Wirtschaft und Markt

W+M-Buchtipp: Gegen Wahlen – Warum Abstimmen nicht demokratisch ist

David Van Reybrouck: Gegen Wahlen – Warum Abstimmen nicht demokratisch ist. Wallstein Verlag, 200 Seiten, 20 Euro, ISBN 978-3-8353-1871-7

In Vorbereitung der auf den 23.02.2025 vorgezogenen Bundestagwahlen ein solches Buch zu empfehlen, mag verwirrend anmuten. Und dennoch ist es eine Leseempfehlung: David Van Reybrouck ist Historiker, Ethnologe, Archäologe und erfolgreicher Buchautor.

Seine Analyse der gegenwärtigen demokratischen Herausforderungen ist sowohl provokant als auch aufschlussreich. In einer Zeit, in der das Vertrauen in Wahlen und politische Institutionen schwindet, stellt er die Frage, ob die traditionellen Mechanismen der Demokratie noch ausreichen, um den komplexen Anforderungen unserer Gesellschaft gerecht zu werden.

Die von ihm beschriebene „demokratische Ermüdung“ ist ein Phänomen, das viele Bürger empfinden. Die ständigen Wahlzyklen und die damit verbundenen Versprechen, die oft nicht eingehalten werden, führen zu einer Entfremdung von der Politik. Wenn Politiker sich primär darauf konzentrieren, wiedergewählt zu werden, kann dies zu kurzfristigem Denken und einer Vernachlässigung langfristiger, nachhaltiger Entscheidungen führen.

Van Reybrouck schlägt vor, das Los als ein Mittel zur politischen Teilhabe wiederzubeleben. Dieses Prinzip, das in der Antike und während der Renaissance erfolgreich angewendet wurde, könnte dazu beitragen, die Bürgerbeteiligung zu erhöhen und die Kluft zwischen Politik und Bevölkerung zu überbrücken. Durch das Losverfahren könnten zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger in Entscheidungsprozesse einbezogen werden, was eine breitere Perspektive und eine stärkere Repräsentation der Gesellschaft ermöglichen würde.

Insgesamt fordert Van Reybrouck uns auf, über die Grenzen der traditionellen Demokratie hinauszudenken und innovative Ansätze zu entwickeln, die den Bedürfnissen einer sich wandelnden Gesellschaft gerecht werden. Nur so können wir eine lebendige und funktionierende Demokratie schaffen, die nicht nur auf Wahlen basiert, sondern auch auf einer aktiven und engagierten Bürgerschaft.

 

 

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