Das sind die Macher der ostdeutschen Wirtschaft //Teil 4
Das sind die „Macher der ostdeutschen Wirtschaft“. Recherchiert durch WIRTSCHAFT+MARKT, veröffentlicht in der Printausgabe vom 31.10.2019, stellen wir Ihnen die einzelnen Persönlichkeit sukzessive vor. Im Teil 4 sind es die Macher 31 – 40 von 50. (Alphabetische Reihenfolge)
Teil 1: 11 von 50 Persönlichkeiten
Macher 1/50 Klaus Zschiedrich – Oberster Bergbausanierer
Macher 2/50 Dr. Ulrich Müller – Der Energie-Manager
Macher 3/50 Dr. Eric Schweitzer – Der Recycling-Unternehmer
Macher 4/50 Friedemann Kunz -Der Fertighaus-Unternehmer
Macher 5/50 Dr. Christof Günther – Der Chemiepark-Manager
Macher 6/50 Katja Hillenbrand – Die Familienfreundliche
Macher 7/50 Ilona Glawion – Die Metallbau-Unternehmerin
Macher 8/50 Prof. Hans B. Bauerfeind- Der Weltmarktführer
Macher 9/50 Martin Bergner – Der Konsum-Chef
Macher 10/50 Uwe Blaumann – Der Büromöbel-Produzent
Macher 11/50 Judith Borowski – Die Uhren-Designerin
Macher 12/50 Sebastian F. Braun – Der Pharma-Produzent
Macher 13/50 Martin Buhl-Wagner – Der Messechef
Macher 14/50 Robert Dahl – Der Obstbauer
Macher 15/50 Dr. Thomas Diestel – Der Lüftungstechnik-UnternehmerMacher
Macher 16/50 Prof. Dr. med. Axel Ekkernkamp – Der Klinikchef
Macher 17/50 Prof. Dr. Dietmar Enderlein – Der Klinik-Unternehmer
Macher 18/50 Dr. Holger Födisch – Der Messtechniker
Macher 19/50 Rainer Gläß – Bill Gates des Vogtlands
Macher 20/50 Margret Gleiniger- Botschafterin des Erzgebirges
Macher 21/50 Daniel Gollmann – Der Automatenhersteller
Macher 22/50 Kay Gundlack – Der Schuhkünstler
Macher 23/50 Bernhard Helbing – Der Fensterbauer
Macher 24/50 Herrmann – Der Bus-Unternehmer
Macher 25/50 Sybille Kaiser – Die Keramik-Fachfrau
Macher 26/50 Katrin Katzung – Die Ehrenamtlerin
Macher 27/50 Thomas Koch – Der Autohändler
Macher 28/50 Michael Kotzbauer – Der Bankenverbandschef
Macher 29/50 Michael Krüger – Der IT-Triathlet
Macher 30/50 Peter Ledermann – Der Internet-Händler
Teil 4: Macher 31 -40/50
Macher 31/50 Leonhard Lischka – Der Medizintechnik-Unternehmer
Macher 32/50 Dr. Holger Loclair – Der Verfahrenschemiker
Macher 33/50 Prof. Dr. Christoph Meinel – Der Informatiker
Macher 34/50 Dr. Alexander Montebaur – Der Energienetz-Manager
Macher 35/50 Christian Müller – Spezialist für Rasurkultur
Macher 36/50 Frank Orschler – Der Medizintechniker
Macher 37/50 Günter Oßwald – Der sportliche Händler
Macher 38/50 Christof Queisser – Der Sekt-König Holger Raithel – Der Porzellanmacher
Macher 39/50 Holger Raithel – Der Porzellanmacher
Macher 40/50 Dr. Helmar Rendez – Der Kohle-Manager
Macher 31/50
Leonhard Lischka – Der Medizintechnik-Unternehmer
Die Karriere von Leonhard Lischka entwickelte sich geradlinig und ungewöhnlich zugleich – vom Elektroinstallateur über den Elektromeister bis hin zum Inhaber und Geschäftsführer eines Industriebetriebes, das heute auf allen Kontinenten und in mehr als 25 Ländern zu Hause ist.
1993 gründete er mit einem Mitstreiter den Vorläufer der heutigen Lischka GmbH, deren Hauptsitz sich inzwischen in Berlin-Marzahn befindet. „Ich wollte es einfach selbst probieren, ein Unternehmen aufzubauen“, erläutert der heute 58-Jährige die Beweggründe, ins Unternehmerfach zu wechseln. Bereut hat Leonhard Lischka diese Entscheidung nie, seine Firma hat sich im Verlauf der vergangenen Jahre kontinuierlich entwickelt. „Heute gehören wir international zu den stärksten Herstellern auf unserem Gebiet“, sagt Lischka selbstbewusst. Die Firma ist spezialisiert auf Komplettausstattungen von Krankenhauseinrichtungen im Bereich Edelstahl und Stahlblech. Oder anders gesagt: Lischka produziert und vertreibt mit seinen 75 Mitarbeitern maßgeschneiderte Funktionsmöbel aus Metall für Kliniken. Der Jahresumsatz liegt aktuell bei 6,5 Millionen Euro. Forschung und Entwicklung wird im Hause Lischka großgeschrieben. Mit seinem neuesten Produkt, einem innovativen Endoskopie-Lagerschrank, liegt er im internationalen Wettbewerb wieder „ganz weit vorn“.
Lischka ist ein Mann, dem neue Ziele nie ausgehen – langfristig plant er die Übergabe des Unternehmens an seine Kinder, die bereits in der Firma mittun. Der Exportanteil soll weiter wachsen. Und die Produktion soll ausgebaut werden – mit einer Investition in Höhe von rund drei Millionen Euro.
Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Unternehmertum interessieren ihn. Daher ist er Mitglied der Vollversammlung der Berliner IHK und aktiver Teilnehmer diverser Expertenkreise in der deutschen Hauptstadt.
Macher 32/50
Dr. Holger Loclair – Der Verfahrenschemiker
Trifft man Dr. Holger Loclair zum ersten Mal, ahnt man nicht, dass er „Vater“ eines Oranienburger Unternehmens ist, das weltweit 1.700 Beschäftigte hat und einen Jahresumsatz von mehr als 650 Millionen Euro erwirtschaftet. Loclair ist ein ausgesprochen zurückhaltender Mann, beileibe kein Dampfplauderer. Die große Bühne ist nicht der Lieblingsort des promovierten Verfahrenschemikers. Sachlich und bescheiden berichtet der 1951 im mecklenburgischen Penzin geborene Vorstandsvorsitzende der ORAFOL Europe GmbH über die Entwicklung seiner Firma, die von ihrer Entstehung her fast ein ostdeutsches Mittelstands-Unikat ist.
Denn ORAFOL gilt als eine der wenigen gelungenen Privatisierungen der Treuhandanstalt unter Mitwirkung eines ostdeutschen Unternehmers und Geschäftsführers. Im Jahr 1991 übernahm Loclair das betriebliche Erbe der früheren DDR-Firma „VEB Spezialfarben Oranienburg“, in der er zuvor selbst viele Jahre gearbeitet hatte. Mit ihm starteten 66 Mitarbeiter ins unternehmerische Abenteuer. Heute ist ORAFOL ein international führendes Unternehmen für selbstklebende Spezialprodukte. Es verfügt über ein weltumspannendes Netzwerk von Händlern in mehr als 100 Ländern und eigenen Töchtern auf fünf Kontinenten, darunter in den USA, Australien und der Türkei. Zu den besonders gefragten Produkten zählen Digitaldruckmaterialien, Plottermaterialien, Fahrzeugvollverklebungen und Laminier- und Kaschierfolien.
Von der aufstrebenden und erfolgreichen Entwicklung profitieren seit vielen Jahren kleine und mittlere Unternehmen aus der Region, die Aufträge von ORAFOL erhalten. Zu den größten Nutznießern zählt zweifellos die Stadt Oranienburg – sie erhielt insgesamt mehr als 100 Millionen an Gewerbesteuerzahlungen von ORAFOL.
Macher 33/50
Prof. Dr. Christoph Meinel – Der Informatiker
Es ist praktisch unmöglich, alle Jobs und Funktionen aufzuführen, die Christoph Meinel innehat. Daher seien hier nur die wichtigsten Ämter aufgeführt: Der 65 Jahre alte
Wissenschaftler ist Direktor und Geschäftsführer des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering gGmbH (HPI) und Dekan der Digital Engineering Fakultät der Universität Potsdam. Er ist C4-Professor für Informatik und leitet das Fachgebiet für Internet-Technologie und Systeme. Meinel ist unter anderem Mitglied der acatech, der Nationalen Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, und Gastprofessor an Universitäten im In- und Ausland. Er hat die erste europäische MOOC-Plattform openHPI entwickelt, leitet das vom Bundesforschungsministerium beauftragte Schul-Cloud-Projekt und ist Programm-Direktor des HPI-Stanford Design Thinking Research Program.
Wissenschaft ist für ihn kein Selbstzweck. Es geht Christoph Meinel vielmehr darum, Wissenschaft und Wirtschaft zu koppeln und zu vernetzen. Dafür veranstaltet er seit Jahren diverse internationale Konferenzen – etwa zu den Themen „Industrie 4.0“, Cybersicherheit oder Big Data in der Medizin. Unternehmer, Manager und Politiker hören genau zu, wenn Christoph Meinel analytisch präzise aufzeigt, wie die Entwicklungen der Digitalisierung für technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt sinnvoll genutzt werden können.
Die Basis für seine heutige Arbeit legte der in Meißen geborene Wissenschaftler übrigens an der Humboldt Universität, wo er einst Mathematik und Informatik studierte.
Macher 34/50
Dr. Alexander Montebaur – Der Energienetz-Manager
Seit ihrer Gründung im Jahr 1999 betreibt die E.DIS AG mit ihren mehr als 1.400 Mitarbeitern in weiten Teilen der Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern das Stromnetz. Derzeit durchlebt das mit dem Hauptsitz in Fürstenwalde/Spree beheimatete Unternehmen einen groß angelegten Transformationsprozess. Der einst fast ausschließlich auf den Netzbetrieb fokussierte Konzern wird fit für die Zukunft gemacht. Auf dem Weg hat sich die E.DIS-Gruppe neue Geschäftsfelder eröffnet – von der Telekommunikation bis zur Wärmeversorgung.
Geleitet wird dieser Prozess maßgeblich von Dr. Alexander Montebaur, der seit Januar 2017 Vorstandschef bei E.DIS ist. Der 49-Jährige hat seine Profession von der Pike auf gelernt. Nach dem Studium der Elektrotechnik und Promotion an der RWTH Aachen begann Montebaur im Jahr 2000 seine berufliche Laufbahn als Abteilungsleiter Zentrale Technik beim Elektrizitätswerk Wesertal GmbH in Hameln und trat 2003 in die Avacon AG ein. Dort war er zunächst als Bereichsleiter Technische Planung und Steuerung tätig bevor er 2006 die Geschäftsführung der LandE in Wolfsburg übernahm. Seit 2012 leitet er den Bereich Netzsteuerung bei der E.ON Deutschland.
Der Energie-Manager Montebaur ist in vielfältigen Gremien aktiv, die sich mit dem großen Thema Energiewende befassen – etwa im Plenum der Plattform Energienetze im Bundeswirtschaftsministerium, im Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft und der Energietechnischen Gesellschaft im Technologieverband VDE.
Macher 35/50
Christian Müller – Spezialist für Rasurkultur
Dem älteren der beiden Müller-Brüder, Christian, 1973 in Schlema geboren, sei hier kurz der Vortritt gewährt. Aber eigentlich sind Christian und Andreas Müller, Geschäftsführer der Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG, nur gemeinsam denkbar. Das Unternehmen, gegründet 1945, ist Inhaber und Produzent der berühmten Rasierpinsel-Marke MÜHLE. Die Produkte der Rasurkultur aus dem sächsischen Stützengrün nahe der tschechischen Grenze sind weltweit gefragt. Die mehrfach mit Design-Preisen gewürdigte Kollektion der Sachsen umfasst Pinsel, Halter, Rasierer, Hobel und Rasiersets, dazu gibt es formschöne Accessoires.
Für die beiden Unternehmer führten zwei unterschiedliche Wege zum Ziel. Mit 18 Jahren begann Christian Müller eine Ausbildung zum Pinsel- und Bürstenmacher im Unternehmen des Vaters in Stützengrün. Andreas Müller, 1976 in Schlema zur Welt gekommen, studierte hingegen in Leipzig und Heidelberg evangelische Theologie und fand 2006 den Weg in den väterlichen Betrieb. Gemeinsam führen die beiden Brüder das Unternehmen in dritter Generation und haben es 2008 in einen vollstufigen Manufakturbetrieb umgewandelt. Sie setzen damit das Werk ihres Vaters Hans-Jürgen Müller fort, der das Familienunternehmen nach der Wende erfolgreich reprivatisiert hatte.
Als Botschafter des Erzgebirges werben Christian und Andreas Müller aber nicht nur mit ihren Produkten für ihre Heimatregion, sondern setzen sich auch darüber hinaus für den Wirtschaftsstandort Erzgebirge ein. Die Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG ist Gründungsmitglied im Verband Deutscher Manufakturen und hat sich als Mitglied der Umweltallianz Sachsen einem nachhaltigen und ressourcenschonenden Wirtschaften verschrieben.
Macher 36/50
Frank Orschler – Der Medizintechniker
Ein „Macher des Ostens“ – diesen Titel bekam Frank Orschler 2015 verliehen. Einer der zahlreichen Preise für den umtriebigen Vorzeigeunternehmer Thüringens, den auch der Ministerpräsident des Landes, Bodo Ramelow, gern exemplarisch hervorhebt, wenn es darum geht, dass auch abseits der städtischen Zentren in Thüringen erfolgreich gearbeitet wird. Kein Wunder, die Königsee Implantate GmbH ist eines der führenden deutschen Medizintechnikunternehmen auf dem Gebiet der Osteosynthese. Sie entwickelt, produziert und vertreibt Stahl- und Titanimplantate und Instrumente für die Traumatologie, Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie. Die Königsee-Implantate kommen weltweit zum Einsatz.
Frank Orschler wurde 1961 in Aschaffenburg geboren. Seine berufliche Karriere startete er als Diplom-Betriebswirt in der Leasingbranche. Doch im Unternehmen des Vaters zeigte Orschler sein gesamtes unternehmerisches Können. Die Wurzeln des Unternehmen reichen übrigens zurück bis zum Jahr 1919, als der Orthopädiemechaniker Otto Bock in Berlin eine Firma für Prothesen gründete, welche kurz darauf nach Königsee in Thüringen umzog. Das Nachfolgeunternehmen „Orthopädie Königsee“, von der Treuhand an einen französischen Investor verkauft, meldete 1993 Insolvenz an. Die Chance nutzte Erich Orschler und gründete mit dem vorhandenen Fachpersonal zunächst in Königsee das heutige Unternehmen, dessen Firmensitz später nach Allendorf-Aschau im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt verlegt wurde
Die Königsee Implantate GmbH ist ein wichtiger Arbeitgeber und Ausbilder in der Region. 2009 fiel die Entscheidung zum Bau eines Ausbildungszentrums, in dem auch innovativen Ausbildungskonzepte zur Anwendung kommen. Dies geschah auch mit dem Ziel, der demografischen Entwicklung und der Landflucht entgegenzuwirken. Auch hierfür gab es 2018 wieder einen Preis – den Deutschen Exzellenzpreis vom Deutschen Institut für Service-Qualität und dem DUB-Unternehmermagazin.
Macher 37/50
Günter Oßwald – Der sportliche Händler
Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) zeichnete Günter Oßwald (68), Seniorchef der Oßwald Fahrzeugteile & Technischer Handel im thüringischen Mühlhausen, 2016 für sein Lebenswerk aus. Eine wohlverdiente Ehrung für ein bewegtes Unternehmerleben. 1979 hatte Oßwalt eine selbständige Werkstatt für die Herstellung von Plattfedern für verschiedene Fahrzeuge übernommen. Später entwickelte sich das Unternehmen zu einem Handelsunternehmen für Fahrzeugteile und technischen Komponenten aller Art, etwa Nutzfahrzeugteile, PKW-Teile, Agrartechnik oder Ersatzteile für Oldtimer.
Oßwalt war stets politisch und gesellschaftlich aktiv, als Mitglied des Runden Tisches in Treffurt in der Wendezeit, später als Mitglied des Treffurter Stadtrates. Dazu kommt eine leidenschaftliche Unterstützung des Sports, sei es der regionale Breitensport, der Skilanglauf oder die nordischen Kombinierer. Erfolgreiche Wintersportler wie Axel Teichmann und Jens Filbrich genossen seine Unterstützung. Besonders der Nachwuchssport ist ihm ein Anliegen. Auch der Handball- und Radsport werden von dem Mühlhausener Unternehmen gefördert.
Macher 38/50
Christof Queisser – Der Sekt-König
Den größten Umsatz der Unternehmensgeschichte präsentierte Anfang des Jahres Christof Queisser (50) als Vorsitzender der Geschäftsführung der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH, der Nummer eins im deutschen Sektmarkt. Damit darf Queisser sich mit Fug und Recht als Deutschlands Sekt-König bezeichnen lassen.
Dabei stammt der Rotkäppchen-Chef, der sich selbst gern als Genussmensch bezeichnet und die Geschicke des wohl bekanntesten ostdeutschen Markenprodukts seit 2013 in der Nachfolge von Gunter Heise leitet, nicht etwa aus einer alten Winzerdynastie. Im Gegenteil, bevor der Diplom-Betriebswirt das Ruder des Traditionsunternehmen an der Unstrut übernahm, durchlief er seit Beginn der 1990er Jahre mehrere Stationen der nationalen und internationalen Markenindustrie, so beispielsweise bei Unilever und Tengelmann.
Bei der Tengelmanngruppe sammelte er als Category Manager auch bereits umfassende Erfahrungen mit den Produkten Sekt, Spirituosen und Wein. Zuletzt zeichnete er für den Wursthersteller Zimbo verantwortlich. Beim Angebot, Sachsen-Anhalts führende Marke zu managen, zögerte Queisser allerdings nicht. Dem Vater zweier Töchter gefällt die immer noch familiäre Atmosphäre der Sektkellerei, auch wenn diese zuletzt durch Akquisitionen weiter wuchs und sich zunehmend internationaler aufstellt.
Macher 39/50
Holger Raithel – Der Porzellanmacher
Holger Raithel führt eines der modernsten Porzellanunternehmen Europas, die KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH. 2019 feierte das Unternehmen 25 Jahre Neugründung unter der Führung der Familie Raithel und 175 Jahre Porzellanproduktion im thüringischen Kahla. Der Ex-Rosenthal-Manager Günther Raithel rettete im Jahr 1994 die Tradition mit der Gründung der KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH. Er investierte in wegweisende Fertigungstechnologie und erneuerte das Sortiment. 2005 trat Holger Raithel als geschäftsführender Gesellschafter die Unternehmensnachfolge an. KAHLA produziert klassisches Haushaltsporzellan ebenso wie Produkte für Hotellerie und Gastronomie – eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte. Ein Grund dafür, so resümiert Geschäftsführer Raithel: „ Wir sind unserem Innovationsanspruch stets treu geblieben.“ Das wird in aller Welt anerkannt. KAHLA exportiert in über 60 Länder.
Vor seinem Einstieg in das thüringische Traditionsunternehmen absolvierte Raithel ein Physikstudium an der Universität Bayreuth, arbeitete später im Automotive- und Logistikbereich. Erst 2004 führte ihn der Weg in die Porzellanbranche und nach Thüringen. Dort leitet er einen Betrieb, der für seine hohen Frauenanteil unter der Belegschaft und familienfreundliche Konzepte bekannt ist.
Macher 40/50
Dr. Helmar Rendez – Der Kohle-Manager
Trifft man Helmar Rendez vor den offiziellen Bürozeiten an, dann nicht selten in Trainingskleidung. Der 57-jährige Rendez powert sich als Triathlet gern aus und will vorn dabei sein. Nicht nur im Sport, vor allem auch im Job. Seit Herbst 2016 ist er Vorstandsvorsitzender der Lausitz Energie Bergbau AG und der Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG). In dieser Funktion muss er das Unternehmen auf den nahenden Kohleausstieg Deutschlands vorbereiten. In der Cottbuser Konzernzentrale sucht Rendez mit seinem Team nach Wegen, eine zukunftsfähige Aufstellung des Noch-Kohle-Unternehmens zu finden.
Dabei dürfte ihm sein bisheriger beruflicher Werdegang durchaus helfen. Rendez studierte an der Technischen Universität Berlin Wirtschaftsingenieurwesen. In den neunziger Jahren leitete er die Berliner Niederlassung der Unternehmensberatung Kienbaum. 1998 wechselte er als Leiter zur VEAG-Unternehmensentwicklung. Von 2004 bis 2007 lenkte er als Vorstand die Geschicke der WEMAG in Schwerin. Anschließend war er drei Jahre als Vorstandsmitglied der Vattenfall AB in Stockholm für den Bereich Strategieentwicklung und weitere fünf Jahre für die Stromnetze des Staatskonzerns verantwortlich.
Rendez, der zugleich auch Vorsitzender des Bundesverbandes Braunkohle ist, zeigt sich zuversichtlich, dass er für die LEAG jenseits der Kohle neue Geschäftsfelder findet. „Wir haben Potenzial, das sind unter anderem unsere Infrastruktur, das Know-how unserer Mitarbeiter und unsere Flächen“, sagte er der Lausitzer Rundschau. Allerdings dürfe es, warnt Rendez, keine „verheerenden Strukturbrüche“ geben. Vielmehr sei das Kohleausstiegsdatum 2038 zwingend einzuhalten, um Planungssicherheit beim Aufbau alternativer Geschäftsfelder zu haben.