Samstag, November 23, 2024

Neuer Tiefstand bei den Firmeninsolvenzen – Berlin ist Insolvenz-Hauptstadt

Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist in Deutschland 2019 erneut gesunken. W+M veröffentlicht die aktuelle Pressemitteilung von CRIFBÜRGEL. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben in Deutschland einer der führenden Anbieter von Kredit- und Bonitätsinformationen über Unternehmen sowie Konsumenten und bietet umfassende Lösungen im Kreditrisikomanagement und der Betrugsprävention.

Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist in Deutschland 2019 erneut gesunken. Insgesamt meldeten im vergangenen Jahr 19.005 Unternehmen eine Insolvenz an. Damit verringerten sich die Firmenpleiten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,8 Prozent (2018: 19.552 Firmeninsolvenzen). Durch den mittlerweile zehnten Rückgang in Serie sind die Firmeninsolvenzen 2019 auf einen neuen Tiefstand seit 1994 (18.820 Fälle) gesunken. Im Vergleich zum bisherigen Insolvenzhöchstjahr 2003, in dem es in Deutschland noch 39.320 Firmenpleiten gab, haben sich die Insolvenzfälle 2019 damit mehr als halbiert. „Die Firmen in Deutschland profitieren von einer verbesserten Eigenkapital-Ausstattung in Kombination mit der stabilen wirtschaftlichen Entwicklung. Angetrieben durch die Binnenkonjunktur und den privaten Konsum haben sich die Unternehmen in den letzten Jahren einen Puffer gegen Krisen aufgebaut“, kommentiert CRIFBÜRGEL Geschäftsführerin Ingrid Riehl die aktuellen Zahlen. Zudem können Firmen aufgrund des niedrigen Zinsniveaus ohne große Probleme Kredite zu günstigen Konditionen aufnehmen.

Für das kommende Jahr erwartet CRIFBÜRGEL allerdings einen Anstieg der Firmenpleiten auf 19 500 Fälle. „Die Abschwächung der Konjunktur in Deutschland wird sich 2020 auch in den Insolvenzzahlen niederschlagen“, so Riehl.

„Hinzu kommt die steigende Anzahl an Großinsolvenzen im Jahr 2019. In vielen Fällen sorgen so Dominoeffekte dafür, dass zahlungsunfähige Firmen zeitversetzt weitere Unternehmen mit in die Insolvenz ziehen“, analysiert Riehl. Die prominentesten Pleiten 2019 betrafen beispielsweise Thomas Cook, Germania, die Modekette Gerry Weber oder den TV-Hersteller Loewe.

Die durch Firmeninsolvenzen verursachten Schäden summierten sich im Jahr 2019 auf knapp 25 Milliarden Euro. Im Durchschnitt entstanden damit für die Gläubiger Forderungsausfälle von knapp 1,3 Millionen Euro pro Insolvenz.

Berlin ist Insolvenz-Hauptstadt

Die höchste Insolvenzdichte gab es 2019 in Berlin. In der Hauptstadt mussten 90 von 10.000 Unternehmen eine Insolvenz anmelden. Der Bundesdurchschnitt lag bei 58 Pleiten je 10.000 Firmen.  Über diesem Wert rangieren neben Berlin auch das Saarland (85 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen), Nordrhein-Westfalen (82), Hamburg (80), Bremen (79), Sachsen-Anhalt (70) und Schleswig-Holstein (68). Die wenigsten Firmenpleiten gab es im Jahr 2019 in Thüringen mit 36 Firmenpleiten je 10.000 Unternehmen. Aber auch in Baden-Württemberg und Brandenburg (je 41) und Bayern (43) mussten vergleichsweise wenig Firmen eine Insolvenz anmelden.

Nach den absoluten Zahlen stehen die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (5.492), Bayern (2.653), Baden-Württemberg (1.853) und Niedersachsen (1.511) an der Spitze der Insolvenzstatistik.

