Wirtschaft und Markt

Kann und will Berlin Olympia?

Marathon kann Berlin. Auch Olympia? Copyright Matthias Salm

Der Volleyball-Manager und ehemalige Vizepräsident des Deutschen Olympischen Sportbundes Kaweh Niroomand soll der Berliner Olympia-Bewerbung neuen Schwung verleihen. Er wirbt vor allem um die Zustimmung der Bevölkerung. 

Von Matthias Salm

Für Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner ist die Sache klar: „Eine Bewerbung Deutschlands ohne Berlin wird es schwer haben.“ Die Entscheidung, ob Deutschland mit Berlin, Hamburg, München oder Rhein/Ruhr ins Rennen um die Olympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044 geht, fällt zwar erst im September 2026, doch schon jetzt baut Wegner auf den Hauptstadt-Nimbus. Die Konkurrenz sieht Wegner vornehmlich in München, nicht nur, weil ihn offensichtlich das Duell mit Deutschlands Polit-Lautsprecher Nummer Eins, Markus Söder, reizt, sondern weil München mit einer ähnlich guten internationalen Reputation bei der Ausrichtung von sportlichen Großereignissen wie Berlin aufwarten kann. Mit Spannung schauen die Berliner deshalb auf den 26. Oktober. Dann stimmen die Münchener Wähler nämlich über eine mögliche Olympia-Bewerbung Münchens ab. Gut möglich, dass sich die bayerische Landeshauptstadt da schon selbst aus dem Rennen nimmt. 

In Berlin läuft die Bewerbung bisher eher hinter den Kulissen, soll jetzt aber Fahrt aufnehmen. „Die Sichtbarkeit wird aber erst im nächsten Jahr zunehmen“, räumt Kaweh Niroomand ein. Dann soll eine emotionale Kampagne die Berliner und Berlinerinnen hinter der Olympia-Idee vereinen, gleichzeitig soll das Olympia-Konzept „Berlin+“ im Dialog mit der Berliner Stadtgesellschaft seinen Feinschliff erhalten. 

Eins ist für den Manager der BR Volleys aber jetzt schon klar. „Die Investitionen für Olympia müssen auch in die allgemeine Infrastruktur fließen.“ Ein moderne Sportstätte für den Profisport, während in der Turnhalle nebenan die Duschen für den Schulsport nicht funktionieren, ist für Niroomand undenkbar. Die Aussicht auf einen Investitionsschub auch mit Bundesmitteln, von dem alle Berliner und Berlinerinnen profitieren, soll die Kritiker der Bewerbung zum Umdenken bewegen.

Iris Spranger, als Innensenatorin auch für den Sport zuständig, wird deshalb nicht müde, an die Olympia-Bewerbung 2000 zu erinnern. Die wurde zwar gründlich verpatzt, aber in deren Rahmen entstanden die Max-Schmeling-Halle, die Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark und das Velodrom. Sportstätten, die aus dem Berliner Vereinsleben heute kaum wegzudenken sind.

„Olympia ist eine Riesenchance für den nordostdeutschen Raum“, prophezeit Wegner mit Blick auf die Partner Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein, die sich dem Konzept „Berlin+“ angeschlossen haben. Wegner hofft auf eine ähnliche Entwicklung wie in Paris. „Dort gab es bis kurz vor dem Start Demonstrationen und Widersprüche.“ Mit Beginn der Spiele wich die Kritik aber der Begeisterung. Auch weil Paris in den Stadtumbau und in den Nahverkehr investiert habe. In Berlin stünde bereits 90 Prozent der Sportinfrastruktur, sie müsse nur saniert werden, so der Regierende Bürgermeister.

Doch überzeugt das die Berliner und Berlinerinnen von der Olympia-Bewerbung? Für ein Volksbegehren mit anschließendem Volksentscheid zur Bewerbung sind die Fristen zu kurz. Der Landessportbund Berlin hat deshalb zur Unterstützung einer Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele die Volksinitiative „Die Spiele für Berlin“ gestartet. Innerhalb von sechs Monaten müssen 20.000 in Berlin wahlberechtigte Personen den Aufruf unterzeichnen. Ziel ist es allerdings, weit mehr Unterschriften zu sammeln. 

Mit der Volksinitiative will der Sportbund das Abgeordnetenhaus zu einer positiven Beschlussfassung bewegen. Fünf Ziele verfolgt die Initiative: 

Berlin bewirbt sich mit Partnern als Kandidat des Deutschen Olympischen Sportbundes für Olympische und Paralympische Spiele.

Der Sport wird für alle gesellschaftlichen Gruppen gefördert und für Kinder wird in den Schulen ein tägliches Sportangebot stattfinden.

Im Zuge der Bewerbung erhält die Sanierung und der Neubau von Sportstätten und Schwimmbädern in Berlin hohe Priorität und finanzielle Absicherung.

Mit der Finanzierung der Spiele wird ein Fonds aufgelegt, der direkt in den Breitensport investiert, insbesondere in die personelle Sportförderung und die Sportinfrastruktur.

Das Verwaltungshandeln wird erleichtert und stärkt das ehrenamtliche Engagement im Sport und über den Sport hinaus.

Die Volksinitiative soll der Bewerbung zu mehr Rückendeckung in der Bevölkerung verhelfen. Eine Umfrage von Infratest Dimap mit einer knappen Mehrheit der Befürworter von 48 zu 43 Prozent ist bisher der einzige Stimmungstest in dieser Frage. Bob Hanning, als Geschäftsführer des deutschen Handballmeisters Füchse Berlin einer der wichtigsten Sportfunktionäre der Stadt, warnt jedenfalls die Parteien davor, die Bewerbung als politischen Spielball zu nutzen: „Wir müssen zusammenstehen. Alle müssen das unterstützen“, so Hanning. Berlins Olympia-Beauftragter Kaweh Niroomand ist so oder so nicht um seine Aufgabe zu beneiden, die Berliner Olympia-Bewerbung nun richtig ins Laufen zu bringen. 

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