Samstag, April 20, 2024

Mehr Konnektivität für die Region: Die ostdeutsche Wirtschaft muss mit der Welt verbunden werden – über den Flughafen BER

Der Osten Deutschlands ist eine der attraktivsten Wirtschaftsregionen Europas. Das sehen nicht nur wir in der Region Berlin Brandenburg so. Auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum im Juni in Bad Saarow beschrieb Bundeskanzler Olaf Scholz die ostdeutschen Bundesländer als eine „Region im Vorwärtsgang“. Ein Beitrag von Aletta von Massenbach, CEO der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg.

Obwohl sich das Fluggastaufkommen am Flughafen Berlin Brandenburg im Jahr 2022 mit 18 Millionen Passagieren gegenüber 10 Millionen in 2020 fast doppelt hat, wird der Bundeskanzler bei „Vorwärtsgang“ wahrscheinlich nicht an den BER und seine Bedeutung für die Hauptstadtregion gedacht haben. Oder vielleicht doch?

Internationale Märkte brauchen internationale Anbindung

Der BER muss der Flughafen sein, der die „Region im Vorwärtsgang“ in Bewegung hält. Es geht um die Konnektivität, die die neuen Produktionsstandorte für Batterien, Halbleiter oder Elektroautos braucht. Deren Märkte reichen weit über Ostdeutschland hinaus und müssen von Arnstadt, Magdeburg oder Grünheide aus über den BER gut zu erreichen sein. Denn wenn die Firmengründerinnen und -gründer, die unsere Region für sich ausgewählt haben, nach ihren Entscheidungskriterien gefragt werden, dann ist die gute Erreichbarkeit ihrer Märkte bzw. ihres Produktionsstandortes ein entscheidendes Argument.

Ohne die herausragende Bedeutung der Ansiedlung von Hightech-Produktionsstandorten in unsere Region zu unterschätzen, geht die Aufgabe des BER darüber hinaus, Märkte erreichbar zu machen. In den Flugzeugen, die am BER starten oder landen, sitzen längst nicht nur Geschäftsleute. Zahlenmäßig haben der Tourismus und der gegenseitige Besuch von Freunden und Familien den größten Anteil an unserem Passagieraufkommen. Auch diesem Bedarf muss der BER als drittgrößter Flughafenstandort bundesweit und bedeutendster Flughafen Ostdeutschlands gerecht werden.

Bis zu einer neuen Verbindung, einem neuen Ziel, das vom BER aus zu erreichen ist, kann es ein langer Weg sein. Dass wir in diesem Sommer innerhalb sehr kurzer Zeit unsere Verbindung nach New York mit dem Angebot einer neuen Airline verstärken konnten, und dass es seit August Direktflüge nach Los Angeles gibt, waren erfreuliche Ausnahmen.

Eine „Region im Vorwärtsgang“ braucht Konnektivität, und zwar in die ganze Welt.

BER Flughafen Berlin-Brandenburg. Foto: Günter Wicker

Um die wirtschaftliche Entwicklung Ostdeutschlands auch in Zukunft mit der passenden Konnektivität bedienen zu können, müssen wir am BER die Erfordernisse der Region noch besser kennen und besser verstehen. Wir brauchen verlässliche Daten und Informationen, um die Airlines zu überzeugen, dass es wirtschaftlich Sinn macht, den Flughafen BER und damit die gesamte Region in ihr Flugangebot aufzunehmen.

Das Intel-Werk in Magdeburg ist sicher ein guter Opener für Gespräche mit den Airlines über die weltweite Wahrnehmung Sachsen-Anhalts als Wirtschaftsstandort. Aber man muss kein Luftfahrtexperte sein um zu erkennen, dass das Intel-Werk allein noch keine neue Verbindung nach San Francisco rechtfertigen würde. Was aber, wenn wir wüssten, welche weiteren Beziehungen zwischen den ostdeutschen Wirtschaftskernen und der Bay Area existieren? Und wenn dann noch die Information dazu käme, wie groß das Interesse von amerikanischen Touristen aus der Bay Area daran ist, den Ostteil von „good old Germany“ zu sehen, könnte daraus ein Business Case für eine Airline und somit eine neue Verbindung Ostdeutschlands in die Welt entstehen. Das Beispiel macht deutlich, dass es für Fluglinien sicher eine Menge guter Gründe gibt, den BER in ihr Streckennetz aufzunehmen. Informationen über die Attraktivität und die wirtschaftlichen Vorteile solcher Verbindungen können aber weit über die ostdeutschen Bundesländer verteilt sein.

Gemeinsam an der Story für neue Airlines und Destinationen arbeiten

Die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg hat diese Herausforderung bereits erkannt und im ersten Schritt einen Austausch mit den Tourismusverbänden der Länder intensiviert. Der touristische Verkehr wird bis auf Weiteres den zahlenmäßig größten Anteil am Flugverkehr des BER haben. Die Flughafengesellschaft wird die Informationsgewinnung ausweiten und so schrittweise immer mehr Argumente dafür sammeln, warum es aus Sicht der Airlines eine gute Entscheidung sein kann, die Destination BER in Ihre Streckennetze aufzunehmen.

Regelmäßige Tagungen wie das Ostdeutsche Wirtschaftsforum helfen uns, die notwendigen Kontakte und Impulse zu bekommen. Es sollte aber auch im Interesse der ostdeutschen Bundesländer und ihrer Wirtschaftsförderungen liegen, uns solche Informationen zur Verfügung zu stellen. Natürlich ist es unsere Aufgabe, mit den Airlines über neue Verbindungen zu reden und diese dann auch tatsächlich an den BER zu holen. Informationen über die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes zu sammeln, zu Argumenten zu verdichten und daraus eine gute Story über eine „Region im Vorwärtsgang“ zu formen, muss unser gemeinsames Interesse sein. Wir freuen uns über jeden Hinweis, jede Studie oder Statistik, die dazu beitragen kann.

Ostdeutschland besser an den BER anbinden

Die bedarfsgerechte Konnektivität der Region zu erhalten und zu verbessern hat einen weiteren wichtigen Aspekt: Es geht um die Frage der ersten und der letzten Meter, also um die Erreichbarkeit des BER aus der Region selbst. Mit dem Autobahnanschluss und vor allem mit seinem Bahnhof unter dem Terminal verfügt der BER infrastrukturell über beste Voraussetzungen für eine umfassende regionale Anbindung. Die Verbindungen nach Berlin sind bereits jetzt gut und werden in den kommenden Jahren sogar noch ausgebaut. Doch schon die Erreichbarkeit der Brandenburger Landeshauptstadt Potsdam ist schwierig. Zwar gibt es seit dem Sommer eine direkte Zugverbindung von Chemnitz und Dresden nach Rostock über den BER. Von den Landeshauptstädten in Ostdeutschland ist aber weiterhin keine einzige mit einer direkten Zugverbindung an den BER angebunden.

Die Verbindung der Region mit der Welt, die der Flughafen herstellen soll und muss, ist eine wichtige Aufgabe für die kommenden Jahre. Dazu bedarf es eines gemeinsamen Vorgehens. Das kommende ostdeutsche Wirtschaftsforum im Sommer 2023 könnte dazu den Startschuss geben. Als ambitioniertes Ziel könnte formuliert werden, dass der Flughafen in der Hauptstadtregion aus jeder Landeshauptstadt Ostdeutschlands in weniger als einer Stunde mit dem Zug erreichbar ist, damit die Wirtschaftskerne Ostdeutschlands durch schnelle Verbindungen zusammenzurücken. Eine solche Vernetzung würde das Einzugsgebiet des BER vergrößern. Sie könnte am Ende das entscheidende Argument dafür sein, dass sich weitere Airlines für den BER interessieren und neue Verbindungen in die ostdeutsche Region aufnehmen.

Aletta von Massenbach, Geschäftsführerin, Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, Foto: FBB/ Fabian Sommer

 

 

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