W+M stellt in seiner Serie Netzwerke im Osten Initiativen vor, die sich mit dem Thema Ostdeutschland beschäftigen und dabei ganz unterschiedliche Motivationen und Perspektiven haben. Heute geht es um die Initiative „Wir sind der Osten“.
Die Initiative „Wir sind der Osten“ wurde 2019 von der Journalistin, Psychologin und
Moderatorin Melanie Stein gegründet und mit einem ehrenamtlichen Team, darunter
u.a. Christian Bollert von detektorfm, Lutz Mache von Google oder Tobias Kremkau von
Cowork Land aufgebaut. Ziel ist es, Menschen in und aus Ostdeutschland sichtbar zu
machen, die die Zukunft positiv gestalten sowie Brücken zwischen Ost und West zu
bauen.
Hintergrund war zum einen eine einseitig problemfokussierte Berichterstattung über
Ostdeutschland aber auch die Tatsache, dass viele Ostdeutsche ihre Herkunft oft nicht
sichtbar gemacht haben. Wir haben sie ermutigt, genau das zu tun und auf der Website
wirsindderosten.de ihre Geschichte zu erzählen. Unter den Kategorien „Geblieben“,
„Gegangen“, „Zurückgekehrt“ und „Rübergemacht“ berichten sie, wie die
Wiedervereinigung sie geprägt hat, was sie sich für Ostdeutschland wünschen und wie
sie die Zukunft positiv gestalten. Die Kategorien sind ein Hinweis auf die starke
Abwanderung und Ortswechsel, die viele Ostdeutsche prägt.
Die vielfältigen Geschichten von Menschen zwischen 18 und 81 Jahren sollen zeigen, dass es „Den Osten“ nicht gibt. Der Name „Wir sind der Osten“ nimmt dabei augenzwinkernd die oft wenig differenzierte Berichterstattung über die ostdeutschen Bundesländer aufs Korn.
Nach wie vor ist unser Ziel, mit Hilfe konstruktiver, lösungsorientierter Kommunikation
Fakten und Blickwinkel zu zeigen, die in der Berichterstattung oft zu kurz kommen und
so Engagierte und Macher*innen zu unterstützen. Zum Beispiel berichten wir über die
Ansiedlung großer Tech-Konzerne oder zeigen in unserer Rubrik „Schon gewusst?“,
dass in Jena der Anteil hochqualifizierter Menschen bundesweit am höchsten ist.
Neben lösungsorientierter Kommunikation auf Instagram, LinkedIn und X sowie der
Erweiterung der Community setzt die Initiative auf digitale Aktionen, Events sowie
Seminare und Schulungen.
Im Jahr 2023 haben wir under anderem eine Diskussionsrunde zum Thema Vermögensungleichheit auf der re:publica organisiert, in der ausschließlich Lösungen für das Problem präsentiert und diskutiert wurden. Für das Bürgerfest zu den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Hamburg haben wir eine Diskussionsrunde zur politischen Zukunft in Ostdeutschland organisiert. Auf der Jugendkonferenz in Cottbus haben wir mit Jugendlichen über die ostdeutsche Identität gesprochen und beim „Stronger Together Meet-Up in Berlin haben wir gemeinsam mit andere Organisationen Stiftungen, Vereine, gemeinnützige Organisationen und Wirtschaftsunternehmen eingeladen, um gemeinsam über demokratiefördernde Maßnahmen nachzudenken und einander zu stärken.
Wir glauben daran, dass man gemeinsam mehr erreichen kann, verfolgen einen
kooperativen Ansatz und freuen uns, andere Akteure zu stärken. Wer mitmachen will,
kann einfach eine E-Mail an hallo@wirsindderosten.de schreiben. Es gibt die Möglichkeit
für ein Profil auf unserer Website anzulegen oder sich ehrenamtlich zu beteiligen.
Neben unserem 15-köpfigen Team haben wir eine starke Community von rund 600
Mitgliedern aufgebaut. Auf unseren Social Media Kanälen folgen uns insgesamt rund
30.000 Menschen. Zentrale Themen, für die wir nach Lösungsansätzen schauen, sind
Vermögensungleichheit, Unterrepräsentanz Ostdeutscher in Führungspositionen,
Othering und Abwertung, die Zustimmung demokratiefeindlicher Parteien sowie
Braindrain und Abwandereng junger Talente. Unsere Arbeit wurde u.a. mit dem
Einheitspreis der Bundeszentrale für Politische Bildung und dem Smart Hero Award
ausgezeichnet. Unser größter Spendengeber ist die Sparda-Bank Berlin.
Die Autorin: Melanie Stein