Mittwoch, Dezember 25, 2024

W+M-Serie: Die Transformation der ostdeutschen Energiewirtschaft – Teil 1 – Mecklenburg-Vorpommern setzt auf Offshore

Die Energiewende ist das Fundament der Transformation der Wirtschaft. Doch der Ausbau der Erneuerbaren Energien stockt. Auch in Ostdeutschland, das bisher als Vorreiter beim Umbau der Energieversorgung galt, ist eine neue Kraftanstrengung vonnöten. WIRTSCHAFT + MARKT bilanziert den Status Quo und die Perspektiven der Energiewende in den ostdeutschen Bundesländern. Im Teil 1: Mecklenburg-Vorpommern

 Der Zeitdruck wächst: Durch den forcierten Umstieg auf die Elektromobilität und den zunehmenden Einsatz von Wärmepumpen wird der Stromverbrauch in den kommenden Jahren weiter ansteigen. Schätzungen aus dem Bundeswirtschaftsministerium für das Jahr 2030 rechnen mit einem Stromverbrauch zwischen 645 und 665 Terrawattstunden. Dabei gehen die Berechnungen von 14 Millionen Elektro-Pkw auf deutschen Straßen, sechs Millionen Wärmepumpen in Gebäuden und 30 Terrawattstunden für den grünen Wasserstoff aus. Die bisherigen Schätzungen von 580 Terrawattstunden galten schon länger als überholt.

Lange Zeit genossen die ostdeutschen Länder den Ruf als Vorreiter bei der Transformation der Energiewirtschaft. Doch auch hier hinkt die Realität mittlerweile den Planungen hinterher. Dabei fällt das Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren Energien in den ostdeutschen Bundesländern allerdings auch höchst unterschiedlich aus.

Mecklenburg-Vorpommern setzt auf Offshore

Hoffnungsträger ist nach wie vor ein weiteres Wachstum bei der Windenergie. Mecklenburg-Vorpommern kommt dabei eine besondere Rolle zu, denn hier bergen Offshore-Windparks zusätzliche Potenziale. So konnten vor der Küste Rügens 2019 die Offshore-Windparks Wikinger (350 MW) und Arkona (384 MW) in Betrieb genommen werden. Der Offshore-Windpark Wikinger versorgt mit seinen 70 Anlagen und einer Leistung von 350 Megawatt (MW) rund 350.000 Haushalte jährlich, der Arkona-Windpark mit 60 Anlagen und 385 MW installierter Leistung etwa 400.000 Haushalte. Seine rund 830.000 Haushalte kann das Land also in großen Teilen schon durch die beiden Windparks versorgen. Insgesamt rotieren Windmühlen in vier Windparks vor der Ostseeküste und erzeugten 2020 4,13 Terrawattstunden Strom.

Im Küstenstaat sind rund um die Offshore-Windparks zudem neue Geschäftsfelder in den Häfen und Werften entstanden. Die Werften in Rostock und Wismar bauen Offshore-Plattformen, die Häfen in Rostock und Sassnitz auf Rügen dienen als Anlaufstelle für die Versorgung und Wartung der Windparks. „Der Umschlag für die Offshore-Branche hat sich in beiden Häfen zusammen von knapp 19.500 Tonnen vor zehn Jahren auf fast 1,3 Millionen im Jahr 2019 vervielfacht“, sagt Mecklenburg-Vorpommerns Energieminister Christian Pegel.

Mit den geplanten Windparks Gennaker, Arcadis Ost, Wikinger Süd und Baltic wird Mecklenburg-Vorpommern die Leistungsstärke der Offshore-Branche in den kommenden Jahren weiter ausbauen. An Land hingegen liegt der Küstenstaat beim Brutto-Zubau an Windkraft nur im bundesdeutschen Mittelfeld. Dabei hatte die Schweriner Regierung 2016 als erstes Bundesland gesetzlich verankert, dass Windanlagenbetreiber Kommunen und Anwohner an den Einnahmen beteiligen müssen, um so die Akzeptanz für die Windkraft in der Bevölkerung zu erhöhen.

Höchste Priorität bei der Energiewende genießt in Schwerin mittlerweile das Thema Wasserstoff. „Wir wollen zusammen mit den anderen norddeutschen Ländern weltweit führend in der Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff werden“, formuliert Ministerpräsidentin Manuela Schwesig eine ehrgeizige Zielsetzung. Alleine vier Projekte der Wasserstoffwirtschaft erhalten in MV eine Förderung des Bundes. Dabei geht es um die Produktion von Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien und den Pipelinebau.

 

 

 

 

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