Samstag, April 27, 2024

Neuer Aufschwung oder Dauerkrise? Teil 11 – Stefan Goletzke, Geschäftsführer Duschkraft GmbH, Rostock

Die Corona-Pandemie traf 2020 die ostdeutsche Wirtschaft vollkommen unvorbereitet. Doch die Folgen fielen höchst unterschiedlich aus: Während ganze Branchen herbe Umsatzeinbußen und Kurzarbeit verkraften mussten, haben andere Unternehmen in der Pandemie neue Geschäftsfelder für sich entdeckt. Wirtschaft + Markt hat ostdeutsche Unternehmer nach ihren Erfahrungen mit der Pandemie und ihren Erwartungen für das neue Jahr befragt.

Folge 11:

Stefan Goletzke, Geschäftsführer Duschkraft GmbH, Rostock
Branche: Klimatechnik

Die Rostocker Duschkraft GmbH hat dem Schimmel im Badezimmer den Kampf angesagt. Dazu haben die drei Gründer David Bredt, Stefan Goletzke und Arvid Reinwald einen Luftentfeuchter konzipiert, der direkt in der Dusche installiert wird und schon während des Duschens die Luft entfeuchtet.

W+M: Herr Goletzke, wie war ihr Unternehmen bzw. ihre Branche in 2020 von der außergewöhnlichen Pandemie-Situation betroffen?

Stefan Goletzke: Vor der Pandemie waren Hotels- und Ferienwohnungen unsere Hauptzielgruppe. Dort konnten wir bis dahin unsere Duschentfeuchter sehr erfolgreich verkaufen. Mit Ausbruch der Pandemie wurde dieser Zielgruppe jedoch die Geschäftsgrundlage entzogen. Es wurde für uns nahezu unmöglich, unsere Produkte dort abzusetzen. Aus diesem Grund haben wir unsere Zielgruppe gewechselt und uns ab Mitte des Jahres vollständig auf Wohnungsvermieter konzentriert. Nach einer kurzen Anlaufphase konnten wir damit die entstandenen Verluste ausgleichen. Mit Einführung des zweiten Lockdowns sind wir im Vertrieb aber nun wieder extrem eingeschränkt und unser Außendienst hat kaum Möglichkeiten für Vorort-Beratungen. Immer wieder kämpfen wir aber auch mit Lieferengpässen unserer Lieferanten und müssen unseren Mitarbeitern die Arbeit und gleichzeitige Betreuung der Kinder ermöglichen.

W+M: Welche Erwartungen und Projekte verbinden Sie mit dem neuen Jahr 2021?

Stefan Goletzke: Wir erwarten ein schnelles Ende der Ausnahmesituation und eine Rückkehr zu einer neuen Normalität, wie sie zumindest im Sommer/Herbst 2020 möglich war. Wir haben ein innovatives Produkt, welches sich mitten in der Markteinführung befindet und wir gehen davon aus, im Jahr 2021 unseren Umsatz gegenüber 2020 zu vervierfachen und auch personell stark zu wachsen.

W+M: Was sollten Bund und Länder nun zur Ankurbelung der Wirtschaft unternehmen?

Stefan Goletzke: Zumindest in Mecklenburg-Vorpommern sind die Wirtschaftshilfen schnell geschaffen und in unserem Fall auch ausgezahlt worden. Das ist wohl nicht in allen Ländern so gut geschehen und viele Unternehmen warten im Januar 2021 noch auf die “Novemberhilfen”. Die größte Hilfe, welche die Politik für die Ankurbelung der Wirtschaft leisten könnte, wäre eine planbare und vorhersehbare Pandemie-Strategie. Anderen Staaten scheint es, von außen betrachtet, besser zu gelingen, nachvollziehbare Maßnahmen zu vereinbaren und nicht im Zwei-Wochen-Rhythmus die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft vor neue Herausforderungen zu stellen. Während wir es in normalen Zeiten schaffen, mithilfe des Föderalismus das Bildungssystem in Deutschland mit nicht nachvollziehbaren Unterschieden zu belasten, scheint der Föderalismus in Pandemiezeiten keine Bedeutung mehr zu besitzen. Unser Firmensitz in der Hansestadt Rostock war – glücklicherweise – während der gesamten Pandemie insgesamt nur für zwei Tage ein so genanntes “Risikogebiet”. Dennoch galten und gelten hier die gleichen Einschränkungen wie in den “Hot-Spots”. Vor der Pandemie hätte es wohl niemand für möglich gehalten, aber mit etwas mehr Föderalismus stände die Wirtschaft zumindest hier vor Ort wahrscheinlich besser da.

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