Samstag, April 27, 2024

Was macht Brandenburg als Ansiedlungsstandort so erfolgreich?

Brandenburg hat sich 30 Jahre nach der deutschen Einheit zu einem Qualitätsstandort und zu einem erfolgreichen Ansiedlungsstandort entwickelt. Kompetenzen in Branchen und Technologien, eine gut ausgebaute Infrastruktur, qualifizierte Fachkräfte sowie Gewerbeflächen in günstigen Lagen sind nur einige Beispiele für ansiedlungsrelevante Standortfaktoren, mit denen Brandenburg bei Investoren punktet. Auch die Lage der Bundeshauptstadt Berlin im Herzen Brandenburgs unterstützt die hohe Wahrnehmung der Region. Von Dr. Steffen Kammradt

Gerade der Mix der unterschiedlichen Stärken von Metropole und Flächenland trägt zur Attraktivität des Ansiedlungsstandortes bei. Die europäischen Verkehrsachsen, die in Brandenburg zusammentreffen, verbinden die Region mit wichtigen Wirtschaftszentren im Nachbarland Polen, mit Häfen an Nord- und Ostsee oder mit dem sächsischen Industrierevier. Das zahlt sich aus: Brandenburg und Berlin sind 2019 erstmals zur Nummer 1 aller Logistikregionen in Deutschland aufgestiegen und damit vorbei gezogen an etablierten Standorten wie der Region um Frankfurt am Main oder Hamburg.

Die Brandenburger Wirtschaftspolitik und die Wirtschaftsförderung des Landes, die WFBB, greifen diese Standortvorteile aktiv auf und setzen sie konsequent in der Investorenansprache ein. Ziel sind hochwertige Ansiedlungen entlang der Wertschöpfungsketten mit zukunftssicheren Arbeitsplätzen.

Foto: Blomst auf Pixabay

Prominentestes Beispiel ist die Ansiedlung der Tesla-Gigafactory in Grünheide. Brandenburg hat sich im Standortwettbewerb um diese Großinvestition erfolgreich durchgesetzt. Die starke Rolle der Erneuerbaren Energien in Brandenburg hat mit zu diesem Erfolg beigetragen. Bezogen auf die Einwohnerzahl nimmt Brandenburg beim Ausbaustand der Erneuerbaren Energien bundesweit Platz 1 ein. Die Ansiedlung von Tesla bringt nicht nur mehrere Tausend neue Industriearbeitsplätze in die Region, sondern zugleich eine Zukunftstechnologie, die prägend sein wird für die Mobilität der Zukunft.

Energiewende und Mobilitätswende sind Transformationsthemen, die neue und erweiterte Wertschöpfungsketten mit sich bringen und damit große Chancen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung bieten. Das ist eine besondere Chance auch für die Lausitz, die traditionsreiche länderübergreifende Energie- und Industrieregion in Brandenburg und Sachsen. Die Lausitz ist Schaufenster der Energiewende und kann hochwertige Investitionen verbuchen, so zum Beispiel die Investition von BASF in Batteriekomponenten in Schwarzheide.

Ein Wahrzeichen des Standortes ist der historische Wasserturm von 1936 (rechts im Bild), der heute als Wasserspeicher dient. Foto BASF Scharzheide

Auf dem Gelände der BASF investiert auch das spanische Umwelttechnik-Unternehmen Tradebe. Ebenfalls in der Lausitz angesiedelt hat sich das japanische Ernährungsunternehmen Fuji Oil. Allesamt Investitionen mit Perspektive. Spannende Perspektiven bieten auch Innovationen wie im umweltfreundlichen Fliegen: Rolls-Royce Deutschland arbeitet in Kooperation mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und der APUS-Aeronautical Engineering GmbH in Strausberg an einem Verbundprojekt „Hybrid-Elektrisches Fliegen“ zur Entwicklung umweltschonender Antriebstechnologien für die Luftfahrt. Eine andere Facette der Mobilität der Zukunft – das autonome Fahren – hat mit dem Testzentrum der DEKRA einen starken Anker in der Lausitz gesetzt.

2019 war das Rekordjahr für die Brandenburger Wirtschaftsförderung mit mehr als 4.300 Arbeitsplätzen – und darin ist Tesla noch gar nicht eingerechnet. Und diese positive Entwicklung dauert an – selbst in Corona-Zeiten sind spannende Investitions- und Innovationsprojekte in der Bearbeitung.  In Oberhavel erlebt Hennigsdorf mit dem Shared Service Center von Francotyp-Postalia einen schönen Ansiedlungserfolg. Im Havelland baut das Schweizer Schienenverkehrstechnik-Unternehmen Stadler einen Produktionsstandort für Drehgestelle auf. Große Projekte in Ludwigsfelde sind das DHL-Zentrum und Chefs Culinar, die zusammen über 1.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Darüber hinaus erweitern ansässige Unternehmen ihre Standorte: Walter Schmidt investiert in Vetschau, das britische Solarunternehmen Oxford PV in Brandenburg an der Havel, die österreichische Firma Klenk in Baruth oder der japanische Elektronikspezialist Yamaichi in Frankfurt (Oder).

Brandenburg ist ein Standort im Aufbruch. Die Produktivität der Brandenburger Industrie ist seit der Deutschen Einheit mit am stärksten gestiegen. Im Brandenburger verarbeitenden Gewerbe legte die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen um nahezu 862 Prozent zu. Die steigende Produktivität resultiert vor allem aus dem modernen Anlagevermögen. Der Modernisierungsgrad der Brandenburger Industrieanlagen ist sehr hoch. Die Investitionen sind 4,5mal höher als der Umsatz. Das ist im bundesweiten Vergleich ein Spitzenwert.

Das schlägt sich positiv in Wirtschaftsrankings nieder. Die neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) weist gleich zwei Brandenburger Regionen an der Spitze der Aufsteigerregionen aus, die sich in den letzten Jahren besonders gut entwickelt haben: Havelland-Fläming im Westen und Prignitz-Oberhavel im Nordwesten Brandenburgs. Beide Regionen haben sich zum Vorbild gemausert. Zur Region Havelland-Fläming sagt das IW wörtlich: „Die Arbeitslosigkeit ist deutlich geringer als noch vor einigen Jahren, die Kaufkraft höher, die Bewohner im Schnitt jünger. Internetverbindungen laufen schneller und Einwohner sowie Kommunen sind geringer verschuldet. Damit punktet die Region im bundesweiten Vergleich der neuen IW-Studie am meisten.“

BER Eröffnung am 31.10.2020. Foto: W+M

Last but not least: Vor kurzem eröffnete mit dem BER ein leistungsfähiger internationaler Flughafen in Brandenburg. Das bringt einen weiteren Schub für die gesamte deutsche Hauptstadtregion. Und nicht zuletzt startet die Tesla-Gigafactory. Und damit geht die Erfolgsgeschichte Brandenburgs als Ansiedlungsstandort weiter.

Der Autor

Dr. Steffen Kammradt
Dr. Steffen Kammradt. Foto: WFBB

Dr. Steffen Kammradt ist Sprecher der Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB). Nach Tätigkeiten in Verwaltung und Privatwirtschaft ist er seit 2001 für das Land Brandenburg tätig. Wirtschaftsförderung, sagt der 54 jährige, ist nicht nur ein Job, sondern auch eine Leidenschaft. Glücklichster Moment seines bisherigen Berufslebens war der 12. November 2019 – als Elon Musk die Ansiedlung der Tesla-Gigafactory in Brandenburg verkündete.

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