Halle. Die Anzahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften liegt im Februar auf dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Zahl der betroffenen Jobs ist weiter gering, zeigt die aktuelle Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Etwaige Auswirkungen des Angriffs Russlands auf die Ukraine werden nicht vor April in den Insolvenzzahlen sichtbar sein.
Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland lag laut IWH-Insolvenztrend im Februar bei 702. Damit liegt die Zahl über der des Vormonats (+17%), aber leicht unter der des Vorjahresmonats (‒2%) (vgl. Abbildung 1).
Die Analyse des IWH zeigt, dass in den größten 10% der Unternehmen, deren Insolvenz im Februar gemeldet wurde, knapp 5 000 Jobs betroffen waren (vgl. Abbildung 2). Die Zahl der betroffenen Jobs liegt damit leicht unter dem Durchschnitt des Jahres 2021. Im Krisenjahr 2020 waren durchschnittlich sogar mehr als doppelt so viele Beschäftigte betroffen.
„Es kann nach Auslaufen der Coronahilfen zu einem Anstieg bei der Zahl Insolvenzen kommen. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass die Coronakrise noch zu einer Insolvenzwelle mit massiven Jobverlusten führen wird“, sagt Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität und der dort angesiedelten Insolvenzforschung. „Das künftige Insolvenzgeschehen dürfte in stärkerem Maße durch geopolitische Spannungen, Energiepreise und Arbeitskräftemangel beeinflusst werden“, prognostiziert Müller. Die Auswirkungen des Überfalls Russlands auf die Ukraine und der damit verbundenen Sanktionen sind derzeit schwer abzuschätzen, auch weil die Politik die Folgen der Krise abfedern will. „Falls es zu einem Anstieg der Insolvenzen durch den Angriff Russlands auf die Ukraine kommt, wird das frühestens im April in den Insolvenzzahlen sichtbar sein“, sagt Müller.
Deutlich schneller als die amtliche Statistik liefert der IWH-Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) jeden Monat einen belastbaren Befund zum bundesweiten Insolvenzgeschehen für Personen- und Kapitalgesellschaften. Die Ergebnisse weisen nur geringfügige Abweichungen von den amtlichen Zahlen auf, die mit etwa zwei Monaten Zeitverzug eine umfassende Einschätzung der Lage erlauben (vgl. Abbildung 3). Der IWH-Insolvenztrend ist deshalb ein verlässlicher Frühindikator. Für seine Analysen wertet das IWH die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen. Dank seiner langjährigen Expertise, gebündelt in der IWH-Insolvenzforschungsstelle, gehört das Institut bundesweit zu den führenden Einrichtungen auf diesem Themengebiet.
Mehr zur IWH-Insolvenzforschungsstelle und zur Methodik hinter dem IWH-Insolvenztrend: www.iwh-halle.de/insolvenzforschung.