Wirtschaft und Markt

„Denke ich an Ostdeutschland …“ Fünf Fragen an Robert Nehring

Am 30.09.2024 ist der Sammelband „Denke ich an Ostdeutschland … Impulse für eine gemeinsame Zukunft“ erschienen. W+M sprach mit dem Herausgeber Dr. Robert Nehring darüber.

 

Dr. Robert Nehring, Verleger und Herausgeber

W+M: Warum dieses Buch?

Robert Nehring: Das Thema Ostdeutschland wird immer größer, nicht nur im Osten. 35 Jahre nach dem Mauerfall sollte man eigentlich einen Schlussstrich unter die Ost-West-Problematik ziehen können. Es ist viel Zeit vergangen und auch viel Positives erreicht worden. Den Ostdeutschen geht es heute besser als je zuvor. Doch leider hat sich das Thema alles andere als erledigt: eine tief sitzende Enttäuschung über den Prozess der „Wiedervereinigung“, eine verfestigte Unterrepräsentanz, höchst ungleiche Vermögensverhältnisse, westdeutsche Ignoranz, … – und zur realen Benachteiligung kommt noch die gefühlte hinzu. Das schlägt sich immer stärker in negativer Stimmung und entsprechenden Wahlergebnissen nieder. Bei den sogenannten Ostwahlen 2024 hat jeweils fast die Hälfte lupenreine Populisten gewählt, Parteien, die alles schlecht reden, die Menschen mit realitätsfernen, einfachen Antworten auf komplexe Themen einwickeln und sie gegeneinander aufhetzen. Dagegen wollten wir ein Buch mit positiven Impulsen für eine gemeinsame Zukunft von Ost- und Westdeutschland setzen. Die Autorinnen und Autoren unseres Sammelbandes blicken auf Erfolge, zeigen Chancen auf und skizzieren Perspektiven. Sie scheuen sich aber auch nicht, Herausforderungen zu benennen.

W+M: War es kompliziert, die Autoren zu gewinnen?

Robert Nehring: Nein. War erst einmal die richtige Adresse ermittelt, kamen relativ schnell auch die Zusagen. Viele antworteten, bei einem so wichtigen Thema nicht lange überlegen zu müssen. Mit 60 Impulsgebern und 224 Seiten wurden unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Im Nachhinein hätten wir uns auch noch über den einen oder anderen Politiker, Sportler oder Künstler aus dem Osten mehr gefreut. Viele werden jedoch gut von ihren Büros, Agenturen und Verlagen abgeschottet, wofür wir grundsätzlich Verständnis haben. Aber nun bietet sich für sie eine zweite Chance: Die Vorbereitungen auf Band 2, der Ende September 2025 erscheinen wird, haben begonnen. Und vor Kurzem ist die von mir initiierte Website ostdeutschland.info online gegangen, die umfassend und dauerhaft über den Osten informiert. Wer also etwas über Ostdeutschland zu erzählen hat, kommt gern auf uns zu.

W+M: Was hat dich überrascht?

Robert Nehring: Neben den relativ schnellen Zusagen und dem großen Zuspruch der Autoren fand ich es sehr bemerkenswert, wie offen teilweise erzählt wird und mit welcher Dringlichkeit. Viele teilen sehr private Begebenheiten und sogar ihr persönliches Fotoalbum. Und bei den meisten merkt man deutlich, wie sehr ihnen das Schicksal Ostdeutschlands mit seiner besonderen Geschichte am Herzen liegt. Das hat mich sehr beeindruckt und in der Summe auch überrascht. Es ist eine schöne Bestätigung für unsere Überzeugung, dass ein solches Buch wichtig ist.

W+M: Was macht das Buch besonders?

Robert Nehring: Neben dem bereits Gesagten auch die vergleichsweise hohe Zahl an Beiträgen aus der Wirtschaft. Unser Sammelband ist weder der erste noch der einzige Sammelband zum Thema Ostdeutschland. Meist haben solche Publikationen aber einen rein wissenschaftlichen Hintergrund oder der Fokus liegt auf Einzelschicksalen. Auch bei uns kommen Wissenschaftler zu Wort und es werden viele persönliche Lebenswege geschildert. Es sind auch mehrere Politiker, Medienschaffende und Aktivisten unter den Autoren, sogar der 1. FC Union Berlin ist dabei. Aber eben auch zahlreiche Unternehmen – vom Start-up über den mittelständischen Hidden Champion bis hin zu Großunternehmen wie 50Hertz, Jenoptik, DKB, Sparda, enviaM und VNG. Die Wirtschaft ist ein Motor unserer Gesellschaft. Sie hat entscheidenden Einfluss auf unsere Lebensverhältnisse und das Miteinander. Deshalb sollte auch sie hier unbedingt zu Wort kommen.

W+M: Wo kann man es kaufen?

Robert Nehring: Der Sammelband „Denke ich an Ostdeutschland …“ ist als Hardcover und E-Book im PRIMA VIER Verlag erschienen und in dessen Onlineshop erhältlich. Die Erlöse fließen in den Betrieb der Plattform ostdeutschland.info. Es gibt ja nicht mehr viele genuin ostdeutsche Medien …

Dr. Robert Nehring (*1974 Ostberlin)
Nach dem Besuch einer Sportschule studierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Anschluss an die Promotion im Fach Philosophie wurde er Journalist. Heute ist er als Verleger, als Chefredakteur von Fachmedien, als Institutsleiter und als Herausgeber von Sammelbänden tätig.

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