Statistik wies drei Betriebe weniger in dieser Größenordnung auf als im Vorjahr.
Keine Prognose für 2022
Köhn zufolge verdeutlicht das Ergebnis von 2021 die große Bedeutung des Maschinen- und Anlagenbaus für die Wirtschaftskraft von Mecklenburg-Vorpommern. Für 2022 wagt der Geschäftsführer indes keine Prognose. Zu ungewiss sind zum einen die weitere Entwicklung der Pandemie und die damit verbundenen Auswirkungen auf betriebliche Quarantäneregelungen, Vertriebsaktivitäten sowie Reisemöglichkeiten. Zum anderen beeinflusst der Krieg in der Ukraine schon jetzt den Handel weltweit. „Märkte gehen vielleicht für immer verloren. Wir beobachten außerdem eine zunehmende Unsicherheit in den Kundenbranchen sowie drastische Störungen in den Zulieferketten“, sagt Köhn. Dem Landesverbands-Geschäftsführer zufolge verfestigt sich derzeit der bereits bestehende Mangel an Rohstoffen, Material und Vorkomponenten. Auch droht eine weitere schmerzhafte Verschärfung der Preisentwicklung.