Wirtschaft und Markt

Brandenburg – Deutschlands neues Zentrum der modernen Mobilität

Tesla-in-Grünheide. Foto: AdobeStock

Am 22. März 2022 war es soweit: Nur 861 Tage nach der Entscheidung für den Standort Brandenburg rollen die ersten Tesla „Made in Brandenburg“ auf Deutschlands Straßen. Der Produktionsstart der Gigafactory in Grünheide ist ein Meilenstein in der wirtschaftlichen Entwicklung Brandenburgs und in der deutschen Automobilindustrie. Ein Beitrag von Dr. Steffen Kammradt.

Künftig sollen hier jährlich 500.000 Model Y vom Band rollen. Das größte Investitionsprojekt seit der Deutschen Einheit setzt neue Maßstäbe. „Deutschland kann schnell sein“ titelt die Süddeutsche Zeitung, „Grünheide schreibt Auto-Geschichte“ die Frankfurter Allgemeine Zeitung und ein „Signal für den Standort Ostdeutschland“ ist Teslas Gigafactory für das Handelsblatt.

Deutschland wird elektromobil und Brandenburg zum neuen Zentrum dieser modernen Mobilität.

Schon jetzt profitiert das Land von einer rasanten Entwicklung in der Wertschöpfungskette. Die Lithium-Ionen-Batterie – sie ist das Herz der Elektromobilität. In Brandenburg ist das größte Lithiumwerk Europas geplant. Die kanadische Firma Rock Tech Lithium hat sich für die Industrieregion Lausitz entschieden und will in Guben Lithium für jährlich bis zu 500.000 Elektroautos verarbeiten. 470 Millionen Euro will Rock Tech in Guben investieren und dabei 160 neue Industriearbeitsplätze schaffen. Damit wird Brandenburg „eine der ersten Regionen Europas, die fast die gesamte Wertschöpfungskette von Elektroautos abdeckt“, sagte Rock Tech-Chef Dirk Harbecke bei der Vorstellung der Pläne. Und weiter: „Wir sind in Brandenburg, weil sich hier ein Elektromobilitäts-Cluster bildet.“

Der nächste Schritt zur Batterie ist das Kathodenmaterial.

Foto: BASF Schwarzheide

Nicht weit von Guben entfernt errichtet die BASF eine große Fertigung für die Produktion von Kathodenmaterial. Neben der Kathode braucht eine Batterie die Anode. Das Material dafür will das australische Unternehmen Altech herstellen, das gerade seine Investition in die Fertigung von Anoden-Grafit im sächsischen Teil der Lausitz angekündigt hat. Ein Top-Investitionsprojekt in der elektromobilen Wertschöpfungskette ist die Produktion von Schnelllade-Akkus für LKWs beim US-Unternehmen Microvast, das zusammen mit dem Produktionswerk auch seine Europa-Zentrale in Ludwigsfelde angesiedelt hat. Olaf Arndt, Regionalexperte des Prognos-Instituts, sagt im Handelsblatt:

„In Brandenburg wird die Autoindustrie neu erfunden.“

Neben innovativen, emissionsarmen Antrieben geht die Entwicklung auch auf dem Feld der intelligenten Steuerung weiter: Die große deutsche Prüfgesellschaft DEKRA errichtet am Brandenburger Lausitzring ein europäisches Testzentrum für Autonomes Fahren. Der erste autonome Bus auf Brandenburgs öffentlichen Straßen hat währenddessen in Wusterhausen/Dosse erfolgreich seinen Testeinsatz absolviert.

Von der Straße in die Luft

Foto: Rolls Royce

Von der Straße in die Luft: Rolls-Royce, die Brandenburgische Technische Universität und die Firma APUS-Aeronautical Engineering arbeiten in Cottbus an nicht weniger als der Zukunft der Luftfahrt – mit neuen umweltschonenden Antriebstechnologien. Kernforschungsfelder des Center for Hybrid Electric Systems Cottbus (CHESCO) sollen hybrid-elektrische und elektrische Systeme in den Bereichen Luftfahrt, Bahn, Straße und Off-Road sein. Als Partner mit dabei ist das in Cottbus neu angesiedelte Institut für Elektrifizierte Luftfahrtantriebe des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Teil der modernen Mobilität sind auch die Innovationen in unbemannte Flugsysteme (UAS). In Brandenburg werden Drohnen entwickelt, produziert und mit immer neuen innovativen Funktionalitäten verbunden bis hin zum Einsatz in der Waldbrandbekämpfung. Drohnentests sind auf dem großen Testzentrum der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) im brandenburgischen Horstwalde möglich. Und mit dem Netzwerk CURPAS hat sich ein Nukleus entwickelt, der heute weit über die Region hinaus wirkt. Die Mitgliederzahl im Netzwerk hat sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht.

Auch auf der Schiene setzt sich die Geschichte der modernen Mobilität in Brandenburg fort

Foto: Deutsche Bahn AG

Auch auf der Schiene setzt sich die Geschichte der modernen Mobilität in Brandenburg fort mit dem künftigen ICE-Instandhaltungszentrum in Cottbus, wo allein 1.200 neue Arbeitsplätze entstehen werden. Damit bekommt die Lausitz-Metropole das modernste und umweltfreundlichste Bahninstandhaltungswerk in Europa. Auch der BahnTechnologieCampus Havelland setzt neue Akzente im Schienenverkehr. Auf der 45 Hektar großen Fläche rund um den großen Rangierbahnhof Wustermark westlich von Berlin entsteht ein Zentrum für moderne Bahntechnologien. Und die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) sowie die Deutsche Eisenbahn Service AG (DESAG) testen im Norden Brandenburgs bereits den Einsatz von Wasserstoff im Bahnbereich.

Damit fehlen nur noch die Wasserwege

Damit fehlen nur noch die Wasserwege. Und auch hier setzt die deutsche Hauptstadtregion auf moderne Mobilität – in Form eines Testfeldes zur autonomen Binnenschifffahrt auf der Spree-Oder-Wasserstraße. Ziel ist die Erprobung der Ver- und Entsorgung von Metropolregionen mit autonomen Binnenschiffen, die zudem elektrisch fahren sollen. Informationen über die Standortorientierung liefern Sensoren, die sowohl Signale vom Schiff an einen Verkehrsleitstand schicken, als auch Daten von Land empfangen können, um damit automatisch an- und abzulegen.

Zu Land, auf dem Wasser und in der Luft, von der Tesla Gigafactory bis zur autonomen Binnenschifffahrt – die moderne Mobilität ist ebenso vielfältig wie faszinierend. Sie gestaltet den Weg in die Zukunft – und ist in Brandenburg bereits Realität.

Der Autor: Dr. Steffen Kammradt

Dr. Steffen Kammradt. Foto: WFBB

Dr. Steffen Kammradt ist Sprecher der Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung des Landes Brandenburg (WFBB)

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