Stärkste Rückgänge in Thüringen, Bremen und Sachsen

In Thüringen (minus 34 Prozent), Bremen (23,8 Prozent) und in Sachsen (minus 17,7 Prozent) sind die Firmeninsolvenzen zweistellig gesunken. Den stärksten Anstieg im Vergleich zum Jahr 2019 gab es in Hamburg mit einem Plus von 11,1 Prozent. Deutlich mehr Firmeninsolvenzen wurden auch im Saarland (plus 8,1 Prozent) und in Bayern (plus 6,6 Prozent) registriert.

Logistik ist Insolvenzspitzenreiter

Die Logistik steht mit 80 Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen an der Insolvenz-Spitze der Auswertung der Hauptbranchen. In der Dienstleistungsbranche (78) und im Bauwesen (70) liegt die Insolvenzquote ebenfalls über dem Durchschnitt (58). Dienstleistungsunternehmen haben mit 8.976 Fällen den höchsten absoluten Anteil am Insolvenzgeschehen in Deutschland. Die geringste Insolvenzdichte gibt es mit 14 Pleiten je 10.000 Unternehmen in der Energiebranche.

Dürresommer trifft die Landwirtschaft

Der extreme Dürresommer 2018 hat die landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland wirtschaftlich schwer belastet. Die Folgen des heißen Sommers haben sich auch auf die Insolvenzzahlen in der Landwirtschaft negativ ausgewirkt. Im Jahr 2019 mussten 137 Unternehmen aus der Landwirtschaft eine Insolvenz anmelden und damit 19,1 Prozent mehr als vor einem Jahr (2018: 115). „Da in den Insolvenzstatistiken vor allem die Vergangenheit abgebildet wird, sie gewissermaßen ein Blick in den Rückspiegel sind, sind die Auswirkungen aus dem letzten Sommer erst jetzt sichtbar. Weniger Erlöse und höhere Kosten aufgrund der extremen Hitze sind die Hauptgründe für den sprunghaften Anstieg der Insolvenzen in der Landwirtschaft“, erklärt CRIFBÜRGEL Geschäftsführerin Ingrid Riehl die aktuellen Zahlen.

Unternehmergesellschaft mit der höchsten Insolvenzquote

Das höchste Insolvenzrisiko in Bezug auf die Rechtsformen ging 2019 von der Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) aus. Die Insolvenzdichte bei den UGs lag bei 198 Firmenpleiten je 10.000 Unternehmen und damit deutlich höher als bei den Aktiengesellschaften (107) und bei den GmbHs (89). Deutlich weniger Insolvenzen im relativen Vergleich gab es bei den Gewerbebetrieben und Einzelunternehmen (37 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen).

Vor allem kleine Unternehmen von einer Insolvenz betroffen

Das Insolvenzgeschehen in Deutschland ist vor allem von kleinen Unternehmen geprägt. 15.502 bzw. 81,6 Prozent der insolventen Unternehmen hatten nicht mehr als fünf Mitarbeiter. Der Anteil am Insolvenzgeschehen nimmt weiterhin mit steigender Zahl der Arbeitnehmer weiter ab. 7,8 Prozent der insolventen Unternehmen beschäftigten zwischen 6 und 10 Mitarbeitern. Bei Firmen, die 51 oder mehr Angestellte haben, liegt der Anteil am Insolvenzgeschehen nur noch bei 2,7 Prozent (absolut 508).

14 von 100 insolventen Unternehmen sind nicht länger als 2 Jahre am Markt

13,7 Prozent der insolventen Firmen scheitern bereits in den ersten zwei Jahren nach ihrer Gründung. Die Gründe für das Scheitern junger Unternehmen sind vielschichtig, aber vorrangig in der Geschäftsidee der Gründer zu sehen. Ist diese nicht marktfähig oder werden die Produkte nicht effizient hergestellt, hat das Unternehmen keine Überlebenschance. Zudem machen den Gründern vor allem Marktveränderungen, strategische Fehlentscheidungen und mangelnde fachliche Kompetenz zu schaffen. 58,2 Prozent der insolventen Unternehmen, inklusive der Jungunternehmer, sind nicht länger als 10 Jahre am Markt.

Herausgeber: 
CRIF Bürgel GmbH, Friesenweg 4, 22763 Hamburg, presse@crifbuergel.de, www.crifbuergel.de

 

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