Wirtschaft und Markt

OWF 2025 – Stefan Kapferer: Hohe Strompreise sind kein Naturgesetz

OWF 2025 Stefan Kapferer, Vorsitzender Geschäftsführung 50Hertz Copyright Christian Marquardt/Land der Ideen

Bad Saarow. Auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum 2025 erklärte Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung von 50Hertz, wie die Energiewende in Europa effizienter, billiger und besser gestaltet werden kann.

Grundvoraussetzung für billigeren Strom sei eine europäische Kooperation, so Kapferer. Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz und der dänische Übertragungsnetzbetreiber Energinet gehen dabei mit gutem Beispiel voran und wollen gemeinsam den Offshore-Hub „Bornholm Energy Island“ als Basis für ein Offshore-Stromnetz in der Ostsee realisieren.

Eine einfache Kopie der Strompolitik in der Nachbarländern sei hingegen nicht zielführend, betonte Kapferer und nannte drei Beispiele:

In Frankreich betrage aufgrund des hohen Anteils an Atomstrom der CO2-Gehalt im Strommix nur ein Achtel des deutschen Werts. Dafür sei der Preisanstieg beim Strom seit 2015 in Frankreich doppelt so hoch wie in Deutschland, weil Investitionen in die Kernenergie weitaus teurer seien als in Erneuerbare Energien.

In Polen sei der CO2-Gehalt im Stromix wegen der Kohleverstromung  doppelt so hoch wie in Deutschland. Aber Polen setze auch verstärkt auf den Ausbau von Wind- und Solarenergie. Dennoch sei der Strompreis für energieintensive Industrien auch in Polen sehr hoch.

Dänemark wiederum komme aufgrund der geringen Industriedichte und des viel geringeren Stromverbrauchs als Referenzbeispiel für Deutschland nicht in Frage. 

Dennoch könne sich Deutschland von seinen Nachbarn einige erfolgreiche Herangehensweisen abschauen. So sei es dort nicht üblich, jahresgenaue Zielzahlen etwa für den Zubau an Erneuerbaren Energieanlagen oder den Zuwachs an Elektroautos vorzugeben. „Je detaillierter die Vorgaben, desto ineffizienter wird das System“, so Kapferer.  Ein anderes Beispiel sei der Smartmeter-Rollout, der in Deutschland unter fünf Prozent liege, in Dänemark hingegen bei 100 Prozent. Hier habe man es durch schlechte Organisation versäumt, mehr Flexibilität im System zu schaffen. Außerdem fordert der Vorsitzende der Geschäftsführung von 50Hertz mehr Technologieoffenheit bei der Energiewende. „ Der Markt soll entscheiden. Keine Technologie sollte von vornherein ausgeschlossen werden.“ Auch die Medien könnten zur Energiewende beitragen, indem die Erfolge bei der Energiewende in Deutschland nicht konstant schlecht geredet werden. 

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