W+M-Länderreport Sachsen-Anhalt: #2 Mit Intel auf der Überholspur
Mit dem Länderreport Sachsen-Anhalt setzt Wirtschaft+Markt die im ersten Halbjahr 2023 mit Brandenburg, Thüringen begonnene Recherche-Serie fort. Auch diesen Report werden wir in mehreren Teilen veröffentlichen, denn es gibt mehr zu berichten, als man so gemeinhin denkt.
Teil 1 – 15.09.2023: Zahlen und Fakten zur Wirtschaft/ Bekannte Marken
Teil 2 – 21.09.2023: Mit Intel auf der Überholspur
Teil 3 – 13.09.2023: Die Chemieparks als Rückgrat der Wirtschaft
Teil 4 – 20.09.2023: Pharmaindustrie setzt auf Sachsen-Anhalt
Teil 5 – 27.10.2023: Energiebranche treibt die Entwicklung
Teil 6 – 03.11.2023: Logistik rollt im Land – Automotive und Maschinenbau im Wandel
Hier Teil 2: Mit Intel auf der Überholspur
Mit der Investition des Chipgiganten Intel in Magdeburg ist Sachsen-Anhalt ein – wenn auch teurer – Coup gelungen. Die Chipfabrik soll ein neues Industriezeitalter in Sachsen-Anhalt einläuten. Für Wirtschaftsminister Sven Schulze befindet sich das Land auf der Überholspur, wie er es im Interview mit Wirtschaft + Markt formulierte.
Im Sommer machte sich Wirtschaftsminister Sven Schulze von Sachsens-Anhalts Tempo auf der Überholspur auf seiner Radtour durchs Land vielerorts ein eigenes Bild. Beispielsweise im Wissenschaftshafen Magdeburg: Der Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Handelshafen war in seiner Blütezeit einer der modernsten Binnenhäfen Deutschlands, verlor nach dem Krieg aber nach und nach komplett seine Bedeutung. Heute firmiert das wiederbelebte Areal unter der Bezeichnung Wissenschaftshafen und zählt zu den mittlerweile 13 ausgezeichneten Zukunftsorten in Sachsen-Anhalt.
Forschung und Innovation sollen das historische Gelände bald prägen. Hier baut das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) die „Elbfabrik“, eine Forschungs- und Demonstrationsfabrik, in der Technologien und digitale Arbeitswelten erforscht und für kleine und mittlere Unternehmen erlebbar gemacht werden sollen. Wenige Meter davon entfernt will der Forschungscampus STIMULATE der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ein medizintechnisches Hightech-Zentrum entwickeln. Der Fokus von STIMULATE liegt auf Technologien für bildgeführte minimal-invasive Methoden in der Medizin. Auch Start-ups wie die RAYDIAX GmbH oder die Neoscan Solutions GmbH sind im diesem Umfeld der Medizintechnik im Wissenschaftshafen ansässig.
Noch kein offizieller Zukunftsort, aber der Ort der Zukunft im Land wird derweil im Gewerbegebiet Eulenberg an der A 14 geplant. Kaum ein Tag, an dem die Gigafabrik des Chipkonzerns Intel nicht die wirtschaftlichen Schlagzeilen im Land beherrscht. Die Investition gibt das Tempo für den Überholvorgang des Landes vor. Ab 2027 wollen die US-Amerikaner in der Elbestadt Chips der neuesten Generation produzieren und 10.000 Arbeitsplätze bei sich und Zulieferern schaffen. Einschließlich der staatlichen Hilfen von knapp zehn Milliarden Euro hat Intel dafür 30 Milliarden Euro im Köcher. Für jeden Job, den Intel nach Magdeburg bringt, entstehen weitere zehn in der Region, versprach Intel-Chef Pat Gelsinger bei der Vertragsunterzeichnung.
Und Intel soll zum Magneten für weitere IT-Investoren avancieren. Das internationale Forschungsunternehmen Sioux Technologies macht diesbezüglich den Anfang. Die Niederländer entwickeln High-Tech-Lösungen für die Halbleiterindustrie, für Labor- und Medizintechnik, Mechatronik, Mobilität und Clean Energy. Im Technologiepark Ostfalen in Barleben pumpt das Unternehmen zirka 20 Millionen Euro in ein Forschungs- und Entwicklungszentrum mit rund dreihundert Arbeitsplätzen. Leon Giesen, Geschäftsführer von Sioux Technologies, nennt explizit den Standortvorteil Intel: „Wir sind stolz darauf, zu den Ersten zu gehören, die sich im Intel-Technologieumfeld Sachsen-Anhalts etablieren.“