Die Landesgartenschau in Bad Dürrenberg – Schau-Fenster in eine malerische Region
Frank Nehring
Unter dem Motto „Salzkristall & Blütenzauber“ öffnet die 5. Landesgartenschau Sachsen-Anhalts in Bad Dürrenberg am 19. April ihre Pforten. Im historischen Kurpark mit seinem imposanten, 636 Meter langen Gradierwerk vereinen sich Gartenkunst und Industriekultur. Das Gelände liegt direkt an der Saale inmitten einer kulturreichen Region, die in allen Himmelsrichtungen großartige Reiseerlebnisse bietet. Ein Besuch auf der Landesgartenschau eignet sich daher ideal, rundum auf Spurensuche zu gehen.
So liegt im Südwesten Bad Dürrenbergs nur 30 Autominuten entfernt das nördlichste Weinanbaugebiet Europas, die Saale-Unstrut-Region. Wenn die Tage wärmer werden, lohnen sich Aktivtouren zu Fuß oder mit dem Fahrrad durch das liebliche Gebiet. Auf drei Weinrouten und diversen Wanderwegen kann man die Winzerprodukte verkosten. Die Weine können auch beim Saale-Unstrut-Winzer erworben werden. Einen wunderbaren Auftakt bietet der Freyburger Weinfrühling am 1. Mai mit Weinberg- und Kellerführung. Wer das verpasst, der findet am Pfingstwochenende noch eine gute Gelegenheit für die Verkostung auf der berühmten Saale-Weinmeile bei Naumburg.
Nur einen Katzensprung entfernt befindet sich Schulpforta, das ein Internat beheimatet und mit seinen gotischen Gebäuden an die Schule „Hogwarts“ der Harry-Potter-Reihe erinnert. Kein Wunder, dass das Gelände als Kulisse für verschiedene Filme von „Die Päpstin“ über SOKO Leipzig bis zum „Fliegenden Klassenzimmer“ ausgewählt wurde. Einen Blick hinter die Kulissen gewähren bei der jüngsten Produktion „Bibi Blocksberg“ dabei Videos mit Originalfilmszenen und exklusiven Interviews, die mit der Mixed-Reality-App Set-Caching aufbereitet wurden.
Im Westen lockt der Geiseltalsee bei milden Frühjahrstemperaturen zu einem ersten Besuch. Der Rundweg um den See führt direkt am Weinberg Goldener Steiger vorbei, der einen fantastischen Ausblick bietet. Einst wurde hier Kohle gefördert. Eine Weinbergsbahn bringt Gäste, die nicht gut zu Fuß sind, auf den höchsten Punkt, aber auch bei einer Fahrradtour sollte man sich eine Rast an der Straußwirtschaft gönnen. Von den beiden Häfen Mücheln und Braunsbedra können vielfältige Aktivitäten zu Wasser gestartet werden, etwa Tauchen, Schwimmen und Stand-up-Paddling sowie eine Bootsfahrt mit einem Grill- oder Segelboot oder dem Ausflugschiff MS Geiseltalsee. Auf einem Hausboot kann dort auch übernachtet werden.
Schloss Merseburg. Foto: IMG
Im Norden Bad Dürrenbergs liegt Merseburg. Über der Saale thront das historische Dom-Schloss-Ensemble. Besonders der romanische Kaiserdom, wichtigster Aufenthaltsort von Kaiser Heinrich II, lohnt einen Besuch. Der Domschatz präsentiert Altarretabel, Skulpturen, Epitaphe, Gemälde und Handschriften, darunter die berühmten Merseburger Zaubersprüche. Ein Klangerlebnis der besonderen Art bietet die romantische Ladegastorgel, die auch zu den Merseburger Orgeltagen von 7.-15. September erklingt und sich in diesem Jahr österreichischen Komponisten widmen. Sommerliches Highlight sind die Schlossfestspiele vom 14. bis 16. Juni 2024: Der Schlossgarten verwandelt sich dabei in ein Mittelalter-Rock-Festivalgelände und einen Mittelaltermarkt mit Handelsvolk, Gauklern und Rittern.
Wer Zeit mitbringt, erlebt die Region nördlich von Bad Dürrenberg gemütlich in der Straßenbahn. Die Linie 5 verbindet die Kurstadt im Stadtverkehr der HAVAG direkt mit Halle (Saale). Entlang der ca. 1,5 Stunden dauernden Strecke liegen Schkopau, Merseburg und Leuna, sie überquert insgesamt fünfmal die Flüsse Weiße Elster und Saale und führt an Deutschlands größtem Chemiepark Leuna vorbei. Es ist keine Frage, dass sich der Abstecher nach Halle (Saale) auch mit dem Auto oder dem Fahrrad entlang des Saaleradwegs lohnt, denn dort lockt ein vielfältiges Kulturprogramm. Übrigens: Das Landesmuseum für Vorgeschichte, bekannt durch die Himmelsscheibe von Nebra, beherbergt auch das Grab der Schamanin, das auf dem Gelände der Landesgartenschau Bad Dürrenberg gefunden wurde. Es ist eine der ältesten Bestattungen Mitteldeutschlands und überrascht mit überreichen Grabbeigaben.
In Richtung Osten von Bad Dürrenberg geht es in die sächsische Metropole Leipzig, die rund 20 Bahn-Minuten entfernt liegt. Südlich davon und noch in Sachsen-Anhalt befindet sich der kleine Ort Lützen, der mit großer Geschichte aufwartet. Denn zur Zeit des 30-jährigen Krieges begegneten sich dort Schwedenkönig Gustav II Adolf und der kaiserlich-katholische Albrecht von Wallenstein mit ihren gewaltigen Heeren. Ein Gedenkstein und eine Gedächtniskapelle erinnern heute daran, dass der Schwedenkönig und mit ihm viele Soldaten an dieser Stelle fielen. Wer interaktiv den ehemaligen Kriegsschauplatz erkunden will, lauscht auf dem “Schlachtfeldpfad Lützen 1632” Erzählungen über die Schlacht und erweckt ihn mittels einer App zum Leben.
Im am südlichsten Zipfel Sachsen-Anhalts gelegenen Zeitz ließ sich der Herzog von Sachsen-Zeitz ein prachtvolles Residenzschloss errichten. Im Inneren ist heute das Deutsche Kinderwagen-Museum untergebracht, in dem man kuriosen und interessanten Geschichten rund um die Entwicklung der Kinderwagen auf den Grund gehen kann. Der weitläufige Schlossgarten hebt die Residenz hervor und schafft ein blühendes Ambiente für Spaziergänge, Konzerte und Hochzeiten. Auf halber Strecke und ebenfalls im Dreiländereck Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen liegt die an Kulturgeschichte reiche Stadt Weißenfels. Davon zeugen zahlreiche Bauten wie das Schloss Neu-Augustusburg mit beeindruckender Schlosskirche und die Fürstengruft. Besonders sehenswert sind das Heinrich-Schütz-Haus, die Novalis-Gedenkstätte, das Marktplatzensemble mit Marienkirche und barockem Rathaus sowie die Fürstenpalais.