Freitag, November 22, 2024

W+M-Serie: So planen ostdeutsche Energieunternehmen die Energiewende

Die Transformation der ostdeutschen Energiewirtschaft – Teil 2
So planen ostdeutsche Energieunternehmen die Energiewende

Die Energieversorger und Netzbetreiber in Ostdeutschland sind wichtige Akteure im Umbau der Energiewirtschaft. Wirtschaft + Markt stellt zehn Unternehmen und ihre Pläne für die Transformation des Energiesektors vor. Im Teil 1 stellen wir Ihnen 50Hertz Transmission GmbH, envia Mitteldeutsche Energie AG, Chemnitz und Lausitz Energie Bergbau AG/ Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG), Cottbus vor.

50Hertz Transmission GmbH, Berlin

50Hertz Netzquartier Foto 50Hertz

50Hertz betreibt mit etwa 1.300 Mitarbeitenden das Stromübertragungsnetz in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg. Im 50Hertz-Netzgebiet stammen schon heute über 60 Prozent des verbrauchten Stroms aus regenerativen Quellen. Bis 2032 will das Unternehmen 100 Prozent Erneuerbare Energien im Netz integrieren. Dazu soll das Netz ertüchtigt, um- und ausgebaut werden, damit der Erneuerbare-Strom zu den Verbrauchern in anderen Teilen Deutschlands gebracht wird.

„Wir wollen bis zum Jahr 2032 den Strombedarf zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien decken und dieses volatile Stromangebot vollständig in das System integrieren“, erklärt Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung von 50 Hertz, das Projekt. „Dazu gehört beispielsweise, dass wir neue Ansätze in der Systemführung entwickeln, um das Netz auch bei steigenden Mengen erneuerbaren Stroms weiterhin sicher zu fahren. Dabei spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle, freie Übertragungskapazitäten im Netz zu erkennen und dann auch zu nutzen.“

In einem Positionspapier zu den Bundestagswahlen hatte 50Hertz die wichtigsten Rahmenbedingungen für den erfolgreichen Netzausbau benannt: u.a. eine Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsprozesse sowie eine Stärkung der Gerichtsbarkeit für Infrastrukturentscheidungen, die Bereitstellung von ausreichend Fläche für Onshore-Windenergie zur Erreichung der Ausbauziele, eine bessere Nutzung der Offshore-Potenziale in der Ostsee sowie eine Anpassung des regulatorischen Rahmens für die Investitionen der Energieunternehmen.

Zur Umsetzung des Investitionsprogrammes in den Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur setzt 50Hertz bis zum Jahr 2025 4,7 Milliarden Euro ein. Zu den Großprojekten für die Energiewende zählt u.a. der SuedOstLink, der Strom in Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) vom Nordosten in den Süden Deutschlands transportieren soll. Der SuedOstLink reicht von Wolmirstedt bei Magdeburg bis zum Standort Isar bei Landshut in Bayern. Eine weitere Verbindung transportiert Strom von Klein Rogahn, westlich von Schwerin, bis nach Isar.

envia Mitteldeutsche Energie AG, Chemnitz

envia Mitteldeutsche Energie AG. Copyright envia Mitteldeutsche Energie AG

Die enviaM-Gruppe ist mit ihren rund 3.600 Mitarbeitenden und Auszubildenden der führende regionale Energiedienstleister in Ostdeutschland. Rund 1,3 Millionen Kunden werden mit Strom, Gas und Wärme versorgt. Wichtigster Teil der Unternehmensgruppe ist die envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM) in Chemnitz.

Das Unternehmen investiert als größter Verteilnetzbetreiber in Ostdeutschland rund 300 Millionen Euro pro Jahr in den Ausbau der Stromnetze. 2021 baut und modernisiert das Unternehmen insgesamt 31 Umspannwerke. „Die Strom- und Gasnetze bilden die Basis für die angestrebte Klimaneutralität und sind damit der Dekarbonisierungs-Motor. Dies gilt vor allem für die Verteilnetze“, hebt der enviaM-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Lowis die Bedeutung seines Unternehmens hervor. Gleichzeitig weiß Lowis, dass das Tempo beim Netzausbau erhöht werden muss. „Ostdeutschland ist beim Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich weiter als andere Regionen. Der Ausbau der Stromnetze hinkt seit Beginn der Energiewende dem Ausbau der erneuerbaren Energien hinterher.“

Die enviaM-Gruppe Investiert aber nicht nur in den Netzausbau, sondern auch in Erneuerbare Energien. Schon jetzt produzieren rund 53.000 Anlagen mit einer installierten Leistung von rund zehn Gigawatt grünen Strom im Netzgebiet der Chemnitzer. Im Jahr 2021 wird das Unternehmen 23 Millionen Euro für regenerative Energien aufwenden. So entstehen fünf Solarparks in Borau, Guben, Markkleeberg Neukirchen und Nienburg. Die enviaM-Gruppe treibt darüber hinaus den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur in Ostdeutschland voran, u.a. im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen mit einer eigenen Wasserstoff-Testanlage. Als Partner des Smart Infrastructure Hubs in Leipzig unterstützt enviaM zudem Start-ups bei der Entwicklung von Geschäftsideen für die Energiewende.

 

Lausitz Energie Bergbau AG/ Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG), Cottbus

Rekultivierung im Tagebau Nochten; Foto: Andreas Franke

Die LEAG mit rund 7.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehört zu den großen Energieunternehmen im Osten Deutschlands und zu einem der wichtigsten Arbeitgeber in der Lausitz – und steht vor einem enormen Wandel. Denn alle von der LEAG noch betriebenen 500-MW-Braunkohlenkraftwerksblöcke sollen bis 2029 schrittweise vom Netz genommen werden. Das betrifft die Blöcke A bis D in Jänschwalde sowie N und P in Boxberg. Das Kraftwerk Lippendorf in Sachsen soll Ende 2035 stillgelegt werden, Schwarze Pumpe und die Blöcke Q und R in Boxberg bis Ende 2038. Der Kohleausstieg zwingt die LEAG zu einer Neuausrichtung. Von einem führenden Bergbau- und Kraftwerksbetreiber zu einem zukunftssicheren Energieunternehmen.

Schrittweise setzt die LEAG nun auf Erneuerbare Energien in Form von Solarparks oder des Windparks Forst-Briesnig II auf einer Rekultivierungsfläche des Tagebaus Jänschwalde. Auf dem Cottbuser Ostsee plant die LEAG eine bis zu 18 Hektar große schwimmenden Photovoltaik-Anlage, das bislang größte in Deutschland realisierte Floating-PV-Projekt. Und mit der BigBattery Lausitz verfügt der Energiekonzern in Schwarze Pumpe über den bislang größten Batteriespeicher Europas. Mit InnoCarb Energy entsteht am LEAG-Standort in Boxberg zudem ein europaweit einzigartiges Forschungszentrum für grüne Carbonfasern.

 

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