Etwas abgelegen am Rande des Technologieparks Wuhlheide im Südosten Berlins residiert die micro resist technology GmbH. Ein Straßenschild auf dem Firmengelände weist hier sinnbildlich den Weg: Gabi-Grützner-Allee. Ehre, wem Ehre gebührt: Denn die Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der micro resist technology hat aus ihrem technologieorientiertem Start-up in über 30 Jahren ein heute international anerkanntes Unternehmen für Spezialchemikalien entwickelt, das mit 55 Beschäftigten Photoresiste, Polymere und Photopolymere sowie Prozesschemikalien für lithographische Fertigungsverfahren bei der Mikro- und Nanostrukturierung herstellt. Diese finden in der Mikrosystemtechnik, Mikroelektronik, Optoelektronik, in der Mikro- und Nanophotonik, der Mikro- und Nanotechnik sowie in den Life Sciences Anwendung. Ohne die Flüssigkeiten, wie sie in Köpenick produziert werden, gäbe es keine Mikrochips.
Foto: Firmenchefin Gabi Grützner und Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (Matthias Salm)
Bei einem Firmenbesuch informierte sich Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey über die aktuelle Marktsituation, die Standortbedingungen und die innovativen Entwicklungen der Köpenicker. Die Wahl fiel nicht von ungefähr auf den Hidden Champion in der Wuhlheide, schließlich lautet Giffeys wirtschaftspolitisches Credo für Berlin: „Wir wollen Europas Innovationsstandort Nummer Eins werden.“
Erfolgsfaktoren auf dem Weg dorthin kennt Gabi Grützner aus eigener Erfahrung zu Genüge: „Man muss reisen, reisen, reisen“, sagt die mittlerweile auch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Unternehmerin. Sie selbst hat so ihre Absatzmärkte und die dortige wirtschaftliche Entwicklung kennengelernt.“ Eine Geschäftsstrategie, die angesichts der geopolitischen Turbulenzen immer schwieriger umzusetzen ist. Die Exportkontrolle im Unternehmen werde zunehmend aufwändiger, klagt Grützner. Auch deshalb mahnt die Mittelständlerin bessere Qualifizierungsangebote für Exportmitarbeiter und die Integration des Themas in das Logistik-Studium an der Hochschule in Wildau an.
Ein zweiter Erfolgsfaktor: Die dichte Forschungslandschaft in Berlin. Diese müsse mit den Unternehmen und diese auch untereinander noch besser vernetzt werden. Ein weiterer Vorteil sei mittlerweile auch der europäische Standort der Berliner – nicht nur weil die EU die Ansiedlung der Chipindustrie in Europa massiv fördert, sondern auch weil infolge der gravierenden Störungen in den internationalen Lieferketten die Nachfrage nach heimischen Zulieferern spürbar gewachsen ist. Ein Grundstück für den Ausbau des Standorts steht deshalb schon bereit.
Gabi Grützner wird diesen Ausbau aber dann schon aus einer beratenden Rolle verfolgen. Im Sommer will sie den Staffelstab im Führungstrio des Unternehmens weiterreichen. „Ich liebe mein Unternehmen, aber man muss auch mal loslassen“, so das Fazit der erfolgreichen Unternehmerin nach über 30 Jahren an der Spitze der micro resist technology.