Wirtschaft und Markt

IWH-Insolvenztrend Juli 2023: Zahl der Insolvenzen bleibt hoch

Foto: AdobeStock

Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland lag laut IWH-Insolvenztrend im Juli bei 1 025. Das sind 2 Prozent weni­ger als im Juni, aber 44 Prozent mehr als im Juli des vorigen Jahres. Damit lag die Zahl der Insolvenzen im Juli 6 Prozent über dem Durchschnittswert für den Monat Juli in den Jah­ren 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie.

Schließungen großer Arbeitgeber führen zu hohen und dauerhaften Lohnverlusten bei den Beschäftigten. Die Analyse des IWH zeigt, dass in den größten 10 Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Juli gemeldet wurde, ca. 9 300 Arbeitsplätze betrof­fen waren. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten in den größten 10 Prozent der Unter­nehmen liegt damit im Juli in etwa auf dem Durchschnittswert für den Monat Juli in den Jahren 2016 bis 2019. Die meisten Arbeitsplätze ent­fallen auf Insolvenzen im Handel und in der Industrie. Die Zahl der betroffenen Industrie­arbeitsplätze liegt dennoch unter dem Mittel der vergangenen zwölf Monate.

„Die hohen Zahlen in den Monaten Juni und Juli markieren das vorläufige Ende des Anstiegs bei den Insolvenzen“, sagt Steffen Müller, Leiter der Abteilung Struktur­wandel und Produktivität des IWH sowie der dort angesie­delten Insolvenz­forschung. „Für die Monate August und September erwarten wir keinen wesent­lichen Anstieg der Insolvenzzahlen.“

Deutlich schneller als die amtliche Statistik liefert der IWH-Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) jeden Monat einen belastbaren Befund zum bundesweiten Insolvenzgeschehen für Personen- und Kapitalgesellschaften. Die Ergebnisse weisen nur geringfügige Abweichungen von den amtlichen Zahlen auf, die mit etwa zwei Monaten Zeitverzug eine umfassende Einschätzung der Lage erlauben. Der IWH-Insolvenztrend ist deshalb ein verlässlicher Frühindi­kator. Für seine Analysen wertet das IWH die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffe­ner Unternehmen. Dank seiner langjährigen Expertise, gebündelt in der IWH-Insolvenz­forschungsstelle, gehört das Institut bundesweit zu den führenden Einrichtungen auf diesem Themengebiet.

Die im IWH-Insolvenztrend gemeldeten Insolvenzen für Kapital- und Personengesell­schaften umfassen in der Regel mehr als 90 Prozent der von Unternehmensinsolvenz be­troffenen Arbeitsplätze und 95 Prozent der Forderungen. Damit bilden diese Zahlen verläss­lich die direkten volkswirtschaftlichen Konsequenzen des Insolvenzgeschehens ab. Auch die amtliche Statistik weist monatlich vorläufige Insolvenzzahlen aus. Diese beziehen sich jedoch auf alle Regelinsolvenzen. Regelinsolvenzen umfassen neben den im IWH-Insolvenztrend erfassten Personen- und Kapitalgesellschaften auch die gesamtwirtschaftlich wenig relevante Gruppe der Kleinstunternehmen. Zudem wer­den auch bestimmte natürliche Personen wie Selbstständige oder ehemals selbst­ständig Tätige mit unüberschaubaren Vermögensverhältnissen sowie privat haf­tende Gesellschafter und Einzelunternehmer gemeldet. Die Zahl der Personen- und Kapitalgesellschaften macht weniger als die Hälfte der Regelinsolvenzen aus. Die monatliche Zahl der Regelinsolvenzen schwankt sehr viel stärker als die Zahlen des IWH-Insolvenztrends.

 

 

Die mobile Version verlassen