Die Coronapandemie hat auch die neuen Bundesländer und Berlin nicht verschont. In jedem dieser Länder wurden und werden große Anstrengungen unternommen, Wege aus der Krise zu finden. Landespolitik und Unternehmen arbeiten dabei eng zusammen. WIRTSCHAFT+MARKT bat die Ministerpräsidenten der fünf neuen Länder um Erläuterungen, wie sie ihre Länder aus dem Tal der Krise und in eine hoffnungsfrohe Zukunft führen wollen. Lesen Sie den Beitrag von Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin.
Unser Land wird gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen, weil Berlin langfristig von seinen Standortfaktoren profitiert – und weil die letzten Monate gezeigt haben, dass wir in schwierigen Phasen als Gemeinwesen zusammenstehen. Die Berlinerinnen und Berliner lassen sich nicht unterkriegen – auch wenn die Herausforderungen enorm sind.
Corona hat die Berliner Wirtschaft in vollem Lauf und in der ganzen Breite getroffen: Die Dienstleistungsbranche mit den vielen Selbständigen, das Hotel- und Gaststättengewerbe und die Kultur gehören überall zu den besonders betroffenen Branchen – für Berlin waren sie vor der Krise wichtige Säulen der guten wirtschaftliche Entwicklung, Berlin hat deshalb bereits zu Beginn der Krise einen Schutzschirm gespannt und unbürokratische Hilfe zur Überbrückung geleistet, früher als andere Länder oder der Bund.
Mit unseren Soforthilfeprogrammen, Zuschüssen und Liquiditätshilfen, insbesondere für Soloselbstständige und kleine bis mittelgroße Unternehmen, haben wir als Bundesland einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Wirtschaftsstruktur geleistet. Allein die nicht rückzahlungspflichtigen Soforthilfen wurden weit über 200.000 Mal in Anspruch genommen. Mit den jüngeren Unterstützungsprogrammen beschreiten wir einen anderen Weg und fördern gezielt nachhaltige Investitionen und Maßnahmen zu Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Gesundheit, Wissenschaft oder Mobilität.
Eines hilft uns dabei jetzt und für die Zukunft – die Entwicklung Berlins in den letzten Jahren war eine nachhaltige, die wichtigen Standortfaktoren unserer Stadt haben Bestand: Eine vielfältige Wirtschaftsstruktur mit großen Industrieunternehmen und innovativen Startups, ein einzigartiges Umfeld aus Universitäten und Forschungseinrichtungen, und auch eine international sichtbare Kulturszene, die Gäste aus aller Welt anzieht und zur enormen Attraktivität Berlins als Arbeits-, Wohn- und Lebensort beiträgt.
Es ist daher kein Zufall, dass in den letzten sechs Jahren 270.000 Menschen nach Berlin gekommen sind. Es ist kein Zufall, dass Berliner Universitäten bei der Exzellenzinitiative des Bundes führend sind und hier massiv in Institute und Forschungseinrichtungen investiert wird – beispielsweise in das Naturkundemuseum (600 Millionen Euro) oder das Deutsche Herzzentrum (400 Millionen Euro). Und es ist kein Zufall, dass Unternehmen wie Bayer, Siemens oder Tesla hohe dreistellige Millionenbeträge in Berlin und die Region investieren. Dies alles passiert, weil mit Berlin eine konkrete Zukunftsvision verbunden ist, weil es hier optimale Rahmenbedingungen für Innovationen gibt. Mit gezielter Schwerpunktsetzung fördern wir diese Entwicklung seit Langem. Auch, indem wir die dafür passenden Orte entwickeln – wie seit Jahren schon das Technologiezentrum Adlershof, seit letztem Jahr die Siemensstadt 2.0 oder in Zukunft die Urban Tech Republic, die auf dem Gelände des Flughafen Tegel entstehen wird.
Berlin als digitales Zentrum und Innovationsmotor Deutschlands, Startup-Hauptstadt und internationaler Leuchtturm im Bereich Wissenschaft und Forschung wird daher auch weiter Zukunftsimpulse setzen – und gemeinsam mit den anderen ostdeutschen Ländern ein wichtiger Standort auf dem Weg zur Industrie 2.0 werden.