Maritime Wirtschaft als Wachstumsmotor

Berlin. Die maritime Wirtschaft ist ein Wachstumsmotor für Mecklenburg-Vorpommern. Wird ihre Bedeutung für die gesamte deutsche Wirtschaft unterschätzt? Darüber diskutierten in Berlin Vertreter aus Politik und Wirtschaft in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommerns in Anwesenheit von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig.

Für Manuela Schwesig ist die maritime Industrie das industrielle Herz ihres Bundeslandes. „19050 Beschäftigte , 341 Betriebe und mehr als 5,1 Milliarden Euro Umsatz. Die maritime Industrie ist ein echter Wachstumsmotor – ob Schiffsschrauben aus Waren (Müritz) oder Yachten aus Greifswald. Die Häfen sind für ganz Deutschland ein wichtiges Tor zur Welt und der Hafen in Rostock das Tor zum Ostseeraum.“ Denn immerhin 60 Prozent des deutschen Außenhandels laufen über den Seeverkehr. „Deshalb wollen wir die Hafen stärker ausbauen für den Seeverkehr, aber auch als Industriestandorte“, erklärte Schwesig.

Jüngstes Beispiel ist die Vertiefung des Seekanals Rostock. Nach der seit Oktober 2022 durch Spezialbagger vorgenommenen Vertiefung kann der rund 16 Kilometer langen Seekanal jetzt von Schiffen mit einem Tiefgang von bis zu 15 Metern genutzt werden. Der Rostocker Seehafen hat 2023 einen neuen Umschlagsrekord von knapp 31 Millionen Tonnen erzielt. Das ist eine Verdopplung der Umschlagszahlen gegenüber den 1990er Jahren.

Vor einer Woche war in der Staatskanzlei in Schwerin das „Maritime Zukunftskonzept“ an Ministerpräsidentin Manuela Schwesig übergeben worden. Die etwa 80 Seiten umfassende Strategie, die vom maritimen Zukunftsbeirat des Landes mit 21 Expertinnen und Experten entwickelt wurde, formuliert zentrale Handlungsempfehlungen für die maritime Wirtschaft. Schlüsselthemen des Konzepts sind die Innovationskraft in der Offshore-Windindustrie und die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft, die für die Branche und die Energiewende entscheidend sind. Die Verkehrsministerkonferenz hatte zudem zuletzt beschlossen, den Bund aufzufordern, die Zuweisungen für den weiteren Ausbau der Hafeninfrastruktur in Deutschland zu verzehnfachen.

Manuela Schwesig betonte: „Der Schiffbau und die Werften sind keine regionale Angelegenheit, von der maritimen Wirtschaft profitieren Betriebe in ganz Deutschland.“ Das gilt auch für den Beitrag der maritimen Wirtschaft zur Energiewende und zur nationalen Sicherheit. Die Offshore-Energie aus MV liefert beispielsweise Strom für ganz Deutschland. „Wir habe in den vergangenen fünf Jahren die Stromleistung aus Offshore-Windkraft verdoppelt“, so Schwesig. Der Hafen Mukran wird zum Installations- und Servicehafen für Offshore-Windkraft ausgebaut. In Warnemünde werden Konverterplattformen gebaut und in Torgelow Rotornarben für Windkraftanlagen. Ein weiterer Hoffnungsträger ist grüner Wasserstoff. „Das Land investiert 168 Millionen Euro, es ist ein wichtiger Investitionsschwerpunkt“, erklärte Schwesig.

Die Ostsee ist zugleich das meist befahrene Meer der Welt und beherbergt wichtige kritische Infrastruktur wie Unterwasserkabel, Pipelines und Energieanlagen. „Deshalb bedeutet die Sicherheit in der Ostsee Sicherheit für das ganze Land“, mahnte Schwesig. Mecklenburg-Vorpommern leistet dazu seinen Beitrag: In Rostock ist das Marine-Arsenal der Deutschen Marine ansässig, in der Wolgaster Werft werden neue Korvetten für die Marine gebaut.

In einer Diskussionsrunde mit Vertretern der Wirtschaft rückten die Teilnehmer den Fakt in den Fokus, dass ein beträchtlicher Teil der Wertschöpfung der maritimen Wirtschaft gar nicht an der Küste stattfindet. Tim Wagner, CEO der Naval Vessels Lürssen Group, ein Unternehmen, das auf der Peene-Werft in Wolgast Schiffe wie etwa Flottendienstboote für die Deutsche Marine baut, erklärte dazu: „Von diesem Auftrag fließen nur rund 30 Prozent in den klassischen Schiffbau in Wolgast.“ Die übrigen Mittel kommen Zulieferern zugute, mehr als 50 Prozent davon gehen nach Süddeutschand. Dagmar Steinert, CFO der Rheinmetall AG, bestätigte diese Aussage „Wir arbeiten für die maritime Wirtschaft u.a. als Zulieferer von Waffensystemen. Diese stammen aus Oberndorf in Baden-Württemberg, Aschau in Bayern, Unterlüß in Niedersachsen und aus Bremen.