Wirtschaft und Markt

W+M-Serie: Die Top-Unternehmen der ostdeutschen Chemieindustrie #2 Brandenburg

Foto: BASF Schwarzheide

Die chemisch-pharmazeutische Industrie gehört zu den Eckpfeilern der ostdeutschen Wirtschaft. Ihr steht in den nächsten Jahren ein grundlegender Transformationsprozess bevor, zugleich erschüttert die aktuelle Energiekrise die Branche mehr denn andere.

In einer neuen Serie stellt W+M 36 Top-Unternehmen, Chemieparks und Forschungseinrichtungen der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Ostdeutschland vor. Jenseits der Leuchttürme sollte aber nicht übersehen werden: Die Basis der Ostchemie wird zu 95 Prozent aus kleinen und mittleren Unternehmen gebildet. Rund 54.500 Beschäftigte haben ihren Arbeitsplatz in der Ostchemie.

Folge 2: Brandenburg

Biopolymere, innovative Verbundwerkstoffen für den Leichtbau, Spezialfolien, Kraftstoffe – Brandenburgs Chemie- und Pharmaindustrie beeindruckt durch die Vielfalt ihrer Produkte. Mit dem Chemiestandort Schwarzheide, dem Industriepark Schwedt und den Industriestandorten Schwarze Pumpe, Guben, Oranienburg und Premnitz ist die Chemiebranche auch regional in Brandenburg breit aufgestellt.

BASF Schwarzheide GmbH
Sitz: Schwarzheide
Beschäftigte: 2100
Produkte: Polyurethan-Grundprodukte, Pflanzenschutzmittel, Wasserbasislacke, Technische Kunststoffe, Schaumstoffe.

Foto: BASF Schwarzheide

Seit 1990 ist die Ludwigshafener BASF-Gruppe mit ihren und 111.000 Mitarbeitenden weltweit am Standort Schwarzheide im Süden Brandenburgs beheimatet. 2.100 Beschäftigte stellen hier in der Lausitz Chemieprodukte her, weitere 1.500 Personen arbeiten bei anderen BASF-Gruppengesellschaften, angesiedelten Unternehmen und Dienstleistern.

Die Produktpalette der BASF umfasst Polyurethan-Grundprodukte und -Systeme, Pflanzenschutzmittel, Wasserbasislacke, Technische Kunststoffe, Schaumstoffe, Dispersionen und vieles mehr. Außerdem hat sich BASF für Schwarzheide als Standort für die künftige Fabrik für Kathodenmaterialien entschieden und baut dort auch eine Prototypanlage für das Recycling von Batteriematerial. Schwarzheide ist für BASF ein Pilotstandort für die Energiewende. Dazu gehört auch, dass die BASF Schwarzheide GmbH und die envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM) in Schwarzheide jüngst einen Solarpark mit einer installierten Gesamtleistung von 24 Megawatt peak (MWp) und einer erwarteten Stromproduktion von 25 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr in Betrieb genommen haben.

In der Lausitz ist die BASF Schwarzheide GmbH ein strukturbestimmendes Unternehmen. Mehr als ein Dutzend angesiedelter Firmen profitieren von den Synergieeffekten in Schwarzheide. Am Beispiel eines geplanten Leistungszentrums Lausitz, einer Aus- und Fortbildungseinrichtung, an der rund 80 Unternehmen der Region beteiligt sind, zeigt sich, dass BASF in Schwarzheide auch eine treibende Kraft des Strukturwandels in der Lausitz ist.

Takeda GmbH
Sitz: Oranienburg
Beschäftigte: mehr als 800 Beschäftigte
Produkte: Arzneimittel für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, Krebserkrankungen und Magen-Darm-Erkrankungen.

Takeda Deutschland.

Die japanische Takeda-Gruppe ist ein global führendes biopharmazeutisches Unternehmen. Als größter japanischer Arzneimittelhersteller ist Takeda in 80 Ländern rund um den Globus vertreten. Seit 2011 ist das Oranienburger Werk Teil des weltweiten Takeda-Netzwerkes. Hier werden Arzneimittel für die Behandlung von Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, für Krebs- und Magen-Darm-Erkrankungen hergestellt.

In Oranienburg hat sich das Unternehmen auf die Herstellung und Verpackung fester Arzneimittelformen wie Tabletten und Kapseln spezialisiert. Takeda produziert im Norden Brandenburgs jährlich über sechs Milliarden Tabletten und Kapseln, vor allem für den Export, und gehört zu den größten Unternehmen in der Region. Die Pharmazie kann dabei am Standort auf eine lange Tradition von über 135 Jahren zurückblicken.

PCK Raffinerie GmbH
Sitz: Schwedt
Beschäftigte: 1.200
Produkte: Benzin, Diesel, Heizöle, Flüssiggas, Bitumen, Kerosin, Aromate, Energie

Chemie 2 Copyright PCK Raffinerie GmbH

Die PCK-Raffinerie in Schwedt verarbeitet jährlich rund zwölf Millionen Tonnen Rohöl und zählt damit zu den größten Standorten zur Verarbeitung von Rohöl in Deutschland. Rund 90 Prozent der Versorgung des Großraums Berlin/Brandenburg mit Benzin, Kerosin, Diesel und Heizöl stammen aus Schwedt wie beispielsweise das Kerosin für den Flughafen BER. Auch 80 Prozent der Schwedter Haushalte werden über das Fernwärmenetz aus der PCK-Raffinerie versorgt, wo das Industriekraftwerk der Raffinerie Rückstände der Erdölverarbeitung verbrennt.

Die PCK-Raffinerie produziert rund 20 verschiedene Kraftstoff-Qualitäten und hat als eine der ersten Raffinerien in Deutschland Biokraftstoffe eingesetzt. Die Oderstädter liefern selbst auch hochwertige Biokraftstoff-Komponenten. Mehrheitseigner der PCK-Raffinerie ist gegenwärtig noch der russische Rosneft-Konzern. Die PCK-Raffinerie wird über die Druschba-Pipeline nahezu ausschließlich mit russischem Öl beliefert. Wegen des Öl-Embargos der EU gegen Russland will die Bundesregierung die PCK-Raffinerie deshalb unter staatliche Kontrolle stellen.

Trevira GmbH
Sitz: Guben
Beschäftigte: rund 550
Produkte: Filamentgarne

Die Trevira GmbH ist ein innovativer Hersteller von hochwertigen Markenfasern und Filamentgarnen. Sie werden verwendet für technische Anwendungen und Hygieneprodukte, Heimtextilien, Automobilinnenausstattungen und Funktionsbekleidung. Eigentümer der Trevira GmbH ist die thailändische Indorama Ventures PCL.

Trevira Guben ist der einzige vollstufige Filamentgarnhersteller in Europa. Der Herstellungsprozess reicht von der Polykondensation über die Spinnerei, Texturierung bis hin zur Schärerei. Darüber hinaus betreibt die Trevira GmbH in Guben ein Filamentgarn-Kompetenzcenter mit entsprechenden Pilotanlagen zur Entwicklung von glatten und texturierten Garnen.

Die Trevira Filamentgarne sind im Alltag vieler Menschen präsent, ohne dass dies immer bewusst wird. Sie sind in schwer entflammbaren Textilien in öffentlichen Bereichen oder in Transportmitteln zu finden oder im Dachhimmel, in den Seitenverkleidungen oder den Bezugsstoffen in der Innenausstattung vieler Automobile.

ORAFOL EUROPE GMBH
Sitz: Oranienburg
Mitarbeiterzahl: 1.100 (2.500 weltweit)
Produkte: Spezialfolien

Chemie 2 Copyight Orafol GmbH

Die innovativen Spezialfolien der ORAFOL Europe GmbH aus Oranienburg werden in mehr als 100 Länder vertrieben. Das Familienunternehmen gehört zu einem der international führenden Betriebe im Bereich der Kunststoffveredlung. ORAFOL gilt mittlerweile als das größte industrielle Familienunternehmen in Ostdeutschland.

Am Stammsitz in Oranienburg produziert ORAFOL mit 1.100 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Produkte, die unter anderem auf Verkehrszeichen und bei Verkehrssicherungssystemen, im Bereich des Personen- und Arbeitsschutzes sowie von der graphischen Industrie eingesetzt werden. Mit 17 Tochtergesellschaften ist die Gruppe in Europa, in Nord- und Südamerika, in Australien sowie in Asien vertreten.

Für rund 160 Millionen Euro will ORAFOL u.a. mit dem Neubau von zwei Produktionshallen das Werk in Oranienburg weiter ausbauen. Dort sollen künftig selbstklebende Folien produziert werden, die deutlich breiter als die aktuell im Markt verfügbaren sind. Gleichzeitig wird die Herstellung von Folien mit innovativen Funktionsschichten möglich, das sind zum Beispiel PVC-freie Schutzfilme für Oberflächen.

Zu den besonders gefragten Produkten der Oranienburger zählen Digitaldruckmaterialien, Plottermaterialien, Fahrzeugvollverklebungen sowie Laminier- und Kaschierfolien, Folien für Verkehrszeichen, Materialien zur Fahrzeugkennzeichnung und reflektierende Sicherheitsbekleidung.

Teil 1: Berlin

Wird fortgesetzt.

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