Wirtschaft und Markt

IHK Potsdam: Vorsichtige Erholung der Wirtschaft in Westbrandenburg

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Potsdam. „Die Westbrandenburger Wirtschaft erholt sich schrittweise von den turbulenten letzten Jahren. Einem klassischen Aufschwung stehen jedoch Hürden im Weg, an erster Stelle der Fachkräftemangel. Dies zeigen die Rückmeldungen von hunderten Unternehmen im Kammerbezirk Potsdam.“ Das sagt Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Potsdam, zur Veröffentlichung der Ergebnisse aus der Frühjahrs-Konjunkturumfrage. Der IHK-Geschäftsklimaindex für die Region steigt auf 109,0 Punkte, nachdem er zu Jahresbeginn noch bei 97,4 Punkten lag.
Tobias erläutert: „In nahezu allen Branchen hat sich die aktuelle Geschäftslage verbessert, gesamtwirtschaftlich um 11,5 Punkte. Knapp die Hälfte der Unternehmen beurteilt die derzeitige Geschäftssituation als befriedigend, mehr als ein Drittel sogar als gut. Besonders positiv ist die Entwicklung in der Industrie mit einem Plus von circa 18 Punkten im Vergleich zum Jahresbeginn, wobei dort das Ausgangsniveau zuletzt sehr niedrig war.“
Der gesamtwirtschaftliche Aufschwung könne weitaus positiver ausfallen, so Tobias, doch leider werde die wirtschaftliche Entwicklung an vielen Stellen noch ausgebremst. Die Konsumnachfrage bzw. die Auftragslage stellten sich für viele Unternehmen in Folge der hohen Inflation weiterhin kompliziert dar. Dies mache sich insbesondere im Gastgewerbe sowie in der Bauwirtschaft bemerkbar, letztere ist durch das steigende Zinsniveau zusätzlich belastet.

Tobias: „Der Personalmangel, steigende Arbeitskosten sowie bürokratische Hürden bremsen das Wachstum stark.“

Geschäftsaussichten stabilisieren sich

Die Geschäftserwartungen haben sich erneut verbessert. Trotzdem rechnet weiterhin mehr als ein Viertel der Unternehmen mit einer Verschlechterung der eigenen Geschäftslage in den kommenden Monaten. Der überwiegende Anteil von mehr als 50 Prozent geht von einer gleichbleibenden Lage aus. Nur bei den Dienstleistern sowie den Gastgewerbetreibenden liegt der Saldo nun knapp im positiven Bereich, nachdem zu Jahresbeginn in allen Branchen der Pessimismus überwog. Im Handel sowie in der Industrie haben sich die Geschäftsaussichten zwar ebenfalls verbessert. Jedoch rechnen in beiden Branchen nur etwa 10 Prozent der Unternehmen mit einer Verbesserung der Geschäfte in den kommenden Monaten, während circa ein Drittel von einer Verschlechterung ausgeht. Besonders angespannt sind die Aussichten weiterhin im Baugewerbe: Angesichts ausbleibender Aufträge, Personalmangels, hoher Materialkosten sowie Zinsanstiegen besteht weiterhin eine große Unsicherheit beim Blick in die Zukunft. Dies wirkt sich auch auf die Geschäftserwartungen von Unternehmen aus anderen Branchen aus, die Teil der Wertschöpfungskette von Bauunternehmen sind.

Fachkräftemangel wieder größtes Geschäftsrisiko

Nachdem im vergangenen Jahr die Energie- und Rohstoffpreise das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung im Kammerbezirk darstellten, wird gesamtwirtschaftlich nun wieder der Fachkräftemangel von den Unternehmen am häufigsten benannt. Knapp 60 Prozent der Unternehmen mit bis zu 49 Beschäftigten sehen den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko, bei den Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten sind es sogar rund 90 Prozent. Das Risiko steigender Energie- und Rohstoffpreise verliert hingegen über alle Branchen hinweg an Bedeutung, wird aber immer noch von 60 Prozent der Unternehmen genannt, besonders häufig im Gastgewerbe. Als ähnlich bedeutendes Problem werden von den Unternehmen die Arbeitskosten gesehen: Im Handel sowie im Gastgewerbe geben dies etwa zwei Drittel der Unternehmen an. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sehen gesamtwirtschaftlich ebenfalls knapp mehr als die Hälfte der Unternehmen als Geschäftsrisiko, überdurchschnittlich viele Nennungen gibt es in der Industrie.

Personalplanungen bleiben zurückhaltend

Trotz der deutlichen Verbesserung bei der aktuellen Geschäftslage und den Geschäftsaussichten haben sich die gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungserwartungen der Unternehmen im Kammerbezirk seit der vergangenen Umfrage zu Jahresbeginn nicht verändert. Weiterhin geht die deutliche Mehrheit der Unternehmen von einer gleichbleibenden Zahl an Beschäftigten aus. Zu- und abnehmende Personalplanungen gleichen sich ungefähr aus, nur rund jedes sechste Unternehmen rechnet mit einer Zunahme der Belegschaft. Etwas optimistischer als in anderen Branchen sind die Dienstleistungsunternehmen, zumindest jedes fünfte Unternehmen rechnet mit einem Personalzuwachs. Besonders pessimistisch sind die Beschäftigungsaussichten im Baugewerbe: Rund ein Drittel der Unternehmen in dieser Branche geht von einer abnehmenden Zahl an Beschäftigten aus, mit einer Zunahme wird nur vereinzelt gerechnet. Neben den schlechten Geschäftsaussichten im Baugewerbe dürfte branchenübergreifend auch der Fachkräftemangel für die verhaltene Prognose verantwortlich sein.

Investitionsbereitschaft im Inland weiterhin durchwachsen

Rationalisierung, Produktinnovation, Kapazitätsausweitung und Umweltschutz – dafür investieren je ein Viertel bis ein Drittel der Unternehmen. Ähnlich wie die Personalplanungen zeigt sich jedoch im Kammerbezirk Potsdam auch die Investitionsbereitschaft im Inland im Vergleich zu Jahresbeginn nahezu unverändert. Weiterhin gibt über die Hälfte der Unternehmen an, Investitionen im Inland zu tätigen. Bei Unternehmen mit unter 50 Beschäftigten sind es etwas weniger als die Hälfte, bei Unternehmen ab 50 Beschäftigten rund 80 Prozent. Überdurchschnittlich viele Unternehmen investieren in der Industrie (über 70 Prozent), deutlich weniger sind es im Handel (40 Prozent). Gesamtwirtschaftlich rechnen von den investierenden Unternehmen die meisten mit steigenden oder gleichbleibenden Investitionen, nur etwa 10 Prozent gehen von fallenden Investitionsausgaben in der Zukunft aus. Das Hauptmotiv für Investitionen bleiben die Ersatzbedarfe, über 70 Prozent der investierenden Unternehmen nennen diesen Investitionsgrund.
